KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Die Helden von Auschwitz

Von Manfred Mugrauer (26.1.2015)

Am 30. Dezember 1944, wenige Wochen vor der Evakuierung und Befreiung des Konzentrationslagers durch die Rote Armee, wurden die Wiener Kommunisten Ernst Burger, Rudolf Friemel und Ludwig Vesely in Auschwitz hingerichtet.

Führende Mitglieder der „Kampfgruppe Auschwitz“

Ernst Burger, ein führender Funktionär des Kommunistischen Jugendverbandes, war im November 1938 festgenommen und vom Oberlandesgericht Wien wegen antifaschistischen Widerstands zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Nach Haftverbüßung wurde er aber nicht freigelassen, sondern im Dezember 1941 von der Gestapo ins KZ Auschwitz eingewiesen. Gemeinsam mit anderen österreichischen Häftlingen, u.a. mit Franz Danimann, Heinrich Dürmayer, Rudolf Friemel, Alfred Klahr, Hermann Langbein, Josef Meisel, Ludwig Soswinski und Ludwig Vesely, nahm er hier die organisierte politische Arbeit auf und wurde zum Kristallisati­onspunkt des Lagerwiderstands.

Von den Österreichern ging auch die Initiative aus, die einzelnen nationalen Häftlingsgruppen zu koordinieren und unter einer einheitlichen Leitung zusammenzufassen. Die Verbindung zu den Polen gelang über den späteren polnischen Ministerpräsidenten Józef Cyrankiewicz, der als Funktionär der Polnischen Sozialistischen Partei (PPS) verhaftet worden war und sich mit den österreichischen kommunistischen Häftlingen in Verbindung setzte. Hieraus resultierte im Mai 1943 die „Kampfgruppe Auschwitz“ als international zusammengesetzte Widerstandsor­ganisation.

Fluchtversuch aus Auschwitz

Langfristiges Ziel der Kampfgruppe war die Organisierung eines bewaffneten Aufstands, weshalb ab dem Frühjahr 1944 angesichts des Vormarsches der Roten Armee die militärische Komponente des Lagerwiderstands forciert wurde. Um den politischen Schwerpunkt außerhalb des Lagers zu verlegen und eine schlagkräftige Zusammenarbeit mit den in der Umgebung von Auschwitz operierenden polnischen Partisanengruppen sicherzustellen, wurde die Flucht von führenden Mitgliedern der Kampfgruppe beschlossen. Burger sollte am 27. Oktober 1944 gemeinsam mit vier polnischen Häftlingen fliehen und auf einem Lastwagen mit Schmutzwäsche zu einem mit den Partisanen vereinbarten Treffpunkt gebracht werden. Der Plan wurde jedoch verraten. Das Fahrzeug verließ zwar das Lager, ließ dann aber bewaffnete SS-Leute aufsteigen und fuhr zurück vor den Bunker. Als die fünf den Verrat bemerkten, nahmen sie Gift, worauf zwei Polen starben. Den anderen wurde rechtzeitig der Magen ausgepumpt, damit sie von der SS über die Hintergründe der Flucht einvernommen werden konnten.

Als Fluchthelfer verhaftet wurden auch Rudolf Friemel und Ludwig Vesely, die in ihrem Arbeitskommando einen SS-Mann für diesen Plan gewonnen hatten. Dieser wiederum zog einen SS-Rottenführer ins Vertrauen, der nicht nur den Fluchtplan, sondern auch die beiden Organisatoren verriet. Der Feinmechaniker­gehilfe Vesely hatte als kommunistischer Aktivist bereits mehrere Zuchthäuser hinter sich und war nach Haftverbüßung im Juni 1942 nach Auschwitz deportiert worden. Der Automechaniker Friemel wiederum hatte in Spanien in den Reihen der Internationalen Brigaden gekämpft und kam Anfang Jänner 1942 in Auschwitz an, wo er zum Kommunisten wurde. Es folgten wochenlange Einvernahmen der Häftlinge durch die Lager-Gestapo. Burger, Friemel, Vesely und die beiden polnischen Kameraden gaben aber trotz Misshandlungen keine ihrer Verbindungen preis.

„Heute wir, morgen ihr!“

Am 30. Dezember 1944 wurden Burger, Friemel und Vesely gemeinsam mit den polnischen Kameraden Piotr Pi?ty und Bernard ?wierczyna am Appellplatz des Stammlagers gehenkt. 15.000 Häftlingen mussten antreten, um der Hinrichtung beizuwohnen. Gefesselt und trotz der Kälte barfuß und nur mit Hose und Hemd bekleidet wurden die fünf Häftlinge aus dem Bunker zum Galgen geschleppt, der vor der Küche in Gestalt eines gewöhnlichen Holzgestells errichtet worden war. Unweit von ihm ließ der Lagerkommandant einen Weihnachtsbaum entzünden. Unter Schlägen der SS und mit antifaschistischen Losungen auf den Lippen gingen die fünf in den Tod. Burger rief „Nieder mit dem Faschismus“ und „Es lebe ein freies, unabhängiges Österreich“, „Nieder mit der braunen Mordpest!“, rief Friemel. „Heute wir, morgen ihr!“, waren jene Worte, die Vesely seinen Henkern ins Gesicht rief. Wenige Monate bzw. Jahre später sollten sie Wirklichkeit werden: Am 27. Jänner 1945 wurden die nach der Evakuierung im Lager zurückgelassenen Häftlinge von der Roten Armee befreit. Frühere Kommandanten des Lagers wurden in den folgenden Monaten und Jahren teilweise am Ort ihrer Verbrechen hingerichtet.

Nach 1945 wurde das Andenken an Burger, Friemel und Vesely von der KPÖ und vom KZ-Verband hochgehalten. Als Helden des antifaschistischen Widerstands und Opfer der Nazi-Diktatur wurden Organisationse­inheiten nach ihnen benannt, Einrichtungen der Partei trugen ihre Namen. Zum fünften Jahrestag ihrer Ermordung wurden im Dezember 1949 an den ehemaligen Wohnhäusern der drei Freiheitskämpfer in der Matznergasse 18 (Burger), Ernst-Ludwig-Gasse 8 (Friemel) und in der Grasbergergasse 9 (Vesely) Gedenktafeln enthüllt.

Auch heute, 70 Jahre nach dem Ende der Nazi-Barbarei, dürfen Burger, Friemel und Vesely nicht in Vergessenheit geraten. Ihre Namen sind uns Mahnung und Verpflichtung.

Manfred Mugrauer

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