(10.9.2020)
Zum Schwerpunkt: Die Krise solidarisch bewältigen! Wünsche, Forderungen, Visionen für ein Leben nach Corona.
Ein Kommentar von Florian Birngruber
Vom Höhepunkt der Corona-Kise bis zum 1. September konnten sich ArbeitnehmerInnen telefonisch krank schreiben lassen. Die Verlängerung dieser grundsätzlich sinnvollen Maßnahme haben die Wirtschaftsvertreter verhindert. Ab September müssen sich Erkrankte also wieder in die volleren Wartezimmer ihrer Arztpraxis begeben um sich dort die für den Arbeitgeber notwendige Krankmeldung abzuholen.
Obwohl laut Schätzungen mindestens so oft krank zur Arbeit gegangen wird wie krank zu Hause geblieben wird stehen ArbeitnehmerInnen weiterhin unter Generalverdacht. Hinter jedem Krankenstandstag wird Mißbrauch vermutet. Dazu kommt der Druck in Zeiten von Rekordarbeitslosigkeit: Aus Angst vor einem Arbeitsplatzverlust oder in prekären Verhältnissen vor dem nicht leistbaren Verdienstentgang wird auch im kommenden Corona-Herbst wieder krank arbeiten gegangen werden.
Dabei hat die Corona-Krise doch eines sehr deutlich vor Augen geführt: Eine Verkühlung, ein grippaler Infekt und die echte Grippe: Alle sind sie ansteckend. Mit den Ausgangsbeschränkungen im Frühjahr gingen aber auch diese Erkrankungen ganz deutlich zurück. Ansteckungen können also verhindert werden. Besser wäre es als schon immer, mit Krankheitssymptomen einfach zu Hause zu bleiben, um den KollegInnen vielleicht die lästige Verkühlun zu ersparen. Es bräuchte also schon lange und grundsätzlich eine andere Arbeitskultur und Maßnahmen, die ermutigen und ermöglichen, im Zweifelsfall zu Hause zu bleiben und sich in Ruhe auszukurieren.
Von so einem Wandel sind wir allerdings weit entfernt. Mit den kühleren Herbsttagen werden die typischen Verkühlungen und Infekte ansteigen, auch die Grippe-Saison steht in einigen Wochen vor der Tür. Gerade in Corona-Zeiten liegt auf der Hand warum die telefonische Krankmeldung hier einen Fortschritt darstellte. Statt diese aber zu verlängern und nach der Bewältigung der Covid-19-Epidemie zu evaluieren, hat sich allerdings die Kapital-Seite in der türkis-blau reformierten Gesundheitskassa durchgesetzt – vorerst.
Florian Birngruber ist Aktivist in Wien Favoriten und Bundeskoordinator der KPÖ