KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Ernst Wimmer: Der Theoriefeindlichkeit den Kampf angesagt

(27.10.2011)

Am 27. Oktober 1991 starb Ernst Wimmer, führender Intellektueller der KPÖ in den 70er und 80er Jahren 67 jährig an Leukämie. Wimmer verantwortetete und prägte in diesen Jahrzehnten die ideologische und propagandistische Tätigkeit der Partei, leitete bis zu seinem Tod das Theorieorgan „Weg und Ziel“, kümmerte sich um die Kulturpolitik, leitete die „historische Kommission“ beim ZK der KPÖ und hielt den Kontakt zu den kommunistischen Studenten.

Sein Arbeitspensum umfaßte nicht nur die regelmäßige Belieferung der Publizistik der KPÖ sondern auch zahlreiche Veröffentlichungen in internationalen Zeitschriften, die Referententätigkeit an fast allen Parteischulen, Kursen und Seminaren jener Jahre, die Erarbeitung, Organisierung und Auswertung theoretischer Konferenzen, wobei er bei einigen auch die Hauptreferate hi­elt.

Wimmers Persönlichkeit, seine mitreißende Rhetorik, seine Überzeugungskraft, die allerdings manchmal auch in Unduldsamkeit und Rechthaberei ausartete, verschaffte der KPÖ in jenen Jahren einen intellektuellen Anspruch, der durchaus nicht dem inneren Klima der KPÖ entsprach. Vielfach mußte er gegen Theorie- und Intellektuellen­feindlichkeit in weiten Teilen der Partei ankämpfen.

Ernst Wimmer wurde in einem bürgerlich-liberalen Elternhaus in Horn geboren. Antifaschistischer Widerstand führte den Jugendlichen zu seiner Verhaftung und zum Ausschluß von der Matura. Nach der Befreiung trat er der KPÖ bei und begann als Journalist zunächst beim „Neuen Österreich“, später in der „Volksstimme“ im Ressort Außenpolitik zu arbeiten. Wegen Differenzen über die Politik Chruschtschows und sein Liebäugeln mit den Positionen des maoistischen China wurde Wimmer in die Kulturredaktion versetzt.

1970 nach der Ausschaltung des „präeurokommu­nistischen“Flügel­s, an der er nicht unwesentlich beteiligt war, gelangte er in führende Positionen der Partei, darunter in das Zentralkomittee und in das Politische Büro. Doch er ließ sich nicht gänzlich in die beschränkte Weltsicht des Dogmatismus einordnen. Mehrmals machte er geltend, daß die Partei genügend Genossen habe, die in dieser Krise „gestanden“ seien, die Partei aber Leute brauche, die gehen könnten. Das machte die von ihm repräsentierte KPÖ für die Nach-68er Studentenbewegung, für Intellektuelle und Kulturschaffende anschlußfähig.

Ein unter Wimmers Federführung 1982 beschlossenes Programm der KPÖ „Sozialismus in Österreichs Farben“ spiegelte die widersprüchliche Orientierung jener Jahre. Die Anerkennung der Tatsache, daß sich auch der Sozialismus nur durch die Entstehung und Lösung von Widersprüchen entwickeln könne, kontrastierte mit der angesichts des Kriegsrechts in Polen und der immer offensichtlicheren Stagnation des osteuropäischen Sozialismus grotesken Feststellung, daß in diesem „die immer aktivere, sachkundigere und bewußtere Teilnahme einer immer größeren Zahl von Menschen an Entscheidungen ihrer Lebensfragen“ als „Grundtendenz“ vorhanden sei.

In seinen letzten Artikeln in den Monaten des Umbruchs und Zusammenbruchs des Sozialismus in Osteuropas stellte Wimmer vieler seiner Annahmen, Hoffnungen und Projektionen, aber auch viele der von ihm verteidigten Dogmen des „Marxismus-Leninismus“ auf den Prüfstand. Sein selbstkritisches Urteil darüber bleibt sein Vermächtnis.

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