KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Arm trotz Vollzeit-Job

Von Manfred Bauer (23.3.2011)

Wie eine aktuelle Untersuchung einmal mehr beweist, ist Armut in Österreich längst kein Randphänomen mehr, sondern rückt zunehmend ins Zentrum der Gesellschaft.

Die Studie „Working Poor: Trotz Einkommen kein Auskommen-Trend- und Strukturanalysen für Österreich im europäischen Kontext“ zeigt auf, dass mehr als 300.000 Menschen hierzulande mit ihrem Einkommen kein Auskommen mehr finden.

Längst schützt auch Erwerbsarbeit nicht mehr vor Verarmung: Denn immer häufiger kann auch ein Vollzeitjob nicht mehr jenes Einkommen generieren, das ein einigermaßen abgesichertes Lebens garantiert.

Wie die beiden Studien-AutorInnen Nina-Sophie Fritsch und Roland Verwiebe von der Universität Wien in ihrer Arbeit feststellen, verdienten im Jahr 2008 mehr als 300.000 Menschen nicht mehr als 950 Euro brutto im Monat. Bei Heranziehung des Nettolohnes sind es 16,5 Prozent der Erwerbstätigen, die aufgrund ihres geringen Einkommens von Armut massiv bedroht sind. „Selbst wenn nur jene Menschen mit einer unbefristeten 40-Stunden-Woche betrachtet werden“, heißt es in der Studie, seien immer noch sechs Prozent von Verarmung betroffen.

Dabei hätten weibliche Vollzeitbeschäftig­te ein doppelt so hohes Armutsrisiko wie Männer. Besonders betroffen seien Frauen in den Banken durch den forcierten Ausbau von gering entlohnten Tätigkeiten im Kredit- und Versicherungswesen sowie im „personenbezogenen Dienstleistun­gsbereich“, etwa in der Friseur- oder in der Kosmetikbranche. MigrantInnen seien vom Armutsrisiko noch stärker bedroht als österreichische ArbeitnehmerInnen.

„Der Fokus der Wirtschaftspolitik liegt weiterhin auf Wachstums- und Beschäftigungszi­elen“, kritisieren die StudienautorInnen, „während die Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung keine gleichberechtigte Rolle spielt.“ Dies gelte gleichermaßen für Österreich wie für die Europäische Union.

Studie „Working Poor: Trotz Einkommen kein Auskommen – Trend- und Strukturanalysen für Österreich im europäischen Kontext“: Heft 1/2011 der „Sozialwissen­schaftlichen Rundschau“, http://www.sws-rundschau.at