KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Bauchflecks und Schweißperlen

In der letzten Runde des Wahlkampfes wird nicht gespart mit verbalen Giftspritzen. Wenn Worte töten könnten, würden manche nicht mehr aus der Bauchlage hochkommen.

Da ließ der ansonsten so schweigsame Kanzler tief in seine Seele blicken. Wäre ich ein Linker, würde die ganze Emanzentruppe vor mir flach liegen - so oder so ähnlich outete Schüssel der Wahlöffentlichkeit seine geheimsten Wünsche. Der Sturm der Empörung ob dieses verbalen Bauchflecks folgte auf dem Fuß: "Zutiefst frauenfeindlich und sexistisch", empörte sich die Bundesgeschäftsführerin der SPÖ-Frauen, Bettina Stadlbauer, und die grüne Vize-Chefin Eva Glawischnig reagierte "mit Entsetzen" auf diese Aussage. Lediglich die ÖVP-Frauen fanden nix dabei, "flach liegen" hieße umgangssprachlich " überwältigt sein", so die Bundesgeschäftsführerin der ÖVP-Frauen, Gabriela Görtz-Ritschie.

Wie immer es Schüssel formuliert hat (laut ORF-Version: "Wäre ich ein Linker, die Feministentruppe würde schon flach liegen vor Begeisterung"), so wirklich richtig empören kann mich allein diese Aussage nicht. Das ist mir einfach zu doof und flach, denn schon allein die männlich bezeichnete "Feministentruppe" verweist auf ein grundlegendes Unverständnis des Kanzlers in punkto Frauenpolitik und offenbart lediglich auf peinliche Weise seine geheimen Wunschvorstellungen.

Was mich vielmehr wirklich empört ist die Ignoranz, mit welcher er durch diese Aussage die unerträgliche Lebenssituation unzähliger Frauen in diesem Land ignoriert und wegschweigt. Geringe Einkommen und Pensionen, unsichere, prekäre Arbeitsverhältnisse, mangelhafte Kinderbetreuungsmöglichkeiten, steigende Lebenshaltungskosten, geringe Aufstiegschancen - vor allem Alleinerzieherinnen kriechen wirklich auf allen Vieren am Bauch in Folge der zunehmenden Armutsbedrohung und frauenfeindlichen Politik, wofür nicht zuletzt Kanzler Schüssel die Verantwortung trägt. Die so oft auch von der ÖVP-Gesundheits- und Frauenministerin Maria Rauch-Kallat zitierte gläserne Decke wird schweigend hingenommen, vergegenwärtigt frau sich die jüngsten Wahlergebnisse der ORF-Führungsspitze - 17 Männer, drei Frauen ... Kein kritisches Wörtchen, kein Protest, keine Ermahnung aus dem ÖVP-Damenkränzchen, doch bittebitte nicht auf die Frauen zu vergessen. Vielmehr soll doch, so Rauch-Kallat, endlich damit aufgehört werden, "Frauen ständig als Sozialfälle zu sehen". Schon recht, Frau Ministerin, wenn Sie sich als Frauenministerin jemals verbal hervorgetan haben, dann allenfalls in Wortverbindung mit Familie und Kind.

Die Wortwaagen werden in Wahlzeiten geeicht und gegenseitig abgeglichen, von Napalm, Jauchegruben, Krebszellen, Kriminalisierungswahlkampf ist die Rede, und die Aussage von BZÖ-Staatssekretär Mainoni, wonach Wiedergutmachungszahlungen an NS-Zwangsarbeitern geleistet wurden, um den Rücken frei zu haben gegenüber jüdischen Organisationen und die internationale Isolation Österreichs nach dem Schüssel-Haider-Pakt zu durchbrechen, leistet jetzt nach Jahren gute Wahlhilfe in der Wortschlammschlacht.

Verständlich, dass es so manchem Duellanten (und es sind ja nur Männer, die sich wahlkonfrontieren) die Schweißperlen auf die Stirn treibt, wie Wolfgang Schüssel bei der ORF-Konfrontation mit Alfred Gusenbauer bemerkte - hatte der doch die illegalen Pflegeleistungen in der Kanzlerfamilie angeprangert, was Schüssel nur mehr hilflos mit Hinweis auf körperliche Ausdünstungen parieren konnte.

Und dieses Wahltheater kostet uns Millionen.

Bärbel Danneberg

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