Die Beschäftigung mit geschlechtsspezifischen Entscheidungsmustern von
Mädchen bezüglich ihres zukünftigen Berufes ist mittlerweile
Gegenstand von vielerlei Forschungs-Projekten und Initiativen. Umso mehr und
notwendiger, weil sich bisher keine so rechten Erfolge einstellen wollen. Nach
wie vor ist zum Beispiel der Anteil von Frauen bei den AnfängerInnen von
technischen Studien in Österreich gering und in den letzten Jahren sogar
gesunken.
Offensichtlich gibt es einen Zusammenhang von Berufswünschen mit dem generellen
Frauenbild einer Gesellschaft und dieses ist in den letzten Jahren hierzulande
dank entsprechender politischer Praxis immer konservativer geworden. Wie ungebrochen
etwa das traditionelle Klischee der Kleinfamilie angestrebt wird, in der die
Kindererziehung Sache der Frau ist, wird im Buch "Sternschnupppen"
von Ulrike Gschwandtner und Frigga Haug, in welchem sie Aufsätze zur Zukunftserwartung
von Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren untersuchen, erschreckend sichtbar.
Es existiert hier einfach keine entsprechende Tradition weiblicher Erwerbsarbeit
wie zum Beispiel in Skandinavien. Andererseits ist es wohl kein Zufall, dass
angesichts von drohendem künftigem Arbeitskräftemangel plötzlich
auch in konservativen politischen Kreisen Deutschlands und Österreichs
zaghaft Stimmen laut werden, die berufstätige Frauen fördern wollen
- siehe entsprechende Aussagen von Minister Bartenstein von Mitte März.
Die Meinungen darüber, wie Frauen für technische Berufe interessiert
werden könnten, gehen allerdings auseinander. Die Rede von Soft-Skills
wie Teamfähigkeit und Kommunikationsbereitschaft, die auch in technischen
Berufsfeldern eine immer wichtigere Rolle spielen, soll dazu beitragen, die
mit technischen Berufen verbundenen männlichen Codierungen aufzulösen.
Dumm nur, dass die Zuschreibung dieser Soft-Skills als Eigenschaften, die angeblich
Frauen von ihrer Natur her besonders liegen, gerade Rollenbilder, die ja eigentlich
überwunden werden sollen, erst recht zementieren.
Unbestritten ist, dass für die Berufswahl Vorbilder wichtig sind und in
Österreich in technischen Berufen wenig weibliche Vorbilder existieren.
Ein Projekt, das sich zum Ziel gesetzt hat, Mädchen im Alter zwischen 11
und 16 Berufe jenseits tradierter Rollenklischees nahe zu bringen, ist der Töchtertag,
der heuer z.B. in Wien am 26. April stattfinden wird. Statt zur Schule zu gehen,
können Mädchen ihre Eltern, Verwandten oder Bekannten an deren Arbeitsplatz
besuchen und dort den Arbeitsalltag in schwerpunktmäßig technischen
und techniknahen Berufen kennen lernen.
Einen anderen Weg, Mädchen und junge Frauen im Alter von 12 bis 16 Jahren
für technische oder (natur)- wissenschaftliche Berufe und Karrierewege
zu interessieren, verfolgt das EU-Projekt SITCOM – "Simulating IT-Careers
for wOMen", das von der Donau-Universität Krems koordiniert wird.
Ziel des Projektes ist es, das Potential von Simulationen und interaktiven Spielen
zu nützen um Mädchen und jungen Frauen einen spannenden Zugang zu
Technologie und Wissenschaft zu vermitteln. Angeboten werden Spielsituationen
zu verschiedenen Berufen. Gespielt werden kann zum Beispiel ein Tag im Leben
einer IT-Projektmanagerin. Das Spiel begleitet dabei nicht nur durch den Arbeitstag,
sondern beschreibt auch Problemstellungen wie die Erkrankung des Kindes samt
dadurch erforderlicher Organisierung einer Betreuung - in diesem Fall klassischerweise
die Oma. Im Laufe des Spiels werden auch einige Aufgaben gestellt, wie zum Beispiel
das Erkennen von Hardware-Komponenten oder die Reihung der Arbeitsschritte beim
Programmieren. Interaktive Elemente könnten aber noch viele mehr eingebaut
werden. Dafür gibt’s zusätzlich noch Biografien von Frauen in
technischen und naturwissenschaftlichen Berufen oder Ausbildungen.
Karla Huber
Literaturtips:
Ulrike
Gschwandtner/Frigga Haug: Sternschnuppen. Zukunftserwartungen
von Schuljugend heute, Hamburg 2006, Argument Verlag
Wiener
Töchtertag
Projekt SITCOM - "Simulating
IT-Careers for wOMen"