Von: Heidi Ambrosch (8.3.2016)
Vor 35 Jahren beschrieb Angela Davis in ihrem Buch „Women, Race and Class“ wie Sexismus und Rassismus in die ökonomischen Strukturen eingebettet sind. Sie sind ineinander verwoben und werden von den Herrschenden immer wieder zielgerichtet den gesellschaftlichen Veränderungen entsprechend aufs Neue konstruiert, um die Mehrheit zu spalten, um den Kern der sozialen Probleme zu verschleiern, der in den kapitalistisch-patriarchalen Besitzverhältnissen verwurzelt ist: der eklatante Widerspruch, dass weltweit das reichste ein Prozent der menschlichen ErdbewohnerInnen so viel besitzt wie der 99 Prozent Anderen zu denen 99 Prozent der Frauen zählen.
Hier wäre die Forderung nach einer Obergrenze angebracht. Im Zusammenhang
mit Flüchtenden ist sie eine offen ausgesprochene Morddrohung, wie sie den
GriechInnen auch mitgeteilt wurde, schickt sie eben zurück ins Meer.
Die KPÖ-Frauen fordern wie so viele andere den sofortigen Rücktritt von
Mikl-Leitner, die sich mit ihrer menschenverachtenden Rhetorik schon längst
jenseits des Zumutbaren bewegt.
Die sogenannte Kölner Nacht hätte ein Anlass sein können, um die
unterschiedlichsten Formen, das Ausmaß und die Ursachen tagtäglicher sexueller
Gewalt gegen Frauen in allen Kontexten in den Blick zu nehmen.
Stattdessen richtete sich die öffentliche Aufmerksamkeit auf Nationalität,
Religion oder den „Kulturkreis“ der Täter und ließ das alltägliche
Ausmaß sexueller Gewalt hier, bei „uns“ unbenannt. Der „Fremde“, der
„unsere“ Frauen belästigt und bedroht und von „unseren europäischen
Werten“ keine Ahnung hat, erregte „blankes Entsetzen“, wobei diejenigen am
lautesten schrien, die sich am meisten über den „Grapschparagraphen“
aufgeregt haben. Dieser Diskurs ist aber nicht nur am rechten Rand der
politischen Gemeinschaft zu finden, sondern schon längst in der Mitte der
Gesellschaft angekommen. O-Ton Alice Schwarzer: „Diese jungen Männer … sind
das Produkt einer falschen Toleranz“. Mit dieser Aussage unterstützt
Schwarzer die Akzeptanz des Abdankens der „Willkommenskultur“, nun heißt
es auch in den österreichischen Regierungskreisen, wie auch von vielen
Landesregierungen, das schaffen wir nicht mehr.
Es ist diese Sprachgewalt der jahrzehntelangen rassistischen Hetze, die
etablierte Unterteilung in „wir“ und „sie“, die sich auch hinter dem:
„wir“ heißen „sie“ willkommen versteckt. Und ganz schnell kann aus dem
„wir“ auch ein „uns“ werden, dass dann erlaubt zu sagen, wenn sie
„unsere“ Gesetze und Werte nicht akzeptieren, dann…
Aber sexuelle Gewalt lässt sich nicht abschieben, sie wird uns bleiben. Daher
sind wir immer wieder gefordert über das wir und uns nachzudenken.
08. März – Internationaler Frauenkampftag
Treffpunkt: Praterstern, 1020 Wien, 17 Uhr
Demonstration organisiert vom Feministischen Frauenbündnis zum 8. März
unter dem Motto: Feministischer Widerstand – Schluss mit Sexismus, Rassismus
und Krieg
Heidi Ambrosch ist Frauenvorsitzende der KPÖ