PARTEI
(18.8.2009)
Presseinformation des Steinbauer-Verlags:
Der Ökonom und Soziologe Walter Baier hat 12 Jahre als Vorsitzender der Kom-munistischen Partei Österreichs die Geschicke dieser Partei mitbestimmt. Beeinflusst durch Kindheits- und Jugenderfahrungen in einem Wiener kommunistisch-jüdischen Milieu macht er sich auf, über die Geschichte der KPÖ zu schreiben. Wer nun aber glaubt, dass daraus ein Loblied oder eine Kampfschrift entstanden ist, hat weit gefehlt. Baier wählt keinen sentimentalen, sondern einen kritischen Ansatz, mit dem er auf das knappe Jahrhundert kommunistischer Bewegung zurückblickt.
Er erinnert an die Anfänge der Partei, als die KPÖ in einer großen Strömung der Arbeiter-bewegung ins Leben gerufen wurde und es 1918, kurz nach dem Ende der Monarchie, auch im neu erstandenen Österreich zur Gründung einer Kommunistischen Partei kam. Nach den Anfängen während einer weltweiten Wirtschaftskrise wurde die KPÖ dann besonders im Kampf gegen den Nationalsozialismus von 1938 bis 1945 zu einer führenden Trägerin huma-nistischer Ideen. Ihre Mitglieder scheuten sich nicht vor Verfolgung und bezahlten ihren aufrechten Willen zum antifaschistischen Widerstand sogar häufig mit dem Tod. Tatsächlich spielten sowohl in den Anfängen der KPÖ als auch im Widerstand gegen die Nazidiktatur jüdische Intellektuelle und ArbeiterInnen eine herausragende Rolle, eine Tatsache, die bislang keine entsprechende Würdigung durch die Partei erfuhr. Erstmals werden in Baiers Buch zahlreiche Berührungspunkte und Überschneidungen des österreichischen Kommunismus mit jüdischen Milieus geschildert. Nach dem Zweiten Weltkrieg zählte die KPÖ zu den drei Gründungsparteien der Zweiten Republik. Doch im Zuge des Kalten Krieges schrumpfte sie zur Kleinpartei, von der man in der Öffentlichkeit kaum je etwas erfuhr, die sich an internen Auseinandersetzungen zermürbte und deren Blick auf die stalinistischen Verbrechen getrübt war. Erst als sie nach dem Zusammenbruch des osteuropäischen Kommunismus in einen Rechtsstreit um ein Millionenvermögen verwickelt wurde, geriet sie wieder in die Schlagzeilen. Baier bringt Licht in die lange Zeit als kontroversiell geltende Finanzstruktur der Partei.
Von Beginn an gelingt es dem Autor, die Entwicklung des österreichischen Kommunismus mit den Geschehnissen der jeweiligen Zeit zu vernetzen, was das Buch zu einem wichtigen Stück Zeitgeschichte macht. Darüber hinaus wird klar, warum es heute sinnvoll ist, neue sozioökonomische Wege abseits der bisherigen Alternative Kommunismus oder Kapitalismus zu suchen.
Zum Autor: Dr. Walter Baier, 1954 in Wien geboren, 1994 2006 Bundesvorsitzender der KPÖ. Koordinator der Bildungs- und Forschungseinrichtung der Partei der Europäischen Linken und Herausgeber der Zeitschrift transform! Europäische Zeitschrift für kritisches und politisches Denken. Zahlreiche Veröffentlichungen.
Walter Baier
Das kurze Jahrhundert
Kommunismus in Österreich
KPÖ 1918 bis 2008
Broschur, 304 Seiten, 42 Abbildungen
ISBN: 978–3–902494–39–9
Preis: 22,50/SFR 39,–
Edition Steinbauer
Halbgasse 27/30, 1070 Wien, T/F: 523 0224
Reingard Grübl-Steinbauer