PARTEI
(17.5.2020)
Am 16. Mai starb Julio Anguita im Alter von 78 Jahren in einem Krankenhaus in Córdoba an einem Herzversagen. Mit ihm ist der spanischen Linken eine beispiellose Persönlichkeit verlorengegangen, die durch ihre politische Integrität und Kohärenz weit über die Kommunistische Partei Spaniens hinaus bekannt und geschätzt war.
Mirko Messner, Bundessprecher der KPÖ, betrauert den Verlust eines Freundes,
Genossen und Vorbildes unserer Bewegung:
Dear comrades, we were saddened to learn of the passing away of our comrade
Julio Anguita. Julio was one of the great personalities of the socialist and
communist movement, who attracted admiration far beyond the borders of your
country. Firm in principle, with a high democratic culture, cosmopolitan and
committed to the renewal of the socialist movement, he was elected the first
communist mayor of the city of Cordoba. As General Secretary of the Spanish
Communist Party and leader of the Izquierda Unida, he paved the way for the
Spanish left. The union of the democratic and left forces remained his goal
until the end of his life.
The Austrian communists lost a friend, a comrade and a role model. His death
left a huge gap in the ranks of the European left. We will keep an honouring
memory for Julio Anguita.
For the federal board of the KPÖ
Mirko Messner
Julio Anguita war von 1989 bis 2000 Generalkoordinator der heute unter der Bezeichnung „Unidas Podemos“ (UP) in Koalition mit den spanischen Sozialisten (PSOE) regierenden Vereinigten Linken (Izquierda Unida). Darüber hinaus war er von 1988 bis 1998 Generalsekretär der Kommunistischen Partei Spaniens (PCE). Bereits in den ersten Jahren nach dem Ende des Francoregimes war er Bürgermeister der andalusischen Stadt Córdoba, wo er sich als konsequenter Vertreter der Interessen der Subalternen den Ruf als „Roter Kalif“ erwarb. Danach war er Abgeordneter im andalusischen Parlament und darauf im spanischen Kongress.
Als Gründer der Vereinigten Linken sah er sein Hauptziel darin, den Kampf für die Interessen der Werktätigen auf Grundlage der politischen Einheit der Linken voranzutreiben. Er sah darin die Möglichkeit, als relevante Kraft der Veränderung auf Grundlage programmatischer Übereinkommen wirksam in die Umgestaltung und Modernisierung der spanischen Gesellschaft einzugreifen. Mit der gleichen Entschlossenheit trat er gegen die verbreitete Korruption und Privilegienwirtschaft der herrschenden politischen Eliten im Lande auf, durch die die Demokratie und Souveränität des Landes gefährdet werden.
Sein sich verschlechternder Gesundheitszustand zwang ihn, sich aus er ersten politischen Linie zurückzuziehen. Anstelle die Privilegien als Politiker, also die beliebten politischen „Drehtüren“ zu nutzen, kehrte er zeitweise zu seinem urspünglichen Beruf als Lehrer zurück. Ungeachtet dessen nahm er jedoch an den grossen politischen Debatten im Land lebhaften Anteil. Seine Stimme und seine Meinung prägten somit weiterhin die Entwicklung der Linken bis zu seinem Tod.
Sein politischer Werdegang ist zum ethischen Vorbild und politischen Kapital
in der Linken geworden. Im gestrigen Nachruf der Kollegialkommission der
Vereinigten Linken heisst es abschliessend:
„Heute, am 16. Mai, ist ein Gigant der Politik von uns gegangen. Ein
Verteidiger der Arbeiterklasse und ihrer notwendigen Einheit. Julio war ein
Mensch, den man nicht korrumpieren konnte, der innerhalb eines korrupten Systems
in der Lage war, aus seinen Prinzipien eine der mächtigsten Waffen im Dienste
der Personen zu machen.“