Im April des heurigen Gedenkjahres beschloss die Linzer KPÖ-Frauengruppe für die Errichtung eines Denkmals in Erinnerung der getöteten Frauen im Kaplanhof-Gefängnis vom 31. März 1945 einzutreten. Darüber hinaus soll eine Straße nach der kommunistischen Widerstandskämpferin Gisela Tschofenig benannt werden.
Über den Stand der Dinge berichtet Margit Kain.
Die Landeshauptstadt Linz hat seit dem Beschluss des Gemeinderates im Jahre 1996, ein wissenschaftliches Forschungsprojekt über den "Nationalsozialismus in Linz" einzurichten, durch die Veröffentlichung einiger Publikationen bereits vorbildliche Arbeit geleistet und ist in der Aufarbeitung der dunklen Vergangenheit schon einen großen Schritt weitergekommen. Trotz alledem gibt es noch viele weiße Flecken. Die Stadt Linz kann stolz auf die vielen Opfer sein. Alleine die Kommunistische Partei beklagt, nach keineswegs vollständigen Aufzeichnungen, über 50 Linzer Genossinnen und Genossen, die im Kampf gegen den Faschismus ihr Leben verloren haben. Diese haben wesentlich zur Erfüllung der Bestimmungen der "Moskauer Deklaration" beigetragen. Diese Frauen und Männer sind nicht erst in den Widerstand getreten als es sicher war, dass der Krieg verloren war, sondern bereits zur Zeit des großen Jubels über die Siege! Die Urteile wurden zumeist begründet mit: "Vorbereitung zum Hochverrat und dem Bestreben, die Ostmark vom Reiche loszureißen!" Die Pflege ihres Andenkens sollte ein ständiges Anliegen der Stadtkultur sein.
Besonders im Argen liegt die Erinnerung an den weiblichen Widerstand, der lange Zeit von allen Parteien vernachlässigt wurde. Es wäre ein schöner Beitrag der Stadt Linz, wenn einer dieser tapferen Frauen in Form der Benennung einer Straße dankbare Anerkennung gezollt würde. Die Linzer KPÖ-Frauengruppe hat Gisela Tschofenig, geb. Taurer, für eine Straßenbenennung vorgeschlagen. Diese musste den Bombenangriff auf das Frauengefängnis Kaplanhof am 31. März 1945 miterleben, kam mit den überlebenden Frauen in das ehemalige Arbeitserziehungslager Schörgenhub, wo sie noch am 27. April erschossen wurde. Sie wurde gemeinsam mit Genossin Risa Höllermann aus Wels, einer namentlich nicht bekannten Jüdin und drei Männern in einer Grube neben dem Lager verscharrt.
Dem Ansuchen hat sich auch der Bezirksvorstand der KPÖ Linz, der Landesverband OÖ der Österreichischen AntifaschistInnen und WiderstandskämpferInnen und Opfer des Faschismus sowie eine wissenschaftliche Mitarbeiterin des Institutes für Frauen und Geschlechterforschung der Johannes Kepler Universität Linz und das Frauenbüro der Stadt Linz angeschlossen. Bei der Vorsprache beim Bürgermeister wurde auch angeregt, dass durch ein Denkmal der getöteten Frauen im Kaplanhof gedacht werden soll. Gisela schrieb, dass alleine von den 15 Insassinnen aus ihrer Zelle acht ums Leben kamen und drei schwer verletzt wurden. Die Frauenbaracke befand sich auf dem Areal der heutigen Polizeidirektion und der Pädagogischen Akademie. Beschämend ist allerdings, dass der genaue Standort des Frauengefängnisses und der Baracken in Schörgenhub erst jetzt genau eruiert werden müssen.
Bürgermeister Dobusch zeigte sich gegenüber den Vorschlägen sehr aufgeschlossen. Bezüglich des Straßennamens bietet sich zwar momentan keine geeignete Straße an, und es gibt eine lange Wunschliste. Der Antrag liegt jetzt im Stadtarchiv, das für die Namensvergebungen zuständig ist.
In Linz war sie in der illegalen Partei sehr aktiv tätig. Sie war eine wichtige Verbindungsperson zum Landesobmann der illegalen KPÖ, Sepp Teufl. Sie hat Kurierdienste gemacht und durch ihre gediegene Schuldbildung die Flugblätter getippt. Die Genossen, die sie noch persönlich kannten, sprachen immer liebevoll und voll Hochachtung von der "Taurer Gisl". Wenn sie ihre engeren Verwandten um mehr Zurückhaltung gebeten haben, mit Rücksicht auf das kleine Kind, dann hat sie argumentiert: "Wenn wir uns alle ängstlich verhalten, dann wird die Nazidiktatur immer brutaler und unsere Nachkommen würden unsere politische Labilität verachten." Während die große Verhaftungswelle der "Welser Gruppe" in Oberösterreich begann, hat sich Gisela mit ihrem Söhnchen in ihr geliebtes Kärnten zurückgezogen. Aber auch dort haben sie die faschistischen Büttel am 25. September 1944 erwischt und in das Frauengefängnis Kaplanhof nach Linz zurückgebracht.
Besonders tragisch ist, dass der Tod von Gisela und ihrer KameradInnen nirgends amtlich aufscheint, weil durch das Herannahen der Amerikaner die Lagerleitung und Bewachung flüchtete und keine Totenlisten ausgestellt wurden. Dieser Umstand hat ihrer Freundin und Leidensgenossin Theresia Reindl, für die auch schon eine Grube ausgehoben war und deren Gatte zu der Gruppe gehörte die am 28./29. April 1945 auf Befehl von Gauleiter Eigruber in Mauthausen erschossen wurde, das Leben gerettet. Sie konnte später ZeugInnenschaft leisten, die auf einigen Tonbändern und Interviews dokumentier ist. Sie konnte den Eltern auch die Stelle zeigen, wo dann der Vater Taurer, mit einigen "Eisenbahner-Nazis" die Toten am 13. Mai 1945 exhumiert hatte. Am 15. Mai wurde Gisela am Friedhof Linz-Kleinmünchen beigesetzt. Darüber gibt es einen erschütternden Bericht der Großmutter Taurer an ihren Enkel Hermann. Aber noch am 6. August 1953 schreibt Josef Tschofenig nach Linz: "Beim Amt der Kärntner Landesregierung ist von "AMTSWEGEN" von einem Todesfall Gisela nichts bekannt. Eine solche amtliche Mitteilung wurde vom Standesamt Linz nach Klagenfurt übermittelt. Darauf versuchte ich über das Klagenfurter Landesgericht das Verfahren zur Todeserklärung einzuleiten. Das geht auch nicht! Das Faktum ist also, dass der Amtsschimmel die Geschehnisse von 1945 nicht registriert hat."
Umso mehr sind wir bestrebt, das Andenken an diese mutige, aufrechte Frau in Erinnerung zu halten!