KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Der 12. Februar 1934

Von Didi Zach (11.2.2008)

Vorgeschichte und Resultate des letzten verzweifelten Versuchs der österreichischen ArbeiterInnenschaft sich gegen den Austrofaschismus erfolgreich zur Wehr zu setzen, sind weitgehend bekannt. Mehr als 200 Angehörige des Republikanischen Schutzbundes wurden während der Kämpfe im Februar 1934 getötet. Prominente Schutzbundführer wie Koloman Wallisch wurden standrechtlich hingerichtet. Karl Münichreiter wurde – trotz schwerer Verletzungen – auf einer Tragbahre zum Galgen geschleppt.

Doch was waren die Folgen dieser Niederlage? Viele Sozialdemokraten wandten sich von der Politik ab – die SPÖ verschwand für mehr als ein Jahrzehnt von der politischen Bühne. Doch für viele war der Kampf noch nicht zu Ende. Kleine sozialistische Gruppen entstanden, die sich später als „Revolutionäre Sozialisten“ (RS) zusammen schlossen. Und tausende enttäuschte SozialdemokratInnen traten in die bereits seit Mai 1933 illegale KPÖ ein.

2/3 der Delegierten des 12. Parteitags der KPÖ, der Ende September 1934 in Prag stattfand, waren, so die Zahlen, erst nach dem Februar 1934 der Partei beigetreten. Die KPÖ war innerhalb weniger Wochen von 4.000 auf 16.000 Mitglieder angewachsen.

Schon im Sommer 1934 hat die KPÖ den Revolutionären Sozialisten die Vereinigung in einer gemeinsamen Partei angeboten. „Die Auseinandersetzung ging anfangs nur darum, ob die neue Partei sich der Komintern (oder der Sozialistischen Arbeiter-Internationale anschließen sollte). Sehr bald stellte sich aber heraus, daß nach wie vor tiefgehende ideologische Unterschiede zwischen den beiden Parteien bestanden, die Revolutionären Sozialisten austromarxistischen Schablonen verhaftet waren, auch wenn sie die KPÖ von „links“ kritisierten. Unter diesen Umständen war das einzige erfolgversprechende Herangehen an die Frage der Einheitsfront die Herstellung einer weitestgehenden Aktionseinheit der Arbeiterklasse im antifaschistischen Kampf sowie der Aufbau gemeinsamer revolutionärer Massenorganisa­tionen im Untergrund“. (F. Garscha/H. Hautmann im Standardwerk „Februar 1934 in Österreich“, Dietz Verlag, Berlin 1984).

„Bekenntnisse zur Zusammenarbeit“, „gemeinsamen Tätigkeit“ und perspektivisch die Neugründung einer gemeinsamen Partei der ArbeiterInnenklasse waren aber auch nach dem Februar 1934 verschiedene Paar Schuhe. Und „Streitthemen“ gab es genug: Welche Rolle soll der neu konstituierte illegale Schutzbund, dem nun auch offiziell KPÖler und RSler angehörten, spielen? Wie mit der austrofaschistisch dominierten Einheitsgewer­kschaft umgehen? Sind die ÖsterreicherInnen eine eigenständige Nation, wie die Kommunisten behaupten? Oder ist ein Anschluss an Deutschland – wenn die Nazis dort nicht mehr an der Macht sind – ein anzustrebendes Ziel, wie die Revolutionären Sozialisten behaupten? Und was tun gegen die immer offensichtlicher werdende Gefahr der Annexion durch Nazi-Deutschland? Die KPÖ plädiert dafür, die „werktätige katholische Bevölkerung für den Kampf gegen die Bedrohung durch den Nazi-Faschismus“ zu gewinnen – die RS wertet dies als opportunistische Anbiederung an den reaktionären Katholizismus.

Eine Frage übrigens, die im März 1938 nochmals unmittelbare und höchst praktische Relevanz erhalten sollte. Doch dazu mehr im nächsten Beitrag.

Termin zum Vormerken: Im März 1938 besetzten Nazi-Truppen Österreich. Die KPÖ leistete in der Illegalität in organisierter Form Widerstand gegen den NS-Terror. Die KPÖ wird daher am 15. März 2008 der Opfer und der WiderstandskämpferInnen gegen Faschismus und Krieg gedenken. Treffpunkt ist der Morzinplatz (15 Uhr), danach wird sich der Gedenkmarsch über die Innenstadt zur Albertina begeben, wo ab 16 Uhr eine Abschlußkundgebung stattfinden wird. Hintergrundtexte zum Einlesen: Analysen zum März 1938