POSITIONEN & THEMEN
Von Doris Schlager (3.5.2010)
Die Ursache der Spaltung ist in der Gesetzgebung der großen Koalition von 1994 zu suchen. Mit den Stimmen der SPÖ wurden die Mietzinsobergrenzen bis zur Unkenntlichkeit aufgeweicht. Der Kündigungsschutz wurde durch die Befristungsmöglichkeiten ausgehebelt. Seit dem haben sich die Mieten in den 130.000 Wiener Altbauwohnungen mehr als verdreifacht.
Wir kämpfen mit dem Wiedervermietungseffekt. Mit jeder Neuvermietung können die VermieterInnen ohne etwas zu investieren erheblich mehr Miete herausschlagen, als sie vom/von der vorherigen MieterIn erzielen hätten können. Also versuchen sie mit allen Mitteln die MieterInnen hinauszudrängen.
Nach der Delogierung müssen sich die ehemaligen AltmieterInnen auf die Suche begeben. Sie sind dann konfrontiert mit einem Wohnungsmarkt, wo sie die dreifache Miete oder mehr zahlen sollen. Sie müssen obendrein drei Monatsmieten Kaution und drei Monatsmieten Provision aufbringenn also tausende von Euro.
Und bekommen den Vertrag nur befristet. Das heißt, es ist absehbar, wann sie sich wieder auf die Suche begeben müssen.
Die Wohnung zu verlieren, ist leicht. Bei einer beschämend niedrigen Ersatzrate von 55 Prozent beim Arbeitslosengeld ist es schwierig, den Lebensstandard aufrechtzuerhalten. Selbst bei einem Durchschnittseinkommen rutscht man sofort unter die Armutsgrenze. Die Wohnungs- und Energiekosten machen dann leicht zwei Drittel und mehr des Haushaltseinkommens aus.
Zu der Arbeitslosigkeit gesellt sich dann die Wohnungslosigkeit. Und woher dann die Provision und die Kauton nehmen und nicht stehlen.
Das ursprüngliche Argument der großen Koalition hat sich blamiert. Der Markt richtet gar nichts. Statt privaten Wohnungsbau haben wir jetzt die private Abzocke
Die Gemeinde Wien soll gefälligst wieder den Bau von Gemeindewohnungen aufnehmen leistbar und zeitgemäß!
In Graz haben das die KommunistInnen schon durchgesetzt. Die Wohnbaukosten der GemeindebaumieterInnen dürfen nur ein Drittel des Haushaltseinkommen ausmachen. Einschließlich der Betriebs- und Heizkosten. Bei 220.000 Gemeindewohnungen in Wien würde sich das doch richtig lohnen. Von Graz lernen.
Die Wohnkosten herunter!
Speakers Corner bei der Albertina, 1. Mai 2010, Doris Schlager zum Thema Wohnen