KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Frauen und Arbeit

Frauen wissen: Arbeit gibt es in diesem Land genug, nur ihre Bezahlung bleibt aus oder
wird weniger!

Von Heidi Ambrosch, Frauenvorsitzende der KPÖ


Wenn von Arbeit die Rede ist, meint man den Beruf, den Job, eine
Erwerbsarbeit, die man hat oder eben auch nicht, weil man arbeitslos
geworden ist. Wenn man nicht arbeitet, hat man frei, Freizeit, man hat
nichts zu tun. Für Wenige, mag das gelten - nämlich für alle, die sich
entsprechende Dienstbotinnen im privaten Haushalt leisten können, von der
Bedienerin, über die Köchin bis zum Kindermädchen und der
Privatsekretärin. Für die Mehrheit gilt das nicht. Allerdings steht den
meisten Männern eine kostengünstige Variante offen, mittels einer Ehefrau,
die alle Dienste auf sich nimmt, und weil es ja zumindest irgendwann mal
aus Liebe geschehen ist, gibt es für sie keinerlei
Arbeitszeitbeschränkung, der Lohn ist ihre Versorgung. Freilich nur
solange die Liebe hält, sonst kann es auch schon mal Prügel geben oder sie
wird verlassen. Selbst wenn die Frau auch einer bezahlten Beschäftigung
nachgeht, bleibt an ihr der größte Brocken tagtäglicher Haus- und
Kinderarbeit hängen.
Auch die sogenannten Wohlstandsjahre, die Jahre der Vollbeschäftigung
wurden auf dem Rücken der Frauen gefeiert, deshalb ist es wichtig die
Neubestimmung von Arbeit unter Einbeziehung aller gesellschaftlich
notwendigen Arbeit vorzunehmen. Nach wie vor sind die qualitativ anderen
Betroffenheiten von Frauen in der offiziellen Arbeitswelt Randthema,
können Zwangsarbeitsmaßnahmen ohne Rücksicht auf z.B. Betreuungspflichten
exekutiert werden, war es ein leichtes, das Nachtarbeitsverbotsgesetz
aufzuheben oder die Ladenschlußzeiten zu verlängern. Der Effekt für neue
Arbeitsplätze, die man uns damit versprochen hat, blieb aus. Was in der
öffentlichen Debatte zählt, ist die allgemeine, gemeint ist die
Männerarbeitslosigkeit.
Es kommt einer Verhöhnung gleich, wenn die massive Ausweitung sogenannter
Billigstlohnjobs als Trendwende am Arbeitsmarkt verkauft wird. Inge
Rowhani hat nachgewiesen, daß bereits annähernd eine Million Frauen am
informellen Arbeitsmarkt ihr Auslangen finden müssen, zum Teil unter nicht
existenzssichernden sozialrechtlich ungeschützten Bedingungen. Das reicht
von staatlich geduldeter "Grauarbeit" der steuer- und versicherungsfreien
"geringfügigen" Beschäftigungsverhältnisse, der Tagesmütterarbeit, über
die Werkverträge unter 7000,- oder die zahlreichen Ausnahmen von der
Versicherungspflicht bei den sonstigen Werkverträgen, über die sogenannte
"ehrenamtliche" Arbeit, in der ein Großteil der öffentlichen Sozial-,
Betreuungs- und Pflegearbeit organisiert ist, bis hin zur echten
Schwarzarbeit und nicht zuletzt Arbeit auf den Sexarbeitsmärkten. EU-weit
erhoben wurde dieser Tage veröffentlicht, daß nur mehr 34% der Frauen auf
Vollzeiterwerbsarbeitsplätzen sind.


Die Dimension unbezahlter und dennoch gesellschaftlich notwendiger Arbeit
zu erfassen, ist aus dreierlei Hinsicht notwendig:
1. liegt in der Ignoranz und Abwertung von diesen Leistungen der Frauen
auch ein Grundstein für die Diskriminierung am Erwerbsarbeitsmarkt, in der
Ignoranz gegenüber sogenannten weiblichen Fähig- und Fertigkeiten, die
unbezahlt eingefordert werden, in der Begründung für schlechtere
Entlohnung und damit verbunden wiederum einer verbreiteten Armut im Alter.
2. widerlegt es das Gerede über "die Arbeit geht uns aus". Gerade Frauen
wissen sehr viel über sinnvolle Arbeitsplätze, die ihre Arbeitsüberlastung
mindern könnten, im Ausbau kommunaler Infrastruktur, öffentlicher
Verkehrsmittel, ausreichenden und erschwinglichen Wohnbau,
Kinderbetreuungseinrichtungen oder Arbeitsplätze im Umweltschutz, damit
die steigende Zahl der Kinder, die an Atemwegserkrankungen leiden, wieder
gesenkt werden kann und vieles mehr. Ein kleines Rechenbeispiel: In
Österreich arbeiten Frauen zwischen 19 und 60 Jahren zusammen täglich mehr
als 12 Millionen Stunden unentgeltlich, das entspricht 1,6 Millionen
Beschäftigten mit einem 8-Stunden-Tag! Und zum volkswirtschaftlichen Wert
dieser Arbeit: Nur mit den Mindestlöhnen der jeweiligen Tätigkeit
berechnet, beträgt er stolze 414 Milliarden, Leistungen, die von Frauen
unentgeltlich erbracht werden, wobei dabei noch lange nicht alle erfaßt
sind. Gerade Frauen, insbesondere jene, die Kinder zu versorgen haben,
Frauen, die doppelt- und dreifachbelastet sind oder selbst bei
Erwerbsarbeitslosigkeit einen 8-stündigen und mehr Arbeitstag
einschließlich der Wochenden zu absolvieren haben, wissen, unentgeldliche
Arbeit gibt es zur genüge.

Es stellt sich nun die Frage, wer bestimmt über den Inhalt der Arbeit,
über die Nutzung der Arbeitskräfte oder den Einsatz natürlicher
Ressourcen, wer bewertet, wer verteilt Arbeit und den durch Arbeit
entstehenden Reichtum? Wem nützt die unsichtbare Frauenarbeit:
Allgemein sollten Männer nicht übersehen, daß es ihnen nützt, weil es
ihnen Wettbewerbsvorteile verschafft: sie lassen sich gerne bedienen,
glauben zumeist auch, weil ihnen im Regelfall mehr Lohn zugestanden wird
als der Frau, sie hätten die anstrengendere und wichtigere Arbeit. Selbst
die fortschrittliche Gewerkschaftsbewegung ist nur schwer zu bewegen,
zentrale Frauenforderungen nach Neubewertung von Arbeit oder
entsprechenden Kinderbetreuungseinrichtungen unter die ersten drei zu
reihen. Plakativ möchte ich an dieser Stelle eine exemplarische Berechnung
von Schweizer Ökonominnen anführen , was eine Durchsetzung der Forderung
"Gleich viel Arbeit und gleicher Lohn" von Männern und Frauen bedeuten
würde. Männer müßten durchschnittlich 10% länger arbeiten und würden ein
Drittel weniger verdienen. Frauen würden 10% weniger arbeiten bei
doppelten Lohn.
Wer aber am meisten profitiert sind jene, die menschliche Arbeitskraft als
Profitquelle ausbeuten können, sind die Besitzer von Eigentum und
Produktionsmitteln. Übrigens zu 99% weltweit auch Männer. Sie hatten schon
immer einen Extraprofit von den Effekten dieser geschlechtshierarchischen
Arbeitsteilung, daß Frauen die billigeren Arbeitskräfte sind, leichter
abbaubar oder für kapazitätsorientierte Arbeitszeiten heranziehbar sind
und da sie sowieso nur Dazuverdienen war die Erfindung der geringfügigen
Beschäftigungsverhältnisse überhaupt das gelbe vom Ei. Sie sind es auch,
die vom Sozailraubbau zugunsten besserer Kapitalverwertung profitieren.
Und das der gesamte nicht profitable Reproduktionsbereich unsichtbar
bleibt, dient der Stabilisierung des Bildes, die Kapitalbesitzer sind
jene, die Arbeit geben, deswegen muß man nett zu ihnen sein.
Wenn wir das Kapital stärker besteuern, geht es in den Osten und wir
bleiben übrig, ist eine Botschaft, die uns gefügig machen soll. Nun
abgesehen davon, daß für die Mehrheit der Frauen, für die 300000
Erwerbsarbeitslosen und die über eine Million unter der Armutsgrenze
Lebenden schon heute nichts mehr übrig ist, erleben wir doch seit Jahren,
daß das Kapital gar nicht daran denkt, in Arbeitsplätze zu investieren,
daß es die niedrige Besteuerung nur dazu nutzt, um aus ihrem vielen Geld
noch mehr zu machen. Siemens zieht heute mehr Gewinne aus dem Kapitalmarkt
als aus seiner Produktion! Fragen wir uns doch einmal, wie entsteht
eigentlich Wert und Reichtum? Vielleicht kommen wir dann zur Einsicht, daß
wir z.B.den deutschen Großindustriellen Flick in Österreich gar nicht
brauchen?
Die Menschheit hat in ihren Anfängen nur den Reichtum gekannt, den ihr die
Natur bereithielt, aber erst durch die Bearbeitung von natürlichen
Ressourcen konnte sie sich die Natur nutzbar machen, Nahrung und Kleidung
produzieren, um zu überleben. Es bleibt die menschliche Arbeitskraft, auch
wenn heute in vielen Fällen die Maschine oder der Computer dazwischen
steht, es bleibt der Mensch, der die Maschine konstruieren und bedienen
muß. Es bleibt der Mensch, der die gesellschaftlichen Verhältnisse
gestalten muß, damit die gesellschaftliche Produktion und Reproduktion
organisiert wird. Menschen sind es die Wert schaffen, die Reichtum
produzieren und nicht der Götze Kapital. Das die notwendige Arbeitszeit
der Menschen, um das gesellschaftliche Leben zu gestalten kürzer wird,
weil die Maschinen die Produktivität um ein vielfaches gesteigert haben,
wäre doch eigentlich positiv, im Sinne einer tatsächlichen Freizeit für
alle? Ganz abgesehen davon, wieviel Arbeit es in anderen Teilen der Welt
gäbe, um Völkern, auf deren Kosten unser Wohlstand auch beruht, ihr Recht
auf Selbstbestimmung zu geben?


Zusammengefaßt: Nicht die Arbeit geht uns aus, sondern bezahlte
Vollerwerbsarbeitsplätze werden wegrationalisiert, weil es nach dem Diktat
des Finanzkapitals heute weltweit am profitträchtigsten ist, aus viel Geld
noch mehr zu machen. Und damit schließe ich nahtlos an die zweite
Sachzwanglüge an: es gäbe kein Geld zur Finanzierung von Arbeitsplätzen
bzw. einer würdigen Lebensgestaltung durch ein entsprechendes soziales
Netz. Parallel zur steigenden Erwerbsarbeitslosigkeit wachsen nämlich die
Aktienkurse. Selbst bürgerliche Ökonomen müssen eingestehen, noch nie war
die Kluft zwischen Armut und Reichtum so groß. Während 80% der Frauen von
ihren eigenen Einkommen nicht leben können, liegen auf nur 10% der
österreichischen Sparkonten annähernd 3 Billionen Schilling.

Mehr als die Hälfte der Bevölkerung sind Frauen. Sie leisten zwei Drittel
der gesellschaftlich notwendigen Arbeit. Der volkswirtschaftliche Wert der
unentgeltlich geleisteten privaten Versorgungsarbeit beträgt jährlich 558
Milliarden Schilling.

Frauen verdienen durchschnittlich um 44 Prozent weniger als Männer.
Annähernd die Hälfte der erwerbstätigen Frauen arbeitet zu nicht
existenzsichernden Bedingungen, geringfügig, als Tagesmütter, mit
Werkverträgen oder schwarz.

Drei Viertel der Pensionistinnen lebt unter der Armutsgrenze. Die
zehntausend reichsten Männer verdienen pro Jahr vierzig Milliarden
Schilling oder: jeder von ihnen hat im Durchschnitt 333.333 Schilling im
Monat.

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