Von Hannah Gerber (30.10.2009)
Kontakte zu GewerkschafterInnen und Solidaritätserklärungen der Lehrenden gehören ebenso zu diesem Protest wie die Organisierung eines autonomen Bildungsbetriebes und eines anspruchsvollen Kulturprogramms. Die Sympathien mit den BesetzerInnen scheinen nicht enden wollend und die Chancen, sie zu vertreiben, wird von Minute zu Minute geringer. Die an den Unis entstandene Bewegung trägt in sich das Potential, den Kern einer die gesamte Gesellschaft erfassenden Bewegung gegen den Neoliberalismus zu bilden. Wie weit dies gelingt, werden die nächsten Tage und Wochen zeigen. Die Chancen stehen jedenfalls gut.
Dem hohen Bewusstseinsstand dieses Protests entsprechend sind Frauen von Anfang an tragender Teil der Bewegung und ihre Forderungen präsent. Inhaltlich werden die Verankerung feministischer Bildung und die Durchsetzung einer Frauenquote bei den Lehrenden gefordert. Studentinnen haben inzwischen einen eigenen Frauenort für sich reklamiert und bei der gestrigen Demo gab es einen eigenen Frauen-Lesben-Block. Sexuelle Übergriffe und sexistische Verbalattacken machen diese eigenständige Organisierung der Frauen unabdingbar.
Beispiele gefällig?
Solange es hier ein allgemeines Desinteresse für antisexistische Themen gibt, solange Menschen nicht eingreifen, wenn sexistische Aussagen getätigt werden und Übergriffe geschehen, wird hier der gesellschaftliche Normalzustand reproduziert!, so die feministischen Aktivistinnen in einer Aussendung. Sie versuchen ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass ein sexistisches Klima einen Ausschlussmechanismus für Frauen darstellt und deren Einbeziehung in die Bewegung verunmöglicht. Das schadet insgesamt auch der Bewegung als solcher und ihrer Breite und Vielfalt, abgesehen davon, dass sie Frauen für ihre Ziele instrumentalisiert.
All dies eigene Strukturen, das Bewusstsein der eigenen Lage ist nicht selbstverständlich, sondern von Frauen vor Ort, oftmals gegen den Widerstand von Männern, erkämpft. Wie sagte doch Marx: der Grad der Befreiung der Frau ist der Gradmesser für die Befreiung des Menschen (oder so ähnlich).