KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Vom Elitekindergarten in die Eliteuni?

"Eligere" heißt nicht umsonst "auswählen". "Elite" – dieser Begriff war nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs im deutschen Sprachraum (Stichwort NAPOLA!) negativ belegt. Jetzt allerdings erhält er – begünstigt durch politische und mediale Förderung - zunehmend eine andere, positive Bedeutung. Die Spaltung der Gesellschaft in "Elite" und "Masse" wird mit dem Hinweis auf die im wirtschaftlichen Wettbewerb angeblich unverzichtbare Leistungselite politisch und gesellschaftlich gerechtfertigt.

Die österreichische Bundesregierung konnte sich diesem Trend natürlich nicht verschließen: Als Standort für die ersehnte Elite-Uni wurde der Wallfahrtsort Maria Gugging in Niederösterreich ausgewählt. Dort soll "auf höchstem Niveau" von in "Eignungstests" ausgewählten post-gradualen StudentInnen geforscht werden.
Durch die Errichtung des ISTA (Institute of Science and Technology Austria) soll eine Abwanderung von ForscherInnen verhindert und internationaler Standard garantiert werden.

Allerdings ist die Finanzierung der Elite-Uni unklar, der Absprung des Experimentalphysikers Anton Zeilinger und des Chemikers Peter Schuster, die als "Köpfe" der Eliteuni angedacht waren, macht die Realisierung fraglich.
Der Trend zu prestigeträchtigen Privatunis kommt aus den USA. Wer Karriere machen will, sollte einen Abschluss in Harvard oder Yale nachweisen können. In einer schwierigen Aufnahmeprozedur sollen die "Besten" ausgewählt werden: angeblich rein leistungsbezogen und unabhängig von der sozialen Herkunft.
Die Realität sieht aber anders aus: 90 Prozent der StudentInnen stammen aus den 10 bis 20 Prozent ökonomisch besser gestellten Familien des Landes, die bei den Aufnahmegesprächen die aus dem gleichen sozialen Milieu stammenden PrüferInnen wohl eher überzeugen konnten. Dazu kommen noch die hohen Studiengebühren.

Warum aber erst an der Uni auf "Qualität" achten? Da drängt sich doch der Ruf nach Elitekindergärten, Elitevolksschulen, Elitegymnasien auf! Das öffentliche Bildungswesen soll dahingehend ausgehöhlt werden, dass – möglichst früh! – eine Differenzierung in "Elite" und "Masse" die Normalschulen in eine Ghettosituation treibt und dementsprechend aushungert.
Ansätze dieser Entwicklung sieht man in den Ballungsräumen bereits jetzt: Die kostenpflichtigen, meist konfessionellen Privatschulen verzeichnen großen Andrang, die Hauptschulen werden zu "Restschulen" und erhalten immer weniger finanzielle Mittel.

Es handelt sich um einen weiteren Schritt zur planmäßigen Diffamierung des öffentlichen Schul- und Universitätswesens, um letztlich eine Trennung in privates und kostenpflichtiges Elite-Schulwesen und öffentliche Restschule zu erreichen. Damit kann sich die Schere zwischen Gebildet und Ungebildet, zwischen Reich und Arm, zwischen Erfolgreich und Erfolglos, zwischen Agierend und Verwendet wieder ein Stück weiter öffnen.

Dagmar Schulz

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