KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Österreichischer Frauenring vergibt Preis für Zivilcourage 2014 an Irma Schwager

(14.3.2014)

Werte Anwesende, liebe Irma. Es freut mich sehr heute diese Laudatio für dich halten zu können, wohl wissend, dass man deinem vielfältigen widerständigen Leben in 5 Minuten nicht gerecht werden kann. Laudatio von Heidi Ambrosch, Frauensprecherin der KPÖ

Daher ist es gut, dass mittlerweile schon einiges im Netz zu deiner Geschichte abrufbar ist. Auszüge aus einer Diplomarbeit, Interviews, in denen Irma, damals noch mit Nachnamen Wieselberg, ihre Eindrücke aus dem Jahr 1938 schildert, wie sie die marschierenden Nazitruppen und die ihnen zujubelnden Menschen erlebt hat, die Juda-verrecke-Rufe.

Irma flüchtet noch im selben Jahr nach Belgien, dann weiter nach Frankreich, wo sie in einem Internierungslager festgehalten wird und erst nach mehreren Fluchtversuchen nach Paris geschleust werden kann. Ein Teil ihrer Widerstandsarbeit war die sogenannte „Mädelarbeit“. Sie hatte quasi die Aufgabe auf Aufriss zu gehen und zu versuchen, deutsche Soldaten von der Sinn- und Ausweglosigkeit des Krieges durch Gespräche und Überreichen von Agitationsmaterial zu überzeugen.

Was mich an ihren Erzählungen darüber immer etwas irritierte, war die fehlende Angst mit der sie das offensichtlich tat, wo doch jeder Versuch mit Folter und Tod hätte enden können und für nicht wenige junge Frauen auch geendet hat. 1944 wird Irma – mit ihrem ersten Kind schwanger – von der Widerstandszentrale nach Brüssel zurückgeschickt und arbeitet dort bis Kriegsende in der Leitung der „Front National Autrichien“ für die Organisierung der Exilösterreiche­rInnen in Belgien und Frankreich. 1945 kehrt sie nach Wien zurück. Ihre Eltern haben die Shoah, den Holocaust nicht überlebt.

In den darauffolgenden Jahren muss sie erleben, wie einerseits Nazis und Antisemiten in führenden Positionen verblieben, andererseits der Antikommunismus geschürt wurde, ein Grund, warum sie erst heute, im 94. Lebensjahr, eine öffentliche Ehrung erhält. Bis heute wird der kommunistische Widerstand immer noch weitgehend ausgeblendet, obwohl im Spiegel der vorhandenen Polizei- und Gerichtsmaterialien dieser zahlenmäßig weitaus der Stärkste von allen politischen Gruppen war. 50 % der vom Volksgerichtshof und den Oberlandesgerichten Wien und Graz verurteilten ÖsterreichInnen waren dem kommunistischen Widerstand zuzurechnen. Die illegalen Druckwerke dieser Zeit sind an die 90% kommunistischer Herkunft. Die KPÖ war die einzige Partei, die von Anfang an zum aktiven Widerstand, zur Wiederherstellung der Unabhängigkeit Österreichs aufgerufen hatte.

Zurück in Österreich hat Irma bald einen dauerhaften Platz in der österreichischen Frauenbewegung eingenommen, zunächst als verantwortliche Sekretärin im Bund Demokratischer Frauen, ab 1972 als dessen Vorsitzende bis 1989, wo sie zur Ehrenvorsitzenden gewählt wurde. Bis heute schart sie einmal im Monat in der Frauenhetz eine Gruppe von Frauen um sich, um über aktuelle politische Themen zu diskutieren. Viele Jahre war sie auch in den höchsten leitenden Gremien der KPÖ aktiv, mit ihr hat die KPÖ als erste Partei ein eigenes Frauenprogramm entwickelt, das im kommenden Herbst in seiner dritten überarbeiteten Form neu aufgelegt wird.

Zahlreiche Forderungen aus der Arbeitswelt, die der BDF im Laufe der Jahre vorgetragen hat, sind noch immer auf der Tagesordnung. Ein großer Meilenstein zu mehr Geschlechterge­rechtigkeit war die Familienrechtsre­form und die Fristenregelung, wofür der BDF mit Irma Schwager gekämpft hat. Besondere Bedeutung für sie hatte selbstverständlich auch der Internationale Frauentag, der jedes Jahr organisiert wurde und für den jedes Jahr zur Demonstration aufgerufen wurde, Anfang der 80er Jahre erstmals gemeinsam mit vielen anderen Organisationen, denn auch das war ihr ein Hauptanliegen, immer die Aktionseinheit zu suchen, weil es soviel Gemeinsames gibt und wir nur gemeinsam stark sind.

Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus, niemals vergessen ist untrennbar mit Irmas Engagement verknüpft und ein Auftrag an uns wachsam zu sein gegenüber Rassismus, dem Erstarken nationalistischer, rechtsradikaler Parteien auf dem Boden wachsender sozialer Ungleichheit. In diesem Sinne, danke ich dir Irma aus ganzem Herzen, für deine Zivilcourage, aus der wir lernen können.

Rede von Irma Schwager bei einer antifaschistischen Gedenk-Kundgebung der KPÖ am 70. Jahrestag der Annexion Österreichs 

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