In einem überwältigenden Akt der direkten Demokratie zogen heute 200.000
Frauen sternförmig durch Wien in die Innenstadt.
Diesen imposanten Zügen wütender und entschiedener Frauen schlossen
sich immer neue Gruppen an. Das öffentliche Leben brach zusammen und der
Verkehr versank im Chaos. Politik und Exekutive war verschreckt, aber machtlos.
Die Demonstration knüpfte nicht zufällig an die historischen Wurzeln
des Frauenkampftages des ausgehenden 19. Jahrhunderts an: Nach über 100
Jahren der Kämpfe der ArbeiterInnenbewegung und zweier Frauenbewegungen
im 20. Jahrhundert
katapultiert der patriarchale Kapitalismus Frauen rasend schnell in überwunden
gewähnte Lebensrealitäten.
Der Zorn der Frauen drückte sich auf Transparenten, in Sprechchören
und Liedern aus. Er richtete sich gegen den wachsenden gesellschaftlichen Ausschluss
und die politische Entmündigung von FrauenLesben und gegen die Verarmungs-
und Ausbeutungsstrategien der Herrschenden. Die laufend fortgesetzten kapitalistisch/patriarchal
angeführten Regierungspolitiken dies- und jenseits der österreichischen
Grenzen sind unerträglich.
Die demonstrierenden Frauen überwältigten kraft ihrer Übermacht
die Securities der Regierungsstellen und überstellten die zuständigen
Beamten,
sowie die gesamte Regierungsriege in Schubhaft. Ein Insassenwechsel fand statt.
Der langjährigen Forderung nach „Bleiberecht für alle“
und der
Parole „Abschiebung ist Folter, Abschiebung ist Mord“ wurde durch
das Öffnen der Schubhaft-Zellentüren entsprochen. Tausende Menschen,
ohne Verfahren und Verbrechen in Haft, waren plötzlich frei. Mit den menschenverachtenden
Umständen der „Flüchtlingsbetreuung“ wurde Schluss
gemacht.
Der Zorn der FrauenLesben richtete sich gleichzeitig auch gegen die zentrale
Datensammel- und Koordinationsstelle EDVG (Elektronische Datenverarbeitung GmbH
& Co KG, zu deren Kunden neben dem AMS der Gewerkschaftsbund, die AK, Siemens,
etc. gehören). Sie wurde gestürmt. Dabei wurden Millionen personenbezogener
Datensätze Erwerbsloser vernichtet. Die moderne Sklavinnenhalterzentrale
AMS stand plötzlich ohne Selektionsdaten da.
Von weiteren Daten-Devastierungen waren vor allem das Arbeits- und Wirtschaftsministerium,
das Sozialministerium und das Innenministerium (Daten von Migrantinnen und Flüchtlingen
sowie von politisch aktiven „unbequemen“ Personen) betroffen.
Die immer mächtiger werdende Demonstration zog noch mehr Frauen an: Bankangestellte,
Lehrerinnen, Sexarbeiterinnen, Studentinnen, Verkäuferinnen, Pflegerinnen,
Putzfrauen, U-Bahnfahrerinnen, Hausfrauen schlossen sich dem Aufmarsch an. Es
war berauschend!
Im Bundeskanzleramt eingelangt, stellten sich einige Frauen den Vertreter/innen
der Presse, die eigentlich auf Kanzler und Vizekanzler gewartet hatten.
Gleichzeitig bediente eine Gruppe von Frauen bereits die Regler des staatlichen
Hörfunks und TV, und so fand eine Liveübertragung aus dem Bundeskanzleramt
statt:
„Wir gründen hiermit eine Gesellschaft, in der Frauen frei sind!
Ab sofort ist keine einzige Frau mehr dazu verdammt, auf einen „Ernährer“,
Vater, Familie, usw. angewiesen zu sein, um existieren zu können. Dieses
patriarchale Modell funktioniert seit über 2000 Jahren nur für Männer.
Sämtliche Vorrechte von und für Männer, im Alltag und im Staat,
sind abgeschafft! Wir durchbrechen den patriarchalen Teufelskreis aus der Verbindung
zwischen männlichen Gewalttätern und weiblicher Komplizinnenschaft.
Unsere Solidarität und unser Respekt gilt den kämpfenden Frauen im
Trikont (Asien, Afrika und Lateinamerika) und in den Ländern, die zu Armutshinterhöfen
der EU gemacht werden, die brutalst durch Kapitalismus und Neoliberalismus ausgebeutet
werden.
Unser aller Kampf gilt den weißen, männlichen Eliten, die weltweit
90 % des Einkommens und 99 % des Vermögens kontrollieren. Ein Gutteil ihres
Vermögens resultiert aus Kriegstreiberei, Waffenschieberei, Drogenhandel
und vor allem dem Handel mit Frauen.
Frauen werden in einer sexistischen Gesellschaft nicht als eigenständige,
denkende, handelnde Menschen wahrgenommen, sondern mit sexistischen Vorurteilen
und Normen, wie Frau zu sein hat, beurteilt. Wir pfeifen auf den sexistischen
Blick der Männer, der Frauen als sexuelle Objekte betrachtet, oder unsere
Sichtbarkeit als „unmoralisch“ oder „verführerisch“
ansieht. Wir befreien uns von der Gefangennahme unserer Hirne durch die Gehirnwäsche
der Medien mittels millionenfach wiederholter Bilder, die Frauen als ewig aufreizende
Opfer und Männer als ewig triebgestaute Täter darstellen. Der Ausbeutung
und Besetzung unserer Phantasie und Vorstellungskraft in Bezug auf unser sinnliches
und erotisches Erleben in Form von Softpornos im Fernsehen wird der Garaus gemacht.
Wir holen uns unseren selbstbestimmten Ausdruck von Sexualität und unsere
Erlebensfähigkeit zurück.
Wir widersetzen uns jeglichen religiösen und ideologischen Erklärungen
für die Unterordnung der Frau unter den Mann. Wir widersprechen den „wissenschaftlichen“
Erklärungen von der „Minderwertigkeit“, „Hilfsbedürftigkeit“
oder „Andersartigkeit“ der Frauen. Wir stellen die herrschende Medizin
in Frage, die Frauen als „verrückt“ und Frauenkörper als
„krank“ beurteilt. Wir bekämpfen die sexistische Vermarktung
von Frauen in der Werbung, in den Medien und in der Porno-Industrie. Wir bekämpfen
hierarchische und gewalttätige Beziehungsstrukturen und alltägliche
Männergewalt gegen Frauen und Mädchen.
Sexistische Gewalt gegen Frauen und Mädchen hat keine Hautfarbe, keine
Klasse, keine Religion und keine Kultur. Sie hat nur ein Geschlecht –
und sie kennt keine Grenzen. Männergewalt ist Krieg gegen Frauen. Die Kraft
uns zu verteidigen ist eine politische Kraft. Sie entsteht aus dem Bewusstsein,
dass die Frauen sich es erkämpfen müssen, in Freiheit und mit Selbstbestimmung
in der Welt leben zu können. Frauen! Schließt euch zusammen mit Freundinnen,
Arbeitskolleginnen, Gefährtinnen und Bekannten und zeigt euren Widerstand.
Macht Gewalt, Diskriminierung und Unterdrückung von Frauen, miese Arbeitsbedingungen
und strukturelle Gewalt öffentlich.“
Zeitgleich besetzte eine Gruppe von Frauen das Parlament, erklärte die
Regierung in einem formalen Akt für überflüssig und daher für
abgesetzt und veranstaltete ein Tribunal mit Frauenfestcharakter.
Die erste Rätinnenrepublik des 21. Jahrhunderts
wurde ausgerufen!
Liebe Frauen, der 8. März dauerte länger als einen Tag!
Vom Frauenstreik, der in einen politischen Generalstreik mündete, wurden
der ÖGB und die Sozialpartner ausdrücklich ausgeschlossen. Denn sie
hatten nur zu oft bewiesen, dass sie nicht für Frauenrechte kämpfen
wollen.
Massenhaft wurden Fabriken und Produktionsstätten von den Frauen besetzt,
kollektiviert und übernommen bzw. stillgelegt, wenn die Produkte nur dazu
dienen, den herrschenden Konsumwahn immer weiter zu treiben oder wenn sie ökologisch
katastrophale Auswirkungen haben.
Zentralen von multinationalen Konzernen, die ihre Produktion wegen der günstigen
Ausbeutungsbedingungen in die ehemaligen realsozialistischen Länder, nach
Lateinamerika, Afrika oder Asien ausgelagert haben, wurden besetzt. Damit wurde
ein praktischer Akt der internationalen Solidarität und Unterstützung
von organisierten, aufständischen Frauengruppen oder einzelnen mutigen
Frauen gesetzt. Gleichzeitig wurden die Frauen aufgefordert, diesen Dreck nicht
mehr zu kaufen, der den Arbeiterinnen vielfach Gesundheit oder sogar das Leben
kostet. Der Kirchenbesitz wurde eingezogen. Kirchen wurden zu Konzertsälen,
Jugendzentren Altentreffpunkten, ... umfunktioniert.
Im erzbischöflichen Palais wurde die größte Abtreibungsklinik
des Landes eingerichtet. Der Schwangerschaftsabbruch wurde radikal entkriminalisiert,
denn er hat im Strafgesetz absolut nichts verloren. Die Kontrolle über
Gebären oder Nichtgebären wurde den Frauen zurückgegeben. Bevölkerungsstrategen,
Reproduktionstechniker, frauenfeindliche Ärzte, ... wurden wegen ihrer
Experimente an Frauen belangt.
FrauenLesben leben neue Lebens- und Beziehungszusammenhänge unter Frauen,
nehmen Freuden, Enttäuschungen und Auseinandersetzungen untereinander wichtig.
Sie machen die Arbeit, das Leben und die Geschichte von Frauen sichtbar, erkennen
die Lesbenfeindlichkeit als Angriff auf Beziehungen unter Frauen und stehen
offen zu Freundinnenschaften, lesbischen Beziehungen und Frauenbezügen.
Sie geben sich nicht damit zufrieden, dass einzelne Frauen an der Macht teilhaben,
sondern kämpfen für Gerechtigkeit und Freiheit für alle Frauen.
8.März 2007
Auftaktkundgebung 16.00 Schwedenplatz,
DEMO 17.30 durch die Stadt, Abschluss: vor der Uni
anschließend ab 19.00: FrauenLesbenFEST im FZ, live Musik mit Mieze Medusa
u.a., Eintritt freie Spende,
Währingerstraße 59, 1090 Wien
Andere Termine:
8.3.bis 15.3.: Frauenfilmtage 07 Spielfilme, Dokumentarfilme und Kurzfilme über,
von und mit Frauen im Filmcasino,
Margaretenstraße 78, 1050 Wien;
10.3. AMSand-Frauen Infoveranstaltung und Rechtsberatung für Frauen im
Amerlinghaus,
Stiftgasse 8, 1070 Wien;
Kampagne von LEFÖ/maiz/thekla:
Sexarbeiterinnen haben Lust auf ihre Rechte:
15.3. 18.00: Podiumsdiskussion und Film im Filmcasino;
13.4. 19.30: ForumTheater „fair fuck“, Cafe Siebenstern, www.lustaufrechte.at
Vorbereitungsplenum für den 8. März, FZ,
Währingerstrasse 59, 1090 Wien