KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Island, Testosteron & Statistik. Nachrichten aus dem Blätterwald

Island, fest in Frauenhand?

Von Melina Klaus (18.2.2009)

Island erlebt wohl gerade in manchen Belangen so etwas wie einen „Neubeginn“. Die drei größten Banken des Landes wurden nach dem Finanz-Kollaps verstaatlicht und Politiker, die in Spekulationen verwickelt waren, wurden weg-demonstriert. Nun ist die neue Hoffnung eine Politikerin und zwei der drei verstaatlichten Großbanken werden von Frauen geführt. Elin Sigfusdottir und Birna Einarsdottir wurden von der Regierung ernannt, „eine neue Kultur im Bankenwesen“ einziehen zu lassen und „die Sauerei, die Männer hinterlassen, aufzuputzen“, wie eine Regierungsspreche­rin sagte. Fachleute unterstützen diese Entscheidungen, die Aktienmärkte hätten Frauen nötig. So weit, so spannend, so gut.

Weniger gut aber bekommt mir die Geschichte, die in einem Magazin daraus weiter gesponnen wird. – Nicht etwa Lebenswelten, Geschlechterver­hältnisse, Erfahrungen, Machtverhältnisse, oder sonst was werden für Begründungen und Sinnhaftigkeit heran gezogen, nein, das Erklärungsmuster ist die Biologie. Studien nämlich stellen Korrelationen zwischen Hormonen und Risikobereitschaft her. Je mehr Testosteron, desto mehr wird spekuliert. (Harvard University, Cambridge und Stockholm School of Economics). Testosteron also macht, dass Risiken eingegangen werden, auch wenn „die Situation an den Börsen nicht gut aussieht.“ Testosteron, nicht handelnde, vernunftbegabte Individuen, nicht Profitpflicht bei Strafe des Untergangs, nicht Mechanismen und politisch hergestellte Bedingungen, des deregulierten Finanzmarktes. Ach so, Hormone sind’s. Na dann, …

Nicht weniger schrullig oder „herrschaftswis­senschaftlich“ als die Biologie (besonders wenn sie auf die Geschlechterver­hältnisse angewandt wird), kommt ja manchmal auch die Statistik daher. Allerdings kann frau sich diese auch zu eigen machen (vor allem, wenn sie auf beliebige Korrelationen verzichtet). In Deutschland hat erstmals ein Gericht aufgrund einer statistischen Wahrscheinlichke­itsrechnung eine Diskriminierun­gsklage einer Abteilungsleiterin gutgeheißen. Das Gericht folgte in seinem Urteilsspruch einem mathematischen Gutachten. Und die Rechnung geht so: Im besagten Betrieb sitzt auf 27 Chefsesseln keine einzige Frau, eine Hierarchieebene darunter beträgt der Frauenanteil 45%, bei allen Beschäftigten insgesamt beträgt der Frauenanteil 85%. Darauf nun die Mathematik der Wahrscheinlichke­iten und Zufälle angewandt, ergibt eine Wahrscheinlichkeit unter einem Prozent für die Annahme, dass in dieser Firma alle Chefposten rein zufällig mit Männern besetzt sind! Es muss also was anderes dahinter stecken. Nennen wir es Diskriminierung.

Also ran an die Taschenrechner! Aufsichtsräte, Banken, Universitäten, … wir errechnen die Unwahrscheinlichke­iten. Wir können nämlich rechnen! Auch „Milchmädchen“ hätte mann nie unterschätzen dürfen. Logisch ist sie nicht, die Ungleichverteilung, Zufall kann sie nicht sein. Biologie vielleicht? Nein!

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