KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

"Ändere die Welt, sie braucht es"

Von Christiane Maringer (20.10.2009)

Claudius Magris erhielt den "Friedenspreis des Deutschen Buchhandels". In seiner Dankesrede zitiert der Triestiner Brecht und fordert auf, die Welt zu ändern. Magris kritisiert Populismus und Ausgrenzung und stellt fest, dass Kriege und Grenzen heute entlang anderer Linien verlaufen als wir gewohnt sind zu denken.

Magris nimmt das Bild, das ein 70jähriger Vietnamese zeichnet, zum Ausgangspunkt: „… die heimtückischste Gefahr für uns ist, dass wir uns daran gewöhnen, den Krieg als etwas so Notwendiges wie Leben und Atmen anzusehen, und nicht mehr fähig sind, uns ein Dasein ohne Krieg vorzustellen.“

Ein Ausgangspunkt, um daran zu erinnern, dass seit 1945 ungefähr zwanzig Millionen Menschen in Kriegen umkamen: „Der Dritte Weltkrieg hat stattgefunden, auch wenn die meisten Europäer das Glück hatten, nicht den Blutzoll zahlen zu müssen.“ Seit Ende des 2. Weltkrieges ist kein Tag vergangen, an dem nicht irgendwo auf der Welt Krieg gewesen wäre – für die meisten von uns keine neue Information, auf großen Bühnen wird davon aber trotzdem selten gesprochen.

Wirklich spannend ist aber sein Anstoß, heute über neue Grenzen und Fronten nachzudenken. Grenzen, die mitten in unseren Gesellschaften, mitten durch unseren Alltag laufen. Frontlinien, an die wir dabei sind uns zu gewöhnen und damit für normal zu halten. Der tägliche, medial aufbereitete und an den Stammtischen unterstrichene rassistische Einheitsbrei lässt kaum mehr wahrnehmen, mit welchen Methoden wir unseren Wohlstand zu erhalten suchen: An manchen EU-Außengrenzen und ihren Vorposten weit vor den tatsächlichen Landesgrenzen herrschen Kriegszuständen; Menschen auf der Flucht landen, in Europa angekommen, in Gefängnissen – mit zunehmend weniger Rechten; Rechte und Teilhabe sind ohnehin von Staatsbürgerschaf­ten abhängig – Menschenrechte, die Europa gerne von anderen einfordert, haben da wenig Auftrag.

Claudius Magnus: „Heute ist diese Grenze (Anm. Ost-West-Grenze) nicht aufgehoben, sondern nur verschoben, um einen anderen, noch östlicheren Osten auszuschließen. (…) Heute sind es andere Grenzen, die den Frieden bedrohen, bisweilen unsichtbare Grenzen im Inneren unserer Städte, zwischen uns und den Neuankömmlingen aus allen Teilen der Welt. Nicht nur an den italienischen Küsten landen Flüchtlinge, die man für räuberische Piraten hält. Die Reaktionen auf eine solche mit einer Invasion verwechselte Exilsuche sind hysterisch und symptomatisch in ihrer Brutalität. Der neue Populismus, der heutzutage mehr oder weniger überall in Europa umgeht, schafft (…) Demokratien ohne Demokratie. Er ist eine Gefahr für die Demokratie und für den Frieden.“