KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Cash – und sorry …

Von Bärbel Danneberg (16.9.2011)

Der Equal Pay Day markiert jenen Tag im Jahr, ab dem Frauen im Vergleich zu Männern bis Jahresende „gratis“ arbeiten. Heuer fällt dieser Tag in Österreich auf den 4. Oktober, im Vorjahr war es der 29. September.

„Die armen Hascherln“, sagte Wirtschaftskammer-Präsident Leitl, die brauchen doch keine Extra-Lohnrunden, „ich bin der Meinung, die Frauen haben es verdient, jedes Jahr mit ihren Anliegen, mit ihren Sorgen und Problemen bei den Verhandlungen berücksichtigt zu werden.“ Mann weiß eben, was Frauen brauchen, und das seit Ewigkeiten, amen …

„Das Bruttojahrese­inkommen der unselbständig beschäftigten Frauen ist im Schnitt um 39 Prozent geringer als das der Männer“, heißt es im letzten Frauenbericht 2010. Altbekannte Tatsachen, wenig ist geschehen. Im Gegenteil, die Einkommensschere zwischen Männern und Frauen vergrößert sich in Österreich. Der Frauenbericht gibt dazu erhellende Einsichten. So sind nicht nur die schwierige Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die zunehmenden Flexibilisierun­gstendenzen auf dem Arbeitsmarkt und ein traditionelles Rollenverhalten hauptverantwortlich für den hohen „Gender Pay Gap“, vielmehr ist ein ganzes Ensemble an gesellschaftlichen Verhältnissen Voraussetzung für weibliche Einkommensdis­kriminierung.

Zu diesem Ensemble gehört eben auch, „dass Frauen in der Arbeitswelt niedriger eingestuft, weniger häufig befördert und für neu dazukommende Aufgaben oft nicht entsprechend mehr entlohnt werden“, sagt Ingrid Nikolay-Leitner, Anwältin für die Gleichbehandlung von Frauen und Männern in der Arbeitswelt. Die Unterschiede kämen auch aus der unterschiedlichen Anwendung von Kollektivverträgen. Diskriminierung falle nur auf, wenn man genau hinschaue, so Nikolay-Leitner.

Der Vorschlag von GPA und SPÖ, alle drei Jahre Extralohnrunden für Frauen einzuführen, hat eine gewisse Logik. Fraglich, ob das der Biss sein wird. Solange nicht das ganze gesellschaftliche Ensemble in den Blick kommt, wird immer wieder fadenscheinig begründet, weshalb Frauen so wenig verdienen – sie seien ein höheres unternehmerisches Risiko wegen der Kinder, der möglichen Schwangerschaft, weil sie Teilzeit arbeiten usw., wobei die vorgewiesenen Zahlen alle arbeitszeitbe­reinigt sind. Verschleiert wird damit, dass niedrig entlohnte Frauenarbeit den Unternehmen Extraprofite verschafft. Mindestlöhne, von denen frau auch leben kann, und Anhebung der Einkommen in niedrig entlohnten Frauenbranchen wie im Pflegebereich sind ebenso notwendig wie akzeptable Kinderbetreuun­gseinrichtungen und gut ausgestattete Infrastruktur sowie Arbeitsplätze in ausreichender Zahl, bei denen nicht um den billigsten Wert der Ware Arbeitskraft gefeilscht wird. Das ganze Heer von ungeschützten, flexiblen, oft am Rand der Legalität operierenden Arbeitsangeboten ist Lohndumping.

Das alles setzt sich in der Sozialversicherung fort. Lohniveau und Beschäftigungsdauer sind entscheidend für die Höhe von Arbeitslosengeld, Notstandshilfe und Pension. Frauen sind neben Kindern und Jugendlichen die Hauptbetroffenen unter den rund 500.000 manifest Armen in Österreich, ebenso Alleinerzieherinnen und Pensionistinnen. Da steht auf meinem Kontoauszug für die Pensionsüberweisung klein und fein: „Achtung! Ab 2011 Verschiebung der SZ Sept auf 31. Oktober!“ Die Sonderzahlung ist für PensionistInnen oft der Rettungsanker ihres Überlebens. Was passiert, wenn ich meinem Vermieter schreibe: Achtung, die Bezahlung meiner Miete wird verschoben?

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