Von Heidi Ambrosch (16.3.2012)
Mehr Frauen als Männer machen Matura und sie haben bessere Noten.
60 Prozent der AbsolventInnen des Medizinstudiums in Wien sind Frauen, ihr Anteil an den Studiumsbewerbenden beträgt 56 Prozent. Da muss es schon auffallen, wenn nur 43 Prozent der Frauen den Aufnahmetest bestehen, oder? Und Untersuchungen belegen es auch: Die stark naturwissenschaftlich-medizinische Ausrichtung des Testes macht es Männern aufgrund der nach wie vor vorhandenen Geschlechtersegmentierung in den schulischen Fächern leichter, ihn zu bestehen.
Die Medizin-Uni Wien hat daher beschlossen, ein gerechteres Bewertungsverfahren für die Aufnahmetest einzuführen. Aus den Testergebnissen soll ein Mittelwert nach den Geschlechtern getrennt errechnet werden, jene Gruppe die dabei schlechter aussteigt, soll milder beurteilt werden. Der Aufschrei erfolgte prompt, geht es doch um ein Stück mehr Geschlechtergerechtigkeit für Frauen. Von „Frauenbonus“ und „Quotenärztinnen“ wird geschrieben, Klagen werden angedroht. Denen gibt der Jurist Funk aber wenig Chancen: „Wenn eine undifferenzierte Gleichbehandlung aller im Ergebnis zu einer Diskriminierung führt, scheinen Strategien einer Differenzierung rechtlich nicht nur zulässig, sondern sogar geboten“, wird er in der Presse zitiert.
Zufrieden ist die Vizerektorin Gutierrez-Lobos aber noch nicht. Es soll ein neues Verfahren erarbeitet werden, dass sich stärker an den Grazer Test anlehnt, der neben naturwissenschaftlich-medizinischem Wissen auch kommunikative und soziale Fähigkeiten abfragt und bei dem Frauen deutlich besser abschneiden!
Bleibt die quengelnde Frage, warum das nur in Graz schon mitgedacht wurde?