KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Wir alle waren gemeint.

Der Schoß ist fruchtbar noch, …

Von Nikolaus Lackner (25.7.2011)

Die Attentate von Norwegen sind ein Fanal – ein Angriff auf die Idee der offenen und solidarischen Gesellschaft. Und an Tagen wie diesen, die man hoffentlich nur einmal in seinem Leben erleiden muss, sollten wir abseits aller Parteizugehörig­keiten in Solidarität zusammenstehen.

Noch bevor Psychologen und Psychiater das 1.500seitige Pamphlet des Massenmörders durchgearbeitet und abschliessend bewertet haben, stellt sich für die europäische Linke, insbesondere auch für die politische Linke in Österreich die Aufgabe, aus dem Schrecklichen die richtigen Schlüsse zu ziehen.

Solidarität mit den Familien der Opfer und dem zutiefst getroffenen Land ist ein Gebot der Stunde. Dem sinnlosen Tod von politisch denkenden jungen Menschen kann man auch nachträglich keinesfalls einen Sinn zuweisen. Man sollte sich, angesichts der bislang bekannt gewordenen Details über den Täter aber bewusst sein, daß wir alle

gemeint waren, mit diesen Kugeln, mit dieser Bombe.

Er traf JungsozialistInnen. Und doch traf er uns alle, denn auch wir denken in politischen Kategorien, die der Mörder so sehr ablehnt, dass er zum schrecklichsten aller Mittel griff, um seinem Hass Ausdruck zu verleihen. Er bezog sich schliesslich mehrmals auf „kulturellen Marxismus“, „Kulturbolsche­wisten“, und die „Multikulturelle Gesellschaft“. Und erschreckender Weise, aber für uns gelernte Österreicher nicht wirklich überraschend, erwähnte er sowohl das BZÖ als auch die FPÖ in seinem Text, und äusserte sich positiv über sie.

Auch der wahnhafte Rückgriff auf die Türkenbelagerungen klingt bei ihm wie direkt aus dem Strache-Comic im letzten Wahlkampf abgeschrieben.

Der Mörder war Mitglied in der, unserer FPÖ in vielen Dingen nicht unähnlichen, rechtspopulis­tischen Fortschrittspartei. Und er lebte ein Leben, das unauffälliger und „normaler“ nicht sein könnte. Und schnell beginnt man überall zu versichern, daß selbst scharfe Überwachung der rechtsextremen Szene diesen Mann nicht hätte stoppen können. Der österreichische Direktor des Inlandsgeheim­dienstes setzt sich sogar an den runden Tisch im ORF und behauptet ernsthaft, vom Rechtsextremismus gehe in Österreich keine Gefahr aus.

Es kann kurzfristig nur eine Antwort auf den Massenmord von Anders Behring Breiviks geben. Geeint in tiefer Trauer um die getöteten Kinder und Jugendlichen, muss die politische Linke über alle ideologischen Parteigrenzen hinweg den Kern des zutage tretenden Problems erkennen und wirksam bekämpfen.

Rechtsextremismus, religiöser Fundamentalismus und wiedererstarkende faschistische Tendenzen in unseren Gesellschaften stellen die derzeit grösste Bedrohung für die Demokratien dar. Parteien wie die FPÖ sorgen mit ihrem ständigen Überschreiten der Grenzen, die sich einst aus gutem Grunde nach der Befreiung vom Hitlerfaschismus in der politischen Landschaft ergaben, für genau jenen Nährboden, auf denen Ideen, und seien sie noch so wahnhaft und unfassbar schrecklich wie die des Attentäters, wachsen und gedeihen.

Wir müssen nicht nur weiter achtsam sein. Wir müssen unsere Achtsamkeit erheblich verstärken. Unsere Aufgabe kann nur heissen, dem alltäglichen Fremdenhass entschlossen entgegenzutreten, wo immer er auch auftritt. Und wir sollten die Rechtsextremis­tInnen und Neonazis in unserer direkten Umgebung nicht weiter gewähren lassen, wie es der heimische Verfassungsschutz leider tut. Denn möglicherweise retten wir das Leben Unschuldiger, wenn wir einen dieser Waffen sammelnden, ideologisch fanatisierten Extremisten melden und stoppen.

Wo immer auch in unserer Nähe und direkten Umgebung sich fanatisierte Extremisten herumtreiben, sollten wir sie namhaft machen, und wirksam mit allen Mitteln der Demokratie daran hindern, sich auf dieselben Pfade zu begeben, die der Täter beschritt.

Aktiver Antifaschismus darf sich angesichts des Geschehenen, nicht mehr nur auf Demonstrationen fokussieren. Wir müssen ihn leben. Und täglich wachsam unsere Umgebung im Auge behalten. Denn der nächste Breivik, der neue Franz Fuchs, ein weiterer Fritzl oder ein verkappter Timothy McVeigh ist möglicherweise unser ganz normaler FPÖ-wählender Nachbar, der Sonntags in die Kirche geht.

Positionen:

Soziale Krise und rechte Politik, Claudia Krieglsteiner auf einer Aktions-Konferenz der KPÖ über den Boden für rechte Politik Falsche Fährte, Gastkommentar