Die Unterschriftenaktion auf www.schutzzone.at.tf
ist erfolgreich angelaufen - zahlreiche Organisationen und Einzelpersonen haben
ihre Unterstützung öffentlich und nichtöffentlich deklariert.
Quer durch die politischen Lager sind sich Frauen und auch Männer einig:
Es muss etwas geschehen, um die Frauen, die sich für einen legalen Schwangerschaftsabbruch
entschieden haben, zu schützen: Augenzeuginnen berichten von verstärkten
Aktionen: Frauen werden am Arm genommen, man stellt sich ihnen in den Weg vor
die Eingangstür und nötigt sie, Informationsmaterial, Gegenstände
wie Plastikembryonen entgegen zu nehmen. "Auch Sie könnten Mutter
sein!" suggeriert den Frauen die Unrechtmäßigkeit ihrer freien
Entscheidung gegen eine Schwangerschaft.
Weist die Polizei die Aktivisten weg, sind sie nach 10 Minuten wieder da - es
gibt ja keine Strafe, nicht mal einen Strafzettel wie fürs Falschparken!
Dabei sind diese Aktionen doch wohl um einiges schwerwiegender: Besitzstörung
und Geschäftsschädigung könnten eingeklagt werden, die Frauen
könnten Anzeige wegen versuchter Nötigung erstatten. Doch das sind
Einzelaktionen, die zB von den Betreibern der Ambulatorien bzw von den Betroffenen
gesetzt werden müssten - und das kostet Zeit, Geld und Nerven. Und welche
Frau in der schwierigen Situation einer ungewollten Schwangerschaft hat Zeit
oder Geld oder Nerven übrig?
Daher nochmals: Schutzzonen vor den Ambulatorien und Ordinationen, die Gegenstand
des Aktionismus gegen legale Schwangerschaftsabbrüche sind, als
bundesweiter und wirksamer Schutz sind ein dringendes Gebot
der Stunde! Bundesweit heisst, dass wir es nicht den Ländern und Gemeinden
überlassen, sich um Schutzzonen zu kümmern oder halt auch nicht -
denn sonst ist es wieder so, dass es vor manchen Ambulatorien Schutzzonen gibt
und vor Ordinationen in anderen Städten dann wieder nicht. Es geht hier
nicht nur um einzelne lokale Störaktionen, sondern um gut organisierte
Aktionen international vernetzter Aktivisten, die sich gegen zivile Rechte und
gegen die Grundrechtssphäre der Betroffenen richten; Strafrecht und Gesundheitswesen
sind ebenfalls berührt, alles Bereiche, für die der Bund zuständig
ist.
Wirksam heisst, dass das keine
Augenauswischerei sein darf: Papier ist geduldig, auch das, auf dem Gesetze
geschrieben sind. Nur sagen zu können "Du, du, das ist aber verboten!"
ist zu wenig - man muss so etwas auch durchsetzen können. Wenn wir genau
schreiben, in welchen Fällen Schutzzonen überhaupt verordnet werden
dürfen, ist auch die Befürchtung unbegründet, der Polizei werde
dadurch zu viel Handlungsspielraum eingeräumt, und dann werden auch die
Punks am Westbahnhof oder am Grazer Hauptplatz davon gejagt. Eine Schutzzonen-Regelung
muss darauf beschränkt sein, dass Frauen, die einen legalen Schwangerschaftsabbruch
durchführen lassen wollen, vor Abtreibungseinrichtungen nicht drangsaliert
werden dürfen; wer's dann trotzdem tut, hat mit Konsequenzen zu rechnen.
Der erste Schritt ist getan, viele weitere müssen folgen, und zwar die
richtigen. Machen wir weiter, nehmen wir die Politik weiter in die Pflicht,
damit der aktuellen Einsicht auch Taten folgen!
Dr Brigitte Hornyik,
Verfassungsjuristin, Vorstandsmitglied des Österreichischen Frauenrings
für den Verein Österreichischer Juristinnen