Gesamtschule statt Aufnahmetests!
Es passt alles zusammen: Der Landesschulrat von Tirol will einen „Schulversuch“
starten, der in Wahrheit nichts anderes bedeutet, als eine weitere Hürde
für Kinder aus so genannten bildungsfernen Schichten auf den Weg ins Gymnasium
und in weitere Folge auf die Uni. Die Zehnjährigen sollen zusätzlich
zu einem Superzeugnis zu einem Aufnahmetest fürs Gymnasium verdonnert werden.
Einen „Schulversuch“ der in besseren Zeiten, als die Schulpolitik
sich tendenziell noch zur Öffnung und Demokratisierung orientierte,
mit Recht aufgelassen wurde. Die neue Bildungsministerin Claudia Schmied schwärmt
in Interviews über eine magische Schule, bringt aber keinen einzigen konkreten
Gedanken, der die geplagten Kinder und ihre Eltern hoffen lassen könnte.
Auf das Wahlprogramm
angesprochen, meint sie, dass man die Gesamtschule eventuell neu diskutieren sollte
und bringt „das Bild einer gemeinsamen Schule der Vielfalt“ ins Spiel.
Was aber heißt das im Klartext? Die SPÖ verzichtet schon im vorauseilenden
Gehorsam auf den Kampf um die Gesamtschule, wie sie dies auch in Zeiten der Alleinregierung
getan hat! „Mit der Vergangenheit beschäftige ich mich nicht“,
tönt sie. Vielleicht sollte sie das doch tun? Immerhin hat der in der Zwischenkriegszeit
führende Bildungspolitiker der SPÖ Otto Glöckel um die Gesamtschule
gekämpft, weil er damit Chancengleichheit durch Abbau von Bildungsbarrieren,
soziale Integration und Ausschaltung des kirchlichen Einflusses zu erreichen hoffte.
Sie wurde bis heute nicht eingeführt mit dem Ergebnis, dass in Österreich
nur 11 Prozent der Erwerbstätigen einen Universitätsabschluss haben
und nach wie vor für Jugendlichen aus den so genannten bildungsfernen Schichten
der Zutritt zu einer höheren Bildung schwerer möglich ist; dass Unsummen
für Nachhilfe ausgegeben werden und dass die einen ausgegrenzt und die anderen
unter einem oft sehr belastenden Druck geraten. In fast allen Ländern Europas
– oft noch in Verbindung mit der Ganztagsschule – ist die Gesamtschule
schon lange verwirklicht.
Statt den Kampf aufzunehmen, statt aufzuzeigen, dass die Gesamtschule und auch
die Ganztagsschule nicht nur für Kinder und Eltern aus sozial benachteiligten
Schichten von Vorteil ist, wird von SP-Seite von vorneherein das Handtuch geworfen
und von der ÖVP massiv (siehe Tirol mit dem Versuch, Aufnahmeprüfungen
für das Gymnasium einzuführen) in die Gegenrichtung gerudert.
Rosmarie Thüminger
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