KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Hunde, wollt ihr ewig leben?

Der Ruf nach einem „Ordnungsamt“ und nach „hartem Durchgreifen“ wird laut. Und wenn (Um)denken nicht schon im Kleinen beginnt, wie soll das dann im Ganzen funktionieren? Hat man selber wenige Werte, beginnt die Hetz auf andere Leute:

Ausländer,
Lesben und Schwule,
Dicke oder Dünne,
Raucher,
Arbeitslose …

Diese Liste wäre beliebig fortzusetzen, im Moment sind's halt die HundeliebhaberInnen. In Paris z.B. leben im Vergleich zur Bevölkerungsanzahl fünfmal so viele Hunde als in Wien. Dort gibt es keine Hetzparolen oder Ausgrenzungen der Hunde und deren HalterInnen, sondern die Stadtverwaltung hat eingesehen, dass es wie ein funktionierendes Kanalsystem oder wie die funktionierende Müllabfuhr eine flächendeckende Entsorgung des Hundekotes geben muss.  Bei Bedarf sind mobile Motorräder unterwegs, die auch zwischendurch für Sauberkeit sorgen. Ein entspanntes Miteinander ist also möglich!

Bei uns in Wien will man allerdings gerne vom Wirtschaftszweig Hund profitieren, der mit einem Jahresumsatz von 680 Millionen Euro  0,5 Prozent der gesamten Konsumausgaben und vier Prozent der Ausgaben für Freizeitaktivitäten ausmacht und damit  Tausende von Arbeitsplätzen sichert. Statistisch gesehen hat jedeR achte ÖsterreicherIn einen Hund. Alle menschlichen Kulturen in den letzten 10.000 Jahren entstanden in Begleitung von Hunden. Dies hat natürlich Spuren in unserer sozialen  Veranlagung hinterlassen. Hunde wirken nachgewiesenermaßen als „soziale Katalysatoren“. Aus diesem Grund lässt sich ein Menschenrecht auf Hundehaltung ableiten.  Denn ohne Hunde wäre unsere menschliche Gesellschaft unvollständig.

Deshalb fordere ich hiermit, dass der Hundekot behandelt wird wie die Blätter, die im Herbst von den Bäumen fallen und die Gehwege verschmutzen. Meine  Nachbarin ist Rollstuhlfahrerin und Hundebesitzerin und sehr, sehr verunsichert über die Maßnahmen, denen sie aufgrund ihrer Behinderung nicht nachkommen kann (außer es gibt hundekotaufnahmefähige Kotstaubsauger).  Wie  wird das der/die Blinde regeln?  Die steigen doch eher in die Scheiße, als dass sie es wegräumen können, aber der Hund ist für sie ein ungemein wichtiger Lebenspartner. Derzeit sind immerhin 11.000 therapeutische Hunde in Österreich im Einsatz und jährlich kommen 2.000 dazu.

Noch eine kleine Überlegung:  Eine Verpackung ins Sacki würde Sondermüll aus dem ansonsten biologisch abbaubaren Kot machen. Darauf wurde bereits hingewiesen (tägliche Mehrbelastung im Müll von mindestens 880.000 Gacki-Sackerln). Bei einer Anfrage an ein Magistratisches Bezirksamt, was man denn tun soll, wenn der Hund sich mit weichem Stuhl löst, kam ernsthaft die Antwort: „Dann müssen Sie es mit einer Gießkanne wegspülen.“ Im Klartext heißt das: Ab sofort geh ich mit Sackerl, Schauferl und Gießkanne spazieren? Was ich mit dem schmutzigen Schauferl unterwegs machen soll, wagte ich dann nicht mehr zu fragen.

Nachweislich fördert das Leben mit einem Hund unsere Gesundheit und begünstigt die emotionale, kognitive und die körperliche Entwicklung von Kindern. Hunde verlängern das Leben alter Menschen, sind begnadete Co-Therapeuten (laut Freud und Jung). Sie verbessern das Klima in der Gesellschaft.  Es gibt wissenschaftliche Studien in Österreich, nach deren Schätzung die psychosoziale Wirkung von Hunden auf Menschen durch erhöhte Sozialkompetenz, Einsparungen bei medizinischen Behandlungen und Pflegeleistungen etc. die Allgemeinheit um insgesamt 600 Millionen Euro im Jahr entlastet. Dem gegenüber steht das Kotproblem und ich fordere deshalb, dass wir, ob Hundebesitzer oder nicht, dieses Problem allgemein entsorgen und lösen. Es gibt einige  Initiativen gegen diese Kampagne. Doch leider kann ich mich diesen nicht anschließen, weil sie alle eines gemeinsam haben: Sie geben vor, dass sie „eh schon immer“ den Hundekot in Sackerl verpacken. Ich habe einige HundebesitzerInnen befragt und niemand verwendet so ein Sackerl oder hat schon einmal jemanden dabei gesehen!

Ich lebe am Stadtrand, da ist das Problem nicht so brisant, aber innerstädtisch sind vor allem  alte und behinderte Menschen sehr verunsichert und fürchten, künftig von Mitmenschen angepöbelt zu werden bzw. erzählen bereits von unangenehmen Gesprächen. Und um eines noch klarzustellen: Die HundebesitzerInnen wollen auch nicht ins Gacki steigen. Ich lebe seit meiner Geburt mit  Hunden zusammen und kann deshalb ein wenig beurteilen: Es sind immer nur ein paar wenige, die sich nicht darum kümmern, die Verschmutzung hintan zu halten. Genau die werden es künftig auch nicht anders machen.

Ach, eine Frage hätte ich noch:
Dass Kinder keine gute Schulausbildung mehr erhalten werden,
dass die Pensionsaussichten für uns und unsere Kinder schlecht sind,
dass Gehwege und Parkanlagen durch Müll und Mist von kleinen und großen Menschen versaut werden,
dass Kinder keine Freiräume mehr in der Stadt haben,
dass die Wahlversprechen wieder nicht eingehalten werden,
dass die beruflichen Aussichten für unseren Nachwuchs mehr als schlecht sind,
das alles stört nicht oder ist es nicht Wert, dagegen anzukämpfen?

Hauptsache es gibt keine Hundstrümmerl mehr? But: you can´t have one without the other…


Eveline Ruis

Aktuelles:


KPÖ Oberösterreich: Jetzt Unterstützungserklärung unterschreiben!
(14.7.2021)

...mehr


Die Europäische Linke fordert einmal mehr das Ende der Blockade gegen Kuba
(13.7.2021)

...mehr


Die neue Juli Volksstimme 2021 ist da!
(13.7.2021)

...mehr


KPÖ Graz: Unsere Kandidatinnen und Kandidaten für Graz
(10.7.2021)

...mehr


38. Parteitag der KPÖ: In der ältesten Partei Österreichs übernehmen Junge das Ruder
(21.6.2021)

...mehr

Volksstimme - Politik & Kultur - Zwischenrufe links