POSITIONEN & THEMEN
Von Mario Kecker (1.5.2010)
Seither ist der l. Mai globales Symbol für die Macht der internationalen ArbeiterInnenbewegung, und genauso lange versucht das Kapital, dieses symbolische Bollwerk der ArbeiterInnenklasse sturmreif zu schießen.
An Instrumenten der Demontage mangelt's ihm dabei nicht. Die Bagatellisierung des 1. Mai als stinknormaler Feiertag ist dabei nur eine der hinterfotzigen Methoden. Dergestalt als Feiertag codiert, lässt sich in Zeiten der Krise und des Sparzwangs dann auch gleich die Forderung nach Abschaffung dieses Feiertags erheben. Zum Erfüllungsgehilfen des Kapitals macht sich 2010 unter anderem der ÖVP-ArbeitnehmerInnenbund (!) ÖAAB, der sich am Vorabend des 1. Mai prompt für seine Abschaffung als Feiertag ausspricht. Offensichtlich steigert sich der ÖAAB als Berater des Kapitals in eine Rolle hinein, die den Widerspruch von ArbeitnehmerInnen-Interessen und marktradikaler Geschäftskalkulation in ein sorgenvolles Lamento um den nationalen Erfolgskurs umwandelt.
Gerade die massiven Interventionen des Kapitals zeigen, dass der 1. Mai, ebenso wie der 8. März, nicht nur zu den zentralen Gedächtnisorten der internationalen ArbeiterInnen- und Frauenbewegung zählt, sondern dass er mehr denn je ein weit aufgespannter politischer Raum ist: Ein traditioneller Kampftag für die Interessen jener Menschen, die von der Raffgier des Kapitals drangsaliert werden, für soziale Gerechtigkeit, ein Tag des Widerstand gegen Ausbeutung und Unterdrückung, ein Tag der internationalen Solidarität und des Kampfes für gleiche Rechte, für Freiheit und Demokratie.
*) Am Haymarket in Chicago ging die Polizei am 3. Mai 1886 brutal gegen eine Versammlung von streikenden ArbeiterInnen vor, die für den Acht-Stunden-Tag
demonstrierten. Dabei wurden sechs Arbeiter getötet und weitere verletzt.