Von Maria Wiener (14.12.2012)
Das größte Laufhaus Europas soll in Kürze in Niederösterreich eröffnet werden. Um diese Meldung gab es vor kurzem einige Aufregung und ich gestehe, ich wusste nicht, was ein Laufhaus ist. Wikipedia sei Dank, kann man solche Bildungslücken heutzutage ja aber in Sekundenschnelle schließen. Dort heißt es: „Ein Laufhaus ist ein Bordell, in dem Prostituierte ein Zimmer angemietet haben. Wenn sie auf Freier warten, steht ihre Tür offen. Die Freier können durch die Gänge des Hauses laufen (daher der Name Laufhaus), um mit den Damen in ihren Zimmern zu verhandeln und gegebenenfalls einen Prostitutionsvertrag zu schließen. Der Besuch kostet in den meisten Laufhäusern keinen Eintritt.“
Soweit so unspektakulär. Zumindest ließe diese Form der Sexarbeit Arbeitsbedingungen zu, für die Prostituierte in vielen Ländern Europas seit langem kämpfen. Ob sie auch eingehalten werden, steht wie immer auf einem anderen Blatt.
Ein wenig stutzig macht beim Überfliegen dieser Meldungen plötzlich der Gedanke, dass in Wien gerade ein Kampf gegen Straßenprostituierte läuft. Zumindest hat man den Eindruck, dass sich die Maßnahmen hauptsächlich gegen die Frauen in diesem Gewerbe richten. Ursprünglich wurden einige Beschwerden von AnrainerInnen im 14. Bezirk von der FPÖ und medial kampagnisiert, dann aber von der Rot-Grünen Stadtregierung durch rigorose Verbotsgesetze „gelöst“.
Aus Menasses „Erklär mir Österreich“ wissen wir, dass sich das erste Wiener „Laufhaus“ in der Girardigasse in der Nähe des Naschmarktes befand. Als nämlich Ende 1934 vom klerikalfaschistischen Ständestaat die Straßenprostitution verboten wurde.
Die beiden ohnehin reichsten Zuhälter haben sich mit dem Vermögen, das sie in dem daraufhin neu gebauten Bordell abkassierten, ihre Nasen vergolden lassen.
Ganz sicher ist es reiner Zufall, dass, nachdem die Pläne für das angeblich größte Bordell Europas „vor den Toren von Wien“ immer konkreter wurden, nun 2012 zum zweiten Mal in der goldenen Wiener Stadt die Straßenprostitution verboten wurde.