KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Die KPÖ am UZ-Pressefest in Dortmund 2011

Von Patrick Kaiser (30.6.2011)

Vom 24. bis 26. Juni 2011 fand wieder das, weit über deutsche Landesgrenzen bekannte, UZ-Pressefest der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) statt. Die KPÖ hat sich heuer entschlossen nicht nur einen Delegierten, sondern eine ganze Abordnung samt Info-Stand zu entsenden.

Mit langer Tradition wird dieses Solidaritätsfest – seit 1995 im Ruhrpott, genauer im Revierpark Wischlingen bei Dortmund – von der DKP organisiert. Es stellt nach eigenen Angaben das größte und schönste Fest der deutschen Linken dar. Hier soll Mut gemacht werden zum Kampf gegen Kapitalismus und Imperialismus. Die DKP will bei diesem Fest, gemeinsam mit gewerkschaftlichen, sozialen, Umwelt- und Friedenskräften zeigen, dass eine andere Welt möglich ist und dass es viele gleichgesinnte Mitstreiter zu diesem Anliegen gibt. Internationale Solidarität, Freundschaft sowie Kultur werden mit Feiern und Lachen verknüpft. In nicht gerade einfachen Zeiten für die Linke wird facettenreich vermittelt: Kapitalismus ist nicht die Lösung, sondern das Problem.

Die Anreise der teilnehmenden österreichischen Genossen in den Ruhrpott erfolgte aus logistischen, sowie Zeitgründen getrennt. Zwei KPÖ-Mitglieder aus Oberösterreich (Michael und Jörg) kamen mit einem Wohnwagen. Was insofern vorteilhaft war, da ein großes Party-Zelt mitgebracht werden konnte. Dieses lernten wir an den beiden verregneten Festtagen Freitag und Samstag zu schätzen. Die Wiener Abordnung (Christoph, Peter, Roland und Patrick) wählte die Anreise per Bahn. Was zwar auf Grund der leistungsfähigen ICE-Verbindungen in Deutschland weniger beschwerlich war als es klingt. Dessen ungeachtet stellte der öffentliche Transport von geschätzten 40 kg Infomaterial eine große Anstrengung dar. Hinzu kam, dass nur mehr billige Tickets in verschiedenen Zügen verfügbar waren. So führte die segregierte Anreise dazu, dass die Teilnehmer am Freitag quasi „eintröpfelten“, und auch von verpassten Zügen durch Verspätungen beim Umsteigen nicht verschont blieben. Erst ca. um 21 Uhr waren alle GenossInnen am Stand versammelt, der netterweise von den Oberösterreichern bereits aufgebaut und betreut war. Zum Glück ließ sich das Festareal gut mit der Schnellbahn vom praktischerweise in Bahnhofsnähe gelegenen Hotel erreichen.

Ein erster Überblick zeigte das Grün- und Erholungsgebiet „Revierpark Wischlingen“ als ideales Festgelände, selbst starker Regen verwandelte die Gehwege nicht in „Matschbahnen“. Dieser Park wurde ja – wie einige andere im Ruhrgebiet – in den 1970er Jahren angelegt, um der arbeitenden Bevölkerung im Pott Erholung vor der Haustür anzubieten. Wie ein späterer Stadtrundgang zeigte, ist solch ein Gegenangebot durchaus notwendig, wiewohl er an diesem Wochenende seine Funktion zur Unterhaltung und Information des Proletariats am Besten erfüllen konnte.

Nach der offiziellen Eröffnung gegen 16 Uhr war der Infostand-Abend am Freitag rasch vorbei, die Besucherzahl am Fest hielt sich bei starkem Regen in Grenzen. Trotzdem war der KPÖ-Stand sehr gut besucht, viele GenossInnen aus Deutschland zeigten sich erfreut, dass auch die „Ösis“ erstmals einen Stand am Fest betreiben. Nachdem Finsternis über das Revier hereingebrochen war, mussten wir in Ermangelung einer Lichtquelle w.o. geben. Was einigen Beteiligten allerdings eher zupass kam, da sich die Anreise teilweise doch ziemlich beschwerlich gestaltet hatte. Das Abendprogramm wurde noch ein wenig bei gutem Essen und kühlem Bier genossen, anschließend die Heimreise in den Wohnwagen bzw. das Hotel angetreten. Interessanterweise fährt die S-Bahn im Ruhrgebiet die ganze Nacht durch, wodurch ein teures Taxi nicht notwendig war. Der Zug war gut frequentiert, was Verantwortliche der ÖBB über ihre Betriebszeiten zu denken geben sollte. Oder ist das Taxigewerbe und die Individualver­kehrslobby in Österreich einfach einflussreicher?

Auch der Samstag bot durchwachsenes Wetter, es kübelte den ganzen Tag. Fast als schien der Himmel zu weinen, über alle, die nicht an diesem tollen Fest teilgenommen haben. Die deutschen und internationalen GenossInnen sowie die Abordnung der KPÖ ließen sich die Stimmung nicht verleiden und feierten ausgiebigst. Wieder war unser Stand eindrucksvoll frequentiert. Während am restlichen Festgelände eine interessante Diskussion der Nächsten folgte und auch das Musik- und Gastronomieprogramm seines Gleichen suchen konnte, kamen wir am KPÖ-Stand fast nicht nach, Info- und Promotionsmaterial zu verteilen. Als absolute Renner erwiesen sich (versehentlich mitgebrachte) alte Volksstimme-Ausgaben, die wir zu diesem Anlass gratis verteilten. Auch der KPÖ-Feuerzeug-/Kugelschreiber­bestand schrumpfte im Laufe des Tages bedenklich. Ebenso wurden Aktionsbroschüren, Parteitags-Broschüren und unser Frauenprogramm gerne angenommen. Buttons sowie Pickerl erfreuten sich großer Beliebtheit. Begeisterung keimte auf, als wir die mitgebrachten (zugegeben wirklich exzellenten) Wahlkampfplakate der KPÖ-Oberösterreich gratis verteilten. Sujets wie „Du darfst – KP֓, „Rot werden ist menschlich, rot wählen auch“ wurden uns buchstäblich aus der Hand gerissen, auch das KSV-Lilli Plakat „Weil beten nichts hilft“ war heiß begehrt. Viele KPÖ-Plakate werden in Deutschland nächster Zeit sichtbar sein.

Es entspannten sich viele Diskussionen zu unserem Parteiprogramm, wobei dieses in Summe sehr positiv aufgenommen wurde. Immer wieder tauchten auch Abgeordnete der DKP auf, um ihre Freude über unsere Teilnahme kund zu tun. Auffallend war, dass wir oftmals auf die KP Steiermark angesprochen wurden, eine Existenz von aktiven KPÖ-Gruppen abseits von Graz dürfte nicht jeder/m deutschen GenossIn bewusst gewesen sein. In diesem Sinne leisteten wir wertvolle Aufklärungsarbeit.

Ein kleiner Bereich des Infotisches wurde übrigens – im Sinne der Zusammenarbeit und Solidarität unter linken Gruppierungen – für Material von Gen. Roland, der auch beim „Gegenstandpunkt“ aktiv ist, zur Verfügung gestellt. Diese Tatsache bot einige Male Anlass zu interessanten Diskussionen. Wobei die Tatsache, dass innerhalb der KPÖ solch offene Zusammenarbeit möglich ist, Wohlwollen auslöste. So zeigten wir eindeutig gelebte Zusammenarbeit – trotz punktueller Differenzen – unter Linken.

Interessante Details über die Aktivität der Neonazi Szene in Dortmund konnten in Erfahrung gebracht werden. Ganz in der Nähe des Revierparks liegt der Stadtteil Dortmund-Dorstfeld, wo von Ultrarechten eine „National-Befreite Zone“ ausgerufen wurde. Übergriffe gegen Linke und AusländerInnen und Beschmieraktionen mit rechten Kotz-Parolen stehen dort an der Tagesordnung. Ein deutscher Standbesucher meinte gar, er werde aus diesem Stadtteil wegziehen müssen, da er seines Lebens nicht mehr sicher sei. Widerstand und Aufklärungsarbeit zu diesem Thema tun absolut Not.

Auffällig war jedenfalls, dass Frauen und Jugendliche beim UZ-Fest in der Minderzahl waren. Oft bestanden die Festbesucher und KommunistInnen aus honorigen Herren, mit zweifelsohne korrekter politischer Meinung. Eine Entwicklung, die wir ja auch in der KPÖ verfolgen können. Hier muss die konsequente Linke sicher aufpassen, den Zug der Zeit nicht zu verpassen. Die Mobilisierung erweiterter Gesellschaftsschichten anstreben. Dennoch zeigt sich ja gerade in der KPÖ in letzter Zeit ein Trend in die Gegenrichtung, was hoffnungsvoll stimmt. Trotzdem sollte vielleicht das Jugend- und Frauenprogramm in allen kommunistischen Organisationen einmal überdacht und erweitert werden.

Im Laufe des Samstages wurden auch Parteikontakte vertieft: Genosse Peter Kubelka überreichte – als Zeichen der Freundschaft und Verbindung – in Begleitung zweier anderer Genossen – eine KPÖ-Wimpel an den bis vor einem Jahr Vorsitzenden der DKP, Heinz Stehr. Dieser war darüber, und unsere Anwesenheit, sichtlich erfreut. Er sprach uns und der Partei Mut zu, den Kampf gegen die Macht des Kapitals fortzusetzen. Im Zuge dieses Empfanges war es uns auch möglich, mit einem Genossen der US-amerikanischen KP zu plaudern. Was Genosse Peter ausgiebig nutzte, um Eindrücke aus der Parteiarbeit in den – nicht gerade Kommunismus-affinen – Vereinigten Staaten zu sammeln.

So ging auch der Samstag vorüber, das Wetter verschönerte sich nicht, aber wir – und alle anderen Teilnehmer des Festes – hielten eisern durch. Rundherum passierten interessante Diskussionsrunden, die Musik wurde immer eingängiger und das gastronomische Angebot zeigte sich vielfältig. Auffallend waren die zahlreich günstig erhältlichen vegetarisch/veganen Gerichte, welche sich ausnehmend gut verkauften. Hier entwickelt sich scheinbar ein Trend weg von industrieller Lebensmittelpro­duktion und Umweltausbeutung, den die Linke nicht verpassen darf. Die lukullischen Köstlichkeiten wurden übrigens meist von den Infostandbetreibern selbst gestellt, wenige kommerzielle Stände waren am Platz. Dadurch bot sich die Möglichkeit günstiger Verpflegung für Alle. Wieder ging denn am Samstag gegen 22 Uhr überraschenderweise die Sonne endgültig unter, trotz massiver kommunistischer Proteste, so dass wir unseren Stand – nebenbei in Ermangelung von zu verteilendem Material – schließen mussten. Teile der Abordnung zogen das Feiern am Festgelände dem Hotel/Wohnwagenbett vor. Interessante Kontakte wurden geknüpft, bei mehr als drei Bier fehlten inhaltsreiche Diskussionen nicht. Gen. Roland konnte schlussendlich als letzter Übriggebliebener noch in einem politisch korrekten Lokal bis 6 Uhr früh die kleine linke Szene Dortmunds kennenlernen.

Da wir überraschenderweise kein Info-Material mehr zur Verfügung hatten, entschlossen wir uns Sonntags, das endlich eingetroffene schöne Wetter zu genießen und somit das Fest aus der Perspektive der Besucher zu erleben.

Vorher blieb noch Zeit für einen kleinen Spaziergang durch die Dortmunder Innenstadt. Was sich etwas erschreckend darstellte. Fußgängerzonen umrahmt von grauen Zweckbauten, autogerechte vier- bis sechsspurige Autobahnen direkt an der winzigen Innenstadt. Der marginale öffentliche Verkehr in den Untergrund verbannt, um den Individualverkehr ja nicht zu stören. Damit erweckt die Stadtmitte außerhalb der Geschäftsöffnun­gszeiten den Eindruck völliger Leblosigkeit. Bankenhochhäuser und eintönige Konsumtempel prägen das Bild. Wenige bis gar keine Freiräume ohne Konsumzwang, einfach eine Menge an Beton. Dafür massive Polizei- und Security-Präsenz an jeder Ecke. Bezeichnend ist die letzte große Kulturinvestition der Stadt: Ein Fußballmuseum wird prominent mitten im Zentrum errichtet. So sieht also eine Hanse-Stadt mit großer Tradition aus, die ganz nach den Wünschen des Kapitals und nicht deren der Bewohner – nach großer Zerstörung im 2. Weltkrieg – wiederaufgebau­t wurde.

Gerade in Dortmund herrscht die größte Arbeitslosigke­itsrate im Ruhrpott. Linke Kräfte können scheinbar auch dort diesen Teufelskreis aus Tristesse, Perspektivenlo­sigkeit und Unterdrückung nicht voll für ihre Positionen nutzen. So ist es nicht verwunderlich, dass fehlgeleitete Verzweifelte das Bild der – gesehenen – eintönigen Außenbezirken mittels vieler aus den Fenstern hängenden Deutschland-Fahnen prägen. Eine große Aufgabe für die Linken, diese Menschen davon zu überzeugen, dass nicht Ausgrenzung, sondern Zusammenhalt der Unterdrückten das System verändern kann. Natürlich haben wir nur einen kleinen Teil der Stadt gesehen, aber es hinterließ – ganz im Gegensatz zu den netten kommunistischen Aktivisten – ein zwiespältiges Bild.

Beim Fest selbst machte sich an diesem abschließenden Sonntag eine zunehmend entspanntere Stimmung – sonniges Wetter und damit verbundener größerer Besucherandrang taten ihres – breit. Zudem war wohl jeder über das gute Gelingen der Veranstaltung erfreut. Eine sehr interessante Diskussion zum Thema „In welchem Kapitalismus leben wir“ konnte von der verbliebenen Delegation verfolgt werden. Die Genossen aus Oberösterreich hatten nämlich bereits die verdiente Heimfahrt angetreten. Auch wurde z.B. ein Vertreter von ATTAC Deutschland zum KPÖ-Fan, nach dem Darlegen unserer Standpunkte zu Grundeinkommen, Energiegrundsiche­rung und Öffi-Freifahrt. Seiner Meinung nach wird auch ATTAC immer progressiver, viele Kräfte in dieser Organisation drängen inzwischen weg von punktuellen Verbesserungen hin zu einem Systemwechsel. Brennende Diskussionsthemen wie „Stuttgart 21“, „Atomkraft-unsozial“, „Scheitert die EU?“, „Revolte oder Revolution im arabischen Raum“ usw. wurden leider schon an den beiden Vortagen behandelt, so dass wir in diesen Belangen – abgesehen von mitgenommenen Lesestoff – relativ uninformiert blieben.

In diesem Zusammenhang zeigte sich, wie wichtig eine diversifizierte Medienlandschaft ist, die wir in Österreich ja nicht gerade erleben. Zeitungen wie „Junge Welt“ und „Neues Deutschland“ (die Gratisexemplare verteilten) bringen Infos und Hintergründe, die man sonst so nur versteckt im Internet findet. Ein Beispiel: Enthüllungen über einen „Agent Provocateur“ im Zuge der letzten Stuttgart-21 Proteste: Wie könnte man in Österreich zu solchen Informationen gelangen, wie die Staatsmacht legitime Proteste zu desavouieren versucht?

„Geplündert“ wurde auch noch der riesige Büchermarkt in einer großen Halle beim Eingang. Ein interessantes Gespräch mit deutschsprachigen Vertretern des „Zentralorgans der Bewegung der Zukunft Afghanistans“ (sie wollen sich dort NOCH nicht KommunistInnen nennen, die Zeit ist ihrer Meinung nach noch nicht reif dafür) über ihre politischen Ziele löste Bewunderung aus. Die Gruppierung hat sich vor allem die Jugendarbeit im zerstörten Staat zur Aufgabe gemacht. Als einzige Möglichkeit, ein Afghanistan zu verwirklichen, welches eine lebenswerte Zukunft bietet. Leider ging anschließend das UZ-Fest langsam, aber sicher zu Ende, und wir GenossInnen ließen das Wochenende bei einer amerikanischen Interpretation alter Arbeiterlieder ausklingen.

Fazit der aktiven Teilnahme der KPÖ am UZ-Pressefest: Spannende Diskussionen wurden geführt, die Positionen der KPÖ sind durchwegs positiv aufgenommen worden. Unser Info-Material war heißbegehrt, das Promo-Material sowieso. Volksstimme-Ausgaben gingen weg wie warme Semmeln. Es konnte vermittelt werden, dass aktive KPÖ-Organisationen außerhalb der Steiermark existieren. Unsere Kontakte zur DKP wurden vertieft und wir haben viele Sympathien gewonnen. Nicht zu vergessen: Es wurde auch ordentlich gefeiert.

So bleibt nur zu sagen: Revierpark Wischlingen und DKP, ihr werdet auch in 2 Jahren nicht von einem Info-Stand der KPÖ verschont bleiben. Einige der Protagonisten von Dortmund wird man sicher bald wieder am schönsten Fest Wiens, dem Volksstimme-Fest Anfang September, antreffen.

Es war ein wunderschönes Fest. Hoch lebe die Internationale Solidarität! Danke an die DKP für ein unvergessliches Wochenende!

Patrick Kaiser (KPÖ-Wien Leopoldstadt)

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