KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Helden unserer Tage

Protestaktion der IG-Metall in Deutschland

Von Michael Graber (30.11.2007)

Es gibt Wirtschaftsforscher und “Wirtschaftsfor­scher”. In Österreich ist das nicht anders. Die jeweilige Interessensgruppe ladet sich ihre jeweiligen Wirtschaftsforscher ein und bejubelt ihre Erkenntisse. So ist es also kein Zufall, daß der Chef des IHS, Prof. Felderer, im „Wirtschaftspar­lament“ der Bundeswirtschaf­tskammer am Donnerstag vergangene Woche verkündete: "Unternehmer waren die Helden der

vergangenen 20 Jahre". Helden? Wofür, mit welchen Leistungen und im Kampf gegen wen?

Sie hätten eben gut gewirtschaftet. Die steigende Profitquote am Volkseinkommen spiegle nur „Verteidigungsmaßnah­men“ der Unternehmer zugunsten der Wettbewerbsfähig­keit. Und das mit der sinkenden Lohnquote sei kein Problem, denn trotz sinkender Quote könnten die Realeinkommen ja trotzdem steigen. Im übrigen liege die Lohnquote in Österreich im Vergleich zum Euro-Raum, den OECD-Ländern und den USA immer noch hoch.

Also hoppauf ihr Helden, es gibt noch genug Spielraum nach unten! Und wer da unten ist, soll auch noch 6 Jahre länger hackln, das so Felderer sei „unausweichlich“. Soweit der „Wirtschaftsfor­scher“.

Am gleichen Tag wurde allerdings eine Studie von Mitarbeitern des WIFO bekannt, die sich mit den langfristigen Tendenzen der Einkommensver­teilung in Österreich beschäftigt. (WIFO-Working Papers, Nr. 307, Nov. 07).

Zum Sinken der Lohnquote (Lohnanteil am Volkseinkommen) von 72% Ende der 70er Jahre auf 56% im Jahr 2006 (und zum gleichzeitigen Steigen der Profitquote) heißt es dort, daß dies das Ergebnis der Zunahme der Arbeitslosigkeit und des raschen Wachstums der Vermögenseinkommen (und hier vor allem der Einkommen aus Finanz- und Immobilienver­mögen) sei.

Natürlich nichts neues. Aber immerhin wirft das ein Schlaglicht auf die „Helden“ unserer Tage – die Finanz- und Immobilienhaie.

Pech auch für Herrn Felderer: Seine These, daß sich unter sinkender Lohnqute steigende Realeinkommen der Lohnabhängigen verberge, wird in der WIFO-Studie das Licht ausgeblasen. Die Nettorealeinkommen je unselbständig Beschäftigten (also nach Abzug der Inflation) lagen im Jahr 2005 laut Lohnsteuerstatistik um 1,7% unter jenen des Jahres 1995. Dabei sei das BIP, also die gesamte Wirtschaftsle­istung, im gleichen Zeitraum um 19% gestiegen!

Das Unterste Fünftel der Beschäftigten verlor 19%, das zweite Fünftel 11% Nettorealeinkommen. Das sind überwiegend die prekarisierten und Teilzeitarbeit­plätze. Der Rest stagniert, bis auf ein kleines Spitzensegment. Der „Niedriglohnsektor“ macht also bereits mindestens zwei Fünftel aller Beschäftigungsver­hältnisse aus. Eine Heldin wer da trotzdem noch hackln geht.