KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Ohne Frauen ist keine Revolution zu machen!

Von Hannah Gerber (30.10.2009)

Das längst Überfällige ist eingetreten: Ausgehend von den sukzessiven Verschlechterungen ihrer Studienbedingungen und der Ankündigung neuer Verschärfungen hat sich an den Hochschulen und Universitäten des Landes breiter, bestens organisierter und vernetzter Widerstand entwickelt. Täglich erklären sich neue Gruppen und Personen des öffentlichen Lebens solidarisch mit den BesetzerInnen des Wiener Audimax, während sich laufend Universitäten und Fachhochschulen, mittlerweile auch jenseits des Landes, anschließen.

Kontakte zu GewerkschafterInnen und Solidaritätser­klärungen der Lehrenden gehören ebenso zu diesem Protest wie die Organisierung eines autonomen Bildungsbetriebes und eines anspruchsvollen Kulturprogramms. Die Sympathien mit den BesetzerInnen scheinen nicht enden wollend und die Chancen, sie zu vertreiben, wird von Minute zu Minute geringer. Die an den Unis entstandene Bewegung trägt in sich das Potential, den Kern einer die gesamte Gesellschaft erfassenden Bewegung gegen den Neoliberalismus zu bilden. Wie weit dies gelingt, werden die nächsten Tage und Wochen zeigen. Die Chancen stehen jedenfalls gut.

Dem hohen Bewusstseinsstand dieses Protests entsprechend sind Frauen von Anfang an tragender Teil der Bewegung und ihre Forderungen präsent. Inhaltlich werden die Verankerung feministischer Bildung und die Durchsetzung einer Frauenquote bei den Lehrenden gefordert. Studentinnen haben inzwischen einen eigenen Frauenort für sich reklamiert und bei der gestrigen Demo gab es einen eigenen Frauen-Lesben-Block. Sexuelle Übergriffe und sexistische Verbalattacken machen diese eigenständige Organisierung der Frauen unabdingbar.

Beispiele gefällig?

  • „Ausziehen“, „Schleich dich du Hure“, Buh – Rufe aus dem Plenum während (antisexistischer) Redebeiträge von Frauen
  • Sexistische Wortmeldungen am Mikrophon während und nach dem Plenum
  • Nackte Männerkörper und Schwänze auf der Bühne
  • Sexistische Wortmeldungen im Chat während des Livestreams
  • Sexistische Angriffe gegen Frauen: „Ihr seid sogar zu schiach, um euch zu missbrauchen“
  • Sexisten auf der Bühne, bei Reden, als Musiker
  • Sexuelle Übergriffe im Schlafsaal
  • Sprüche zur sexuellen Verfügbarkeit von Frauen während der Besetzung, in Foren, im Chat, z.B.: „Ich habe gehört, es gibt hier ein Puff“
  • Vortragende am Podium sind überwiegend männlich (Quote fordern aber selbst nicht einhalten).

„Solange es hier ein allgemeines Desinteresse für antisexistische Themen gibt, solange Menschen nicht eingreifen, wenn sexistische Aussagen getätigt werden und Übergriffe geschehen, wird hier der gesellschaftliche Normalzustand reproduziert!“, so die feministischen Aktivistinnen in einer Aussendung. Sie versuchen ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass ein sexistisches Klima einen Ausschlussmecha­nismus für Frauen darstellt und deren Einbeziehung in die Bewegung verunmöglicht. Das schadet insgesamt auch der Bewegung als solcher und ihrer Breite und Vielfalt, abgesehen davon, dass sie Frauen für ihre Ziele instrumentalisiert.

All dies – eigene Strukturen, das Bewusstsein der eigenen Lage – ist nicht selbstverständlich, sondern von Frauen vor Ort, oftmals gegen den Widerstand von Männern, erkämpft. Wie sagte doch Marx: der Grad der Befreiung der Frau ist der Gradmesser für die Befreiung des Menschen (oder so ähnlich).

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