KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Gleiche Bezahlung für gleiches Pensionsantrittsalter

(16.12.2011)

Eine breite Allianz aus Österreichischer Frauenring, Netzwerk-Frauenberatun­gsstellen, UFF-Frauenvolksbe­gehren, Plattform 20000frauen und den ÖGB-Frauen tritt vehement gegen die derzeit in Wirtschaft und Politik diskutierte vorzeitige gesetzliche Anhebung des Frauenpension­salters auf 65 Jahre auf. „Eine Pensionsanhebung kann es nur geben, wenn endlich die ökonomische und gesellschaftliche Gleichstellung von Frauen und Männern umgesetzt ist“, so Traude Kogoj vom UFF-Frauenvolksbe­gehren.

Die Allianz vertritt über eine Million organisierte Frauen in Österreich, die es satt haben, für die anhaltende Wirtschaftskrise herzuhalten: „Jene Manager, die die Krise ausgelöst haben, sind genauso wenig wie die Finanzwelt zur Kasse gebeten worden. Das Ergebnis ist – wie wir alle wissen – die Wirtschaftskrise hat sich verschärft. Und jetzt sollen wieder einmal Frauen herhalten, um aus dieser Finanzmisere herauszukommen. „Nicht mit uns“, so Petra Unger, Sprecherin der Plattform 20000Frauen. Eine Gleichstellung des gesetzlichen Pensionsantrit­tsalters kommt für die Allianz nur in Frage, wenn die Gleichstellung in allen gesellschaftlichen Bereichen, insbesondere aber bei der Entlohnung Realität ist.

Voraussetzung: Benachteiligungen im Erwerbsleben beseitigen

Die Einkommensschere liegt zwischen 18 Prozent und 40 Prozent. Das bedeutet, dass Frauen in Österreich am Monatsende durchschnittlich fast ein Drittel weniger Geld in der Tasche haben als Männer. Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit steht als Forderung seit rund 100 Jahren auf der politischen Agenda und ist für uns eine Grundvoraussetzung für alle Pensionsüberle­gungen. Denn die Einkommens- und Karriereentwicklung verläuft bei Frauen völlig anders als bei Männern. „Wer Frauen eine höhere Pension verspricht, wenn sie länger im Erwerbsleben bleiben, sagt nur die halbe Wahrheit. Die Einkommensschere und die Benachteiligungen am Arbeitsmarkt werden durch eine Anhebung des Antrittsalters nicht geringer. Es garantiert Frauen auch nicht, dass sie bei einem späteren Pensionsantritt einen gut bezahlten Arbeitsplatz haben“, stellt Brigitte Ruprecht, Bundesfrauenvor­sitzende des ÖGB, klar. Eine weitere Voraussetzung ist die Umverteilung der bezahlten und unbezahlten Arbeit. Auch dürfen weiblich dominierte Berufsfelder nicht geringer bewertet werden als typisch männliche. (Dienstleistung – Technik). Erst wenn Chancengleichheit und Einkommensgerechtig­keit in der Arbeitswelt gelebt werden, kann die Anhebung des Frauenpension­salters auf 65 Jahre eine Selbstverständlichke­it sein.

Mythos gesetzliches Pensionsalter

Mythen haben es an sich, dass sie gepflegt werden, ohne deshalb richtiger zu werden, so Christa Pölzlbauer, Vorsitzende des österreichischen Frauenringes. Das gilt auch für das tatsächliche, durchschnittliche Pensionsantrit­tsalter. Aktuell liegt das tatsächliche Pensionsantrit­tsalter von unselbstständig Erwerbstätigen für Frauen bei 57 Jahren, obwohl das gesetzliche 60 vorschreibt. Männer gehen tatsächlich mit 58,9 Jahren in Pension, obwohl das gesetzliche bei 65 Jahren liegt. Tatsächlich sind es also weniger als zwei Jahre, die zwischen dem tatsächlichen Pensionsantritt der Frauen und dem der Männer liegen. Während Frauen lediglich drei Jahre vor dem gesetzlich vorgeschriebenen Antrittsalter in Pension gehen, tun dies Männer sechs Jahre früher. Soweit der Mythos vom Pensionsantritt mit 65 Jahren. (Statistik Austria 2010)

Mythos hohe Kosten wegen hoher Lebenserwartung

Frauen leben aus heutiger Sicht im Durchschnitt cirka fünf Jahre länger als Männer. „Das bedeutet aber nicht, dass sie deshalb auch mehr Pensionsgeld bekommen. Die Statistiken belegen jedes Jahr aufs Neue, dass nicht Frauen die höheren Kosten verursachen, dazu ist ihre Pension einfach zu niedrig“, so Brigitte Ruprecht.

2010 betrug die durchschnittliche Pensionshöhe für Frauen 786 Euro und für Männer 1.288 Euro. Vereinfacht man die Berechnung auf die unterschiedliche Bezugsdauer (Frauen 27,5 und Männer 22,5 Jahre) kommen Frauen auf eine Lebenspension von rund 300.000 EURO und Männer auf ca. 400.000 EURO. Das bedeutet, im Durchschnitt bekommen Männer rund 100.000 EURO mehr an Pensionsgeld, obwohl sie kürzer leben.

Mythos: „Viele Frauen wollen länger arbeiten, dürfen aber nicht“

„Nach unserer Erfahrung trifft das nur auf relativ wenige Frauen zu, die gut bezahlte und interessante Jobs haben.“ führt Marion Breiter vom Netzwerk österreichischer Frauen- und Mädchenberatun­gsstellen aus. Hier müssten Sanktionen beschlossen werden, denn der EuGH hat bereits festgestellt, dass Frauen aufgrund ihres früheren gesetzlichen Antrittsalters nicht zu einem früheren Zeitpunkt als Männer gekündigt werden dürfen. Die Betriebe haben diese Rechtssprechung in der Praxis anzuwenden! Es ist jedenfalls kein Grund für die Hinaufsetzung des Pensionsalters für alle Frauen. Denn für sehr viele würde das lediglich längere Arbeitslosigkeit und weniger Pension bedeuten.

Erst der Beginn

Eine Milliarde EURO, die der Staat durch die Pensionsanhebung bei den Frauen lukrieren möchte, sind angesichts des Budgetlochs von EUR 216.481.800.000 – rund 217 Milliarden EURO – nicht einmal der berühmte Tropfen: „Wir erwarten uns von der Politik mehr als eine Schnapsidee, die nur einen Teil der Bevölkerung, nämlich die Frauen, zur Kasse bittet. Wo bleiben die Beiträge jener, die die Krise verursacht haben? Wir erwarten uns von der Politik ernstzunehmende Vorschläge und keine Hüftschüsse“, so Traude Kogoj. Einseitige Sparmaßnahmen, die sich gegen Frauen richten, werden von der Allianz nicht geduldet. „Das ist erst der Beginn unseres Unmuts“, meint Petra Unger abschließend.

Pressetext der Allianz zur Pressekonferenz 14. Dezember 2011, Wien

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