Die Scham ist vorbei - wir leben prekär
Die
erlebte Prekarisierung oder finanzielle Unsicherheit, der erlebte Gang aufs Sozialamt,
die Arbeitssuche, die Suche nach Betreuungs- oder Pflegeeinrichtungen, die gelebte
Planungsunsicherheit in befristeter Beschäftigung … Unser Alltag macht
uns deutlich, wie dringend die Frage nach sozialer- und Existenzsicherheit gestellt
werden muss!
Ein halbwegs sinnvoller, ordentlich bezahlter und einigermaßen sicherer
Job gilt als Schlüssel zur Teilhabe am gesellschaftlichen Reichtum und Leben.
Von derartigen Arbeitsplätzen – oder überhaupt irgendwelchen –
können derzeit allzu viele nur träumen. Freilich waren solche „Normalarbeitsverhältnisse“
auch früher schon vielen vorenthalten. Für die Mehrheit der Frauen und
MigrantInnen war Prekarität immer der Normalzustand, die Teilhabe immer brüchig.
Berichte über steigende Gewinne bei den großen Unternehmen und auf
Aktiengeschäfte sind den Zeitungen täglich zu entnehmen. Die gleiche
Bundesregierung, die gesellschaftszerstörende Änderungen im Sozialsystem
vollzogen hat, kann der neuen Regierung einen höherenGewinn hinterlassen,
als budgetiert wurde. Unter Rot-Schwarz wird diese Logik fortgestetzt. Es wird
bei den geringen Einkommen und den Armen gespart, gleichzeitig bleiben die wirklichen
Besitztümer unangetastet. Erwin Buchinger spricht davon, dass wenn die Menschen
schon älter werden, sie auch ruhig länger arbeiten sollen. Gleichzeitig
sind in Österreich jährlich etwa 800.000 Menschen offiziell arbeitslos,
in diesem Land sind 68.000 junge Menschen, - also jeder zehnte Jugendliche - ohne
Erwerbarbeit, Menschen ohne Zukunft.
Es braucht zum neoliberalen Kapitalismus also eine Alternative! Soziale Grundrechte
sind realisierbar, wenn dem Profitprinzip entgegengetreten wird.Wenn die Lebensinteressen
von Menschen, statt Sachzwängen – nur ein anderes Wort für die
Steigerung der Profite der Konzerne -, im Mittelpunkt stehen. Ein anderes Wirtschaften
birgt die Chance, Rahmenbedingungen, Wahlmöglichkeiten und Wünsche zu
verändern, auch im Hinblick auf die eigene Stellung am Arbeitsmarkt. Existenzsicherheit
und Mitbestimmung sind Grundpfeiler dafür.
Die KPÖ hat in einem Beschäftigung- und sozialpolitischen Konzept ihre
Vorstellungen zur Umverteilung, Vorschläge für neue Arbeitsplätze,
Forderungen zur Finanzierung sozialer Existenzsicherheit und die Einführung
eines bedingungslosen, existenzsichernden Grundeinkommens zusammengefasst.
Aber Programme alleine sind zu wenig. Daher gibt es seit einigen Wochen den Stammtisch
"Ich lebe prekär."
Die Treffen sind offen für alle prekär Beschäftigten, Arbeitslose
wie interessierte Berufstätige oder PensionistInnen, die zum Thema solidarisch
handeln, mit anderen etwas entwickeln wollen. Wir treffen uns einmal im Monat,
diskutieren aktuelle Entwicklungen und Forderungen, planen Aktionen. Wir wollen
prekäres Leben sichtbar machen. Wir wollen uns weitere ExpertInnen einladen,
um mit Ihnen zu diskutieren oder uns beraten lassen. Wir wollen uns gegenseitig
stärken, Projektideen sammeln.
Nächster Termin: Dienstag, 13.März, 18:00 im Kulturzentrum 7-Stern,
Siebensterngasse 33, 1070 Wien
Christiane Maringer