Was
versteht der Mainstream unter Gender Mainstreamning? Was ist das und was bringt
das? Ich möchte mich hier nicht auf hochpolitische Diskussionen einlassen,
ich möchte keine Theorien wälzen. Ich möchte einfach eine ganz
alltägliche Geschichte erzählen.
Urlaub in Berlin. Spaziergang durch die Hackeschen Höfe. TouristInnenfalle
'Ampelmann-Shop' (jene nostalgischen Ostberlin-Ikonen). Ich hab' irgendwie keine
Lust auf Ampelmänner. Trotzdem, „da gehen wir aber jetzt schon rein,
wir sind ja Touris.“ Wir stehen vor der Tür und ich sag zu meiner
Freundin: „Sag, sind die Ampelmännchen eigentlich noch gar nicht
gegendert?“ (sprich: getschendert). Wir überschreiten die Schwelle
und das erste, was wir sehen: ein Ampelmädchen! Das rote Ampelmännchen
hat seinen Hut abgegeben und Zöpfchen bekommen. Bunte Taschen, bunte T-Shirts,
bunte Feuerzeuge, Tassen, Radiergummis, Schlüsselanhänger. Alles blinkt
und blitzt. Sofort ist das Begehren geweckt, der Kaufreflex setzt ein. Schnell
noch nach dem Preis gesehen und flugs bin ich mit 2 Ampelfräuleins-Taschen
zufrieden wieder draußen. Jööh.
Seit uns die EU von offizieller Seite mit Gender-Mainstreaming-Richtlinien beglückt,
versteht der Mainstream darunter solche Dinge wie: Wickeltische auf Damentoiletten,
Mädchenecken auf Spielplätzen, Frauen sollen ihre Weiblichkeit in
die Gemeindepolitik, Männer ihre Männlichkeit in Kindergärten
einbringen. Oft kommt es also eigenartig Rollen-festschreibend daher, oft kurzsichtig,
oft verkürzend. Politisch oft missverstanden wird an der Oberfläche
„gegendert“.
Glücklich mit meinem Ampelfräulein muss ich aber auch sagen –
auch die kleinen Freuden sind für sich genommen eben Freuden.
Vor 10 Jahren fand ich das Ampelmännchen noch witzig, heute war ich genervt
vom Ampelmann-Shop. Denn auf eine Tasche oder einen Schlüsselanhänger
mit einem Männlein, darauf hatte ich ehrlich null Lust. Dass es heute aber
gar keinen Shop mit nur Männleins mehr geben kann, das ist kein schlechtes
Gefühl. Und das freut mich.
Zurück im Alltag werde ich meine Ampelfrau morgen stolz zur Arbeit tragen.
Melina Klaus