KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Teilzeit - Eine Frauenfalle ?

Zu nachtschlafender Zeit, in der Früh und Abends als Reinigungskraft, vormittags im Büro, beim Schlichten in die Regale oder an der Kassa im Supermarkt, nachmittags mit Kind und Kegel beim Einkaufen, Hausaufgaben beaufsichtigen, Kochen, Putzen und Bügeln.
Es stimmt, fast die Hälfte der Frauen, die Teilzeit arbeiten, sehen darin die einzige Möglichkeit Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. Und trotzdem: 86 Prozent der Betroffenen würden sofort Vollzeit arbeiten gehen, wenn sie nur eine Vollzeitstelle angeboten bekämen und die Rahmenbedingungen stimmen würden.

Realität ist, dass immer mehr Frauen in die Teilzeitarbeit gedrängt werden. Für fast 40 Prozent der erwerbstätigen Frauen in Österreich ist sie Arbeitsrealität, während gleichzeitig seit fünf Jahren immerhin 85.000 der Vollarbeitsplätze verloren gingen. Laut einer Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts ist im Handel, beim Tourismus, im Sozialwesen, aber auch bei den Dienstleistern die Teilzeitarbeit explosiv angestiegen. Noch im Jahr 2000 arbeiteten um 40.000 Frauen mehr Vollzeit als 2005!

Dass die Teilzeitarbeit bei der Frauenbeschäftigung so rasant ansteigt, ist in Österreich hausgemacht, EU-weit bleibt sie mit einem Drittel seit Jahren auf gleichem Niveau während hierzulande bereits zwei von fünf Frauen Teilzeit arbeiten (über 40,5 Prozent). Bei Frauen mit Kindern bis 15 Jahren arbeiten bereits 6 von 10 in Teilzeit. Ein weiterer Unterschied ist, dass in Österreich die Wochenstundenzahl im Schnitt bei 20 liegt, während zum Beispiel in Schweden meist 30 Stunden in der Woche und mit besserer Entlohnung gearbeitet wird. Grundsätzlich kann festgestellt werden, dass in Österreich Teilzeitarbeit vor allem weiblich ist (ca. 85 Prozent der Teilzeitbeschäftigten sind Frauen).

Fast eine Million Menschen arbeiten heute in keinem Vollzeitarbeitsverhältnis mehr - das sind rund ein Drittel der unselbständig Beschäftigten - und der Großteil davon sind Frauen, die Teilzeit, als geringfügig Beschäftigte oder in prekären Arbeitsverhältnissen arbeiten. Damit sind atypische Beschäftigungen heute Arbeitsnormalität.

Dazu kommt, dass Teilzeitarbeit meist Arbeit in niedrig entlohnten Branchen, im Dienstleistungsbereich bedeutet; sehr oft auch in Form einer geringfügigen Beschäftigung. Zum Beispiel bietet der Handel mittlerweile fast ausschließlich Teilzeitjobs an. Dabei kann festgestellt werden, dass - egal in welcher Branche - die Entlohnung für eine Stunde Teilzeitarbeit generell um 18 bis 23 Prozent niedriger ist als für eine Stunde Vollzeitarbeit. Das ist auch eine der Ursachen, warum in Österreich die Einkommensschere zwischen Männern und Frauen weder gleich bleibt noch sich verringert, sondern immer weiter auseinanderklafft. Allerdings verdienen auch Frauen in Vollzeit noch immer um ein Fünftel weniger als Männer in Vollzeit.

Und das heißt auch, trotz Erwerbsarbeit können Frauen von ihrem Einkommen alleine nicht leben und Armut insbesonders bei Arbeitslosigkeit und im Alter ist vorprogrammiert. Eine der angepriesenen Selbstversicherungen ist für die meisten Frauen einfach nicht leistbar. Die Hoffnungen auf einen Vollarbeitsplatz werden selten wahr und statt Aufstiegschancen sind Teilzeitarbeiterinnen meist die ersten, die entlassen werden.

Manche, meist Männer mit hohem Einkommen und Macht, unken, dass wir in Österreich, aufgrund des hohen Anteils an Teilzeitarbeit bei der Beschäftigung, eigentlich schon längst die 35-Stunden-Woche mit der Tendenz zur 32-Stunden-Woche haben. Ihnen wird nicht einmal klar - oder doch? -, dass dieser "Witz" wieder einmal auf Kosten der Frauen geht, die ohne existenzsicherndes Einkommen weiter die Hauptlast der Betreuungspflichten tragen.

Wo geht's hier raus?

Eine der wichtigsten Voraussetzungen, dass Frauen Vollzeit arbeiten können, sind flächendeckend genügend ganztägige Kinderbetreuungsplätze bis zum Ende der Schulpflicht der Kinder, deren Betreuung sich am letzten Wissensstand der Pädagogik orientiert. Aber auch der Ausbau anderer sozialer Dienstleistungen wie Altenpflege, Betreuung von kranken oder behinderten Menschen ist Grundlage für die Vollerwerbstätigkeit vieler Frauen. Außerdem schafft das -zig-tausend neue bezahlte Arbeitsplätze, die ebenfalls überall in Österreich fehlen.

Und anstatt zu überlegen, wie die Wochenarbeitszeiten wieder auf 42, 44 oder noch mehr Stunden ohne Lohnausgleich ausgedehnt werden könnten, muss im Gegenteil als erster Schritt generell die 35-Stunden-Wochen bei vollem Lohnausgleich eingeführt werden.

Derzeit profitieren Betriebe, vor allem des Dienstleistungssektors, durch Einsparungen von Personalkosten durch Teilzeitarbeit und geringfügige Beschäftigung. Arbeitsverdichtung, Zerstückelung der Arbeitszeit und noch geringerer Stundenlohn müssen die Beschäftigten derzeit in Kauf nehmen. Daher ist ein steuerfreier Mindestlohn in Höhe von 1.300,-- Euro einzuführen. Außerdem müssen alle Beschäftigungsverhältnisse in die Sozialversicherung einbezogen werden.

Barbara Kundi

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