KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Hallo politische Freundinnen und Freunde!

Birge Krondorfer, auf der Bündnisdemo am 1. Mai in Wien

Von Birge Krondorfer (3.5.2010)

GenossInnen sage ich nicht, denn das würde nicht stimmen, aber – und das ist hier wichtig – es geht doch zunehmend und endlich darum sich über Unterschiede hinweg zusammen zu tun. Denn:

  • Wir sind die, die noch was wollen. Aber was wollen wir eigentlich?
  • Wir sind die, die noch kritisieren. Aber was kritisieren wir eigentlich?
  • Wir sind die, die unzufrieden sind. Aber womit eigentlich?
  • Wir sind die immer Guten. Sind wir das eigentlich?

Wir leben prekär – sagen wir.

Uns ist es nicht egal – aber wir sind für Egalität.

Es gibt keine Manifeste für das Gute mehr (es geht kein Gespenst mehr um …), nur noch Manifestationen des Schlechten. Und wir, wir betreiben die Kleingeisterei von Ressentiments untereinander und wir sind indifferent, gleichgültig der Welt gegenüber – d a s ist wirklich gespenstisch.

Es gibt meiner Ansicht nach aktuell vier beklemmend wesentliche ‚Problemzonen’, über die wir uns auseinandersetzen müssen. Um nicht im allgemeinen Elendsgewöhnun­gschor mitzusingen.

Das Problem der Arbeit. Wir kämpfen in unseren Gegenden um die Schaffung von Arbeitsplätzen. Das ist nicht nur an sich paradox, sondern für die anderen Vielen, wo doch weltweit Millionen Menschen nachgerade in sklavenähnlichen Arbeitsbedingungen (nicht) überleben. Was wir vergessen ist, dass die Stellung der Arbeit in der abendländischen Geschichte eine sehr spezifische ist; sie gehört zu unserem Identitätshaushalt. Der sogenannte Kampf um Arbeit ist also auch ein Kampf um unsere höchsteigene Selbstbestätigung.

Das Problem der ‚dritten’ Welt. Das eines der ersten Welt ist. Immer schon sind wir Angehörige (ob wir wollen oder nicht) eines alten ökonomischen Imperialismus und des Neo –Kolonialismus. Der Sozialstaat, in dem wir bei allen Schwierigkeiten leben, das ist global gesehen nicht nur das Unsoziale, sondern das Asoziale. Wir leben in einem virtuellen Realität; die wirkliche Realität, das ist der Hunger, die Millionen hungernden Menschen. Das haben die Linken immer verdrängt, nicht beachtet, nämlich, dass wir sehr gut leben vom westlichen Barbarentum. Unser Wohlstand ist unanständig.

Das Problem der Migration. Wir sind sozusagen ‚von der Wiege an’ gegen jede Form von Rassismus. Es gibt nicht nur hier eine Politik der Bösen, gegen die man sich selbstverständlich wendet. Wir wollen keine Festung Europa, wir lehnen Frontec genauso ab, wie den österreichischen Asylwahnsinn. Doch: ist es nicht ach so praktisch Sündenböcke zu haben, solche ‚Fektereien’, die uns in Wirklichkeit in unserer Ungestörtheit belassen, in unserer geschützten Matrix? Uns die Wohlanständigen.

Das Problem der Geschlechter. Das wird bei den meisten Linken immer noch als Nebenwiderspruch gehandelt und steht doch quer in und zu allen Lebensbereichen. Um nur das mit der Arbeit zum hunderttausen­dstenmal zu sagen: Frauen weltweit, also auch bei uns, vollbringen neunzig Prozent des unter- und unbezahlten Arbeitens. Frauen haben nicht die Macht; die Macher, die die Welt an die Wand fahren, sind Männer. Die Rechte, das ist männlicher Protofaschismus, auch wenn er sich mit ‚Rosen bekränzt’ und die Kapitalkapitäne, die Souveräne des Kapitalismus, das sind Männer.

Jede Zeit hat ihre Herausforderungen. Es gibt, sowie ich es sehe, zwei brennend aktuelle Aufgaben.

Es ist der dringliche Appell an die Freunde und Genossen usw. auszusprechen: nehmt endlich den Bruderkampf auf! Von Mann zu Mann, wenn es denn so deutlich gesagt werden darf. Ich finde nicht, dass es die Angelegenheit der Frauen, also jenen ohne Macht, ist, die Welt zu retten, auch wenn dies immer wieder, auch von uns selbst, geglaubt wird.

Es ist dringlich eine Selbstermahnung an uns alle auszusprechen: die Zeiten der selbstgefälligen richtigen Theorien, wegen derer man mit den ‚Verwandten’ nicht kann, sind passé. Was benötigt wird, ist das Begreifen des größten gemeinsamen Elementaren u n d ein gemeinsames Handeln. Es geht um Gestaltungswillen und Selbstrelativi­erung. Es geht um u n s e r e Verantwortung. Es geht fraglos um eine Ethik und Politik der Verantwortung!

Rede 1. Mai 2010 – ungefährer Wortlaut der Situation – von der Autorin ein wenig ausgebaut

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