KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Familien-Bande

Von Alois Franz (30.4.2008)

Die Liste dessen, was man den so genannten 68er-Generation zur Last legt, ist lange. Ganz oben steht das Vergehen, die bürgerliche Familie subvertiert zu haben. Weniger die Tatsache, dass neue Lebensformen in Kommunen oder Wohngemeinschaften ausprobiert worden sind, dagegen konnte man mit den Mittel der Staatsgewalt und mit dem Terror des gesunden Volksempfinden trefflich vorgehen. Aber, dass das bürgerliche Familienbild angekratzt und die Familienstruktur mitsamt ihren Gewaltverhältnissen kenntlich gemacht worden sind, das nahm und nimmt man ihr wirklich übel. Zahlreiche politische Versammlungen und ungezählte Messen in Kirchen sämtlicher Konfessionen sind seit daher abgehalten worden und Millionen von Rollen Zeitungspapier sind bedruckt worden, um die Familie als den Ort der Harmonie und der Sicherheit darzustellen, der er nie gewesen ist. Realität ist vielmehr, dass die Familie ein Hort des Verbrechens ist, dass sich die gesellschaftlichen Gewaltverhältnisse in ihr zur Potenz konzentrieren.

Der Schutzmantel der Familie war es auch, der es möglich machte, dass das Verbrechen von Amstetten so lange unentdeckt geblieben ist, ja dass es überhaupt geschehen konnte. „Die Familie kann durch nichts und durch keine andere Lebensform ersetzt werden“, betonte Joseph Ratzinger letztes Jahr, und nicht wenige Parteiprogramme hierzulande sind im selben Ton gehalten. Jene politischen Kräfte, welche die Familie ins Zentrum ihres Handelns stellen kann man mit Fug und Recht als Kollaborateure des Herrn Fritzl bezeichnen. Jene, welche die Familie aus durchsichtigen Gründen ideologisch überhöhen oder religiös mystifizieren, als dessen Komplizen.

Die Empörung der Regierung bei der gestrigen Ministerratssitzung war nicht nur deswegen eine Heuchelei sondergleichen. Wer Verbrechen, wie jenes von Amstetten, zukünftig verhindern möchte, sollte weniger über Familienförderung sprechen, als über die Überwindung dieser vorzeitlichen Strukturen nachzudenken. Aber statt die Familie als Keimzelle der gesellschaftlichen Gewaltverhältnisse kenntlich zu machen, ist man doch nur um das Ansehen Österreichs im Ausland besorgt. Der Kanzler sprach von internationaler Rufschädigung und man werde ein Konzept entwickeln, „das Österreich wieder ins rechte Licht rückt“. Wie sich die Dinge gleichen: Wenn das Ausland motzt, dann rückt man zusammen, damit alles bleibt wie es ist.

Aktuelles:


KPÖ Oberösterreich: Jetzt Unterstützungserklärung unterschreiben!
(14.7.2021)

...mehr


Die Europäische Linke fordert einmal mehr das Ende der Blockade gegen Kuba
(13.7.2021)

...mehr


Die neue Juli Volksstimme 2021 ist da!
(13.7.2021)

...mehr


KPÖ Graz: Unsere Kandidatinnen und Kandidaten für Graz
(10.7.2021)

...mehr


38. Parteitag der KPÖ: In der ältesten Partei Österreichs übernehmen Junge das Ruder
(21.6.2021)

...mehr

Volksstimme - Politik & Kultur - Zwischenrufe links