KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Nach dem Frauentag ...

... und meiner Teilnahme an der Frauen-Lesben-Demonstration frage ich mich auch heuer wieder, ob wir nicht andere Interventionen brauchen?

ein Aufruf zum Nachdenken, von Heidi Ambrosch


Ich bin den mehrheitlich sehr jungen Organisatorinnen dankbar, an diese nun schon 95-jährige kämpferische Tradition anzuschließen. Sie ist schon seit einigen Jahren der einzige Ausdruck der grundsätzlichen Kritik und des radikalen Widerstandes. Aber ich bin nur mehr eine von eigentlich ganz vielen Feministinnen meiner Generation, die mitgehen und dass muss nachdenklich machen.

Wie gewohnt waren SP und Grüne nicht präsent, nicht einmal eine minimale materielle Unterstützung für Flugblätter und Plakate ist ihnen dieser Widerstand wert. Ganz im Zeichen des bereits begonnenen Nationalratswahlkampfes gaukeln sie den Frauen lieber vor, mit ihnen kommt "die Wende von der Wende", wie die ehemalige Frauenministerin Dohnal von sich hören ließ. Aber die sogenannte "Wende" ist nicht im Jahr 2000 erfolgt, sondern spätestens Anfang der 90er Jahre. Schon vergessen die Sparpakete I und II, weswegen Dohnal gegangen worden ist?

Die Antwort, wie denn eine solche "Wende" aussehen soll, bleiben SP und Grüne den Frauen schuldig, denn die ist nur durch eine konsequente Umverteilungspolitik umzusetzen, worüber aber im Programm der "Oppositionsparteien" nichts zu lesen ist.
Einen Beweis ihrer Ernsthaftigkeit hätten sie übrigens nach den Wiener Wahlen antreten können, indem sie die erniedrigende und unzureichende Sozialhilfe durch eine existenzsichernde Mindestsicherung ersetzt hätten, die insbesondere Frauen zu Gute kommen würde. Aber dazu wird es auch nach den Nationalratswahlen heißen: Bitte warten.


Während die Ministerinnen auf einer Pressekonferenz ihre "Fraueninitiativen" bejubelten, präsentierte die Arbeiterkammer einen Frauenbericht, nach dem der Jubel einer Verhöhnung gleichkommt. Von der Lebenswirklichkeit der Frauen wollen die Ministerinnen aber auch gar nichts wissen. Rauch-Kallat lehnte die Erstellung eines Frauenberichtes wegen der hohen Kosten und eines anderen Berichtswesens (?) ab, gab aber gleichzeitig im Parlament ihre Zustimmung für einen "Männerbericht", den ihre Kollegin Haubner im Herbst vorlegen will. Das nennt man "Mainstreaming".


Die wichtigsten Ergebnisse der AK-Studie sollen im folgenden zusammengefasst werden.
Sie wären eigentlich Grund genug, 365 Tage im Jahr zu Frauenaktionstagen zu machen!

Bezahlte und unbezahlte Arbeit

> Das wöchentliche Gesamtvolumen an Arbeit (Erwerbsarbeit und unbezahlte Arbeit) ist bei Frauen mit 64 Stunden deutlich höher als bei Männern mit 48 Stunden, wobei Frauen beinahe die Hälfte davon für unbezahlte Arbeit verwenden, bei Männern ist es nicht einmal ein Fünftel. Diese Unterschiede in den Zeitressourcen haben zur Folge, dass Frauen weniger Zeit für bezahlte Erwerbsarbeit und Bildung haben.

> Die größten Arbeitsbelastungen weisen berufstätige Frauen mit Kindern auf, wobei jene mit Partner noch stärker zeitlich belastet sind als Alleinerzieherinnen. Anscheinend sind Partner mehr Belastung als Unterstützung.

> Die Pflege von Angehörigen und Bekannten wird zu zwei Dritteln von Frauen wahrgenommen. Sie wenden mit durchschnittlich 11,4 Stunden pro Woche auch mehr Zeit auf als Männer mit 9 Stunden. Unbezahlte Pflege- und Betreuungstätigkeit wird häufiger von älteren Personen wahrgenommen, allerdings ist mehr als die Hälfte der betreuenden Personen im erwerbsfähigen Alter.

Arbeitsmarkt

> Zwar steigt die Beschäftigungsquote in Österreich, umgerechnet in Vollzeitarbeitsplätze sinkt bzw. stagniert das Beschäftigungsvolumen jedoch in den letzten Jahren.

> War 1995 die Teilzeitquote von Frauen noch unter dem EU-Schnitt, hat Österreich mit einer Quote von 39 % mittlerweile nicht nur aufgeholt, sondern sogar den EU-Schnitt von 31 % weit übertroffen.

> Ebenso nimmt die geringfügige Beschäftigung immer stärker zu und ist zum Großteil auf Frauen fokussiert; sie wird in manchen Branchen zu einer Dauerbeschäftigung.

> Wenngleich die Arbeitslosenquote der Frauen seit 2001 erstmals unter jener der Männer liegt, ist dennoch das Wachstum der Zahl der Arbeitssuchenden seit 2004 vor allem auf Frauen zurückzuführen. Vom Anstieg der Arbeitslosigkeit waren Frauen auch 2005 deutlich stärker betroffen als Männer.

Einkommensentwicklung

> Insgesamt lässt sich ein Trend zu einer breiteren Streuung innerhalb der Fraueneinkommen feststellen. Für die größere Schere im Vergleich zu den Männereinkommen ist das unterschiedliche Ausmaß in der Arbeitszeit maßgeblich.

> Quer über alle Wirtschaftsklassen lassen sich bei Teilzeitbeschäftigten geringere Stundenlöhne als bei Vollzeitbeschäftigten feststellen.

> Ein wesentlicher Faktor für den Verdienstentgang von Frauen sind die Kinderbetreuungspflichten. Lange Absenzen vom Arbeitsmarkt bedeuten erhebliche Einkommensnachteile über das gesamte Berufsleben hinweg.

> Durchgängige Erwerbsverläufe und gute Qualifikation wirken sich positiv auf die Einkommensperspektive aus. Allerdings ist auch bei den Spitzenpositionen die Einkommensschere zwischen Männern und Frauen hoch, was offenbar auf die gläserne Decke für Frauen beim Zugang zu absoluten Toppositionen zurückzuführen ist.

> Die geringsten Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern sind im öffentlichen Dienst zu verzeichnen, in dem allerdings immer mehr Beschäftigte abgebaut werden.

Sozialleistungen

> Angesichts des Anstiegs von Teilzeitarbeit und der Beschäftigung im Niedriglohnsektor führt das Prinzip der Lebensstandardsicherung – also des Anknüpfens am früheren Aktiveinkommen – bei Sozialleistungen zu einer unzureichenden Absicherung von Frauen bei Arbeitslosigkeit und im Alter.

> Vom Wegfall der Notstandshilfe wegen Anrechnung des Partnereinkommens sind zu 86 % Frauen betroffen.

> Zwar ist die Einkommensschere zwischen Frauen und Männern bei den Arbeitslosenleistungen seit 1995 von 24 % auf bis zu 20 % zurückgegangen, jedoch hat dies zu keiner de facto Verbesserung des Arbeitsloseneinkommens bei Frauen geführt. Unter Berücksichtigung der Preissteigerung in den letzten 10 Jahren ist es nämlich im Schnitt zu einer Senkung des Arbeitslosengeldes um knapp 3 % und der Notstandshilfe sogar um 8 % gekommen.

> Besonders schlecht steigen Frauen bei den Pensionsleistungen im Vergleich zu Männern aus. Die durchschnittliche Pensionsleistung für Frauen (Pensionsversicherung Arbeiter und Angestellte, Neuzugänge) schwankte im Zeitverlauf von 1995 bis 2004 zwischen 47 und 56 % der durchschnittlichen Männerpension. In der Pension kumulieren die Nachteile des Erwerbsmusters von Frauen, gekennzeichnet durch Unterbrechungen und Phasen der Teilzeit.

> Jede sechste Frau erhielt im Jahr 2000 überhaupt keine Pension aus der gesetzlichen Pensionsversicherung.

> Die prekäre Situation von Frauen im Alter ist auch am hohen Frauenanteil bei der Ausgleichszulage ersichtlich. Diese Aufzahlung auf niedrige Pensionen, die 2005 bei 663 Euro liegt, erfolgt zu drei Viertel an Frauen.

> Durch die Verlängerung der Durchrechnungszeiträume und die angesichts dieser Verlängerung viel zu niedrige Bewertung von Kindererziehungszeiten, erfolgt eine weitere Verschlechterung der Pensionsleistungen für Frauen.

> Immer mehr Menschen suchen um Sozialhilfe an. Beinahe verdoppelt haben sich die Aushilfen, die ergänzend – zum Beispiel zu niedrigen Arbeitslosenleistungen oder zu geringem Einkommen bei atypischen Beschäftigungsverhältnissen gezahlt werden. Die Aufschlüsselung nach Geschlecht steht nur lückenhaft zur Verfügung, fest steht jedoch eine hohe Betroffenheit der Frauen. Besonders armutsgefährdet sind Alleinerziehende, fast jede dritte Person in einem allein erziehenden Haushalt ist davon betroffen. Zu 90 % handelt es sich bei den Alleinerziehenden um Frauen.

> Ein besonderer Mangel in der Sozialhilfe liegt auch daran, dass zwar 6 % der Bevölkerung nach weithin anerkannter Definition akut und verfestigt arm sind, aber nur 1,2 % der Bevölkerung die Sozialhilfe erreicht. Seit 1999 ist zwar die Armutsgefährdung von Männern stärker angestiegen, in absoluten Zahlen ist mit 571.000 armutsgefährdeten Frauen und 473.000 Männern die Betroffenheit von Armut aber deutlich weiblich.

Familienleistungen

> Mit dem Familienpaket der Steuerreform 2005 wurden die Anreize für Nichterwerbstätigkeit bzw. Teilzeitarbeit von Frauen verstärkt, da die Steuervorteile für AlleinverdienerInnen ausgeweitet wurden. (Ehe-)Paare, die Arbeit eher egalitär teilen, werden steuerlich benachteiligt.

> Mit der Ablösung des Karenzgeldes durch das Kinderbetreuungsgeld wurde der Kreis der BezieherInnen ausgeweitet, die Bezugsdauer um ein Jahr verlängert und der Zuverdienst neu geregelt. Was auf den ersten Blick ausschließlich positiv erscheint, hat in Wirklichkeit zu längeren Berufsunterbrechungen von Frauen und damit zu einem Anwachsen der Arbeitslosigkeit beim Wiedereinstieg geführt.

> Wenig erfolgreich war das Kinderbetreuungsgeld bei der Einbindung von Vätern, der Väteranteil ist von 1 % auf lediglich 3 % angestiegen. Nicht nur ein traditionelles Rollenverständnis, sondern auch ökonomische Gründe sind für die geringe Väterkarenz entscheidend. Verlieren Frauen im Schnitt beim Kinderbetreuungsgeld 56 % ihres Einkommens, beträgt der Verlust bei Männern durchschnittlich sogar 70 %.

> Zwar hat sich das Angebot in der Kinderbetreuung in den letzten 10 Jahren verbessert, allerdings ist es nicht gelungen, beim Ausbau von Betreuungsplätzen mit der gestiegenen Erwerbstätigkeit von Frauen Schritt zu halten. Insbesondere für Kinder bis 3 Jahre und für schulpflichtige Kinder fehlen Betreuungsangebote. Bei den drei- bis sechs-jährigen Kindern ist die Versorgungslücke scheinbar am geringsten, bei näherem Hinsehen sind bei den Kindergärten jedoch die Öffnungszeiten nicht passend.


Den gesamten Bericht hier als pdf downloaden.

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