POSITIONEN & THEMEN
Von Josef Stingl (1.6.2009)
Ich gratuliere Herrn Frank Magna Stronach. Wie wir von seinen Chef-Manager Sigi Wolf erfahren konnten, hat der 77-jährige mit seiner Begeisterung den Opel-Deal eingefahren und sich somit einen seiner langgehegten Lebensträume erfühlt. Kondolieren muss ich den Magna-Beschäftigten, den Opel-MitarbeiterInnen und den SteuerzahlerInnen, denn sie werden einen beträchtlichen Teil dieses Lebenserfüllungsdeals bezahlen müssen.
Schon in der zweiten Jahreshälfte des Vorjahres nutzte der österreichisch-amerikanische Kanadier die Automobilkrise seine Lohnkosten auf die Allgemeinheit abzuschieben. Zuerst mussten 600 LeiharbeiterInnen und 300 Stammbeschäftigte ihren Arbeitsplatz räumen. Ihren Lohn trägt jetzt das AMS also wir in Form von Arbeitslosengeld. Im November wurden dann die ersten 2.600 Beschäftigten in Kurzarbeit geschickt, weitere folgten sukzessive. Die Lohnaufzahlung trägt wiederum das AMS also wiederum wir mit fiktivem Arbeitslosengeld. Vor wenigen Wochen dann der Super-GAU (Größte Anzunehmende Unfall) der ArbeiterInnenbewegung in den steirischen Fabrikshallen von Magna International lies Stronach darüber abstimmen, ob seine Belegschaft freiwillig auf einen Lohnverzicht einsteigen würde und diese stimmte mit riesiger Mehrheit der Kostenabwälzung zu.
Jetzt hat Stronach also Opel erworben. Der steirische Weg wurde auch gleich in die Bundesrepublik exportiert. 2.500 Beschäftigte werden gleich ihre Spinde leeren müssen, bis zu 25.000 könnten es insgesamt werden. Klugerweise hat Stronach ja nur eine Standort- und keine Arbeitsplatzgarantie abgegeben außer, die SteuerzahlerInnen bezahlen dafür: Berlin hat sich den Erhalt der deutschen Opel-Arbeitsplätze bereits mit 1,5 Milliarden Euro erkauft und innerhalb von fünf Jahren soll dieser bundesdeutsche Bürgschaftsrahmen noch auf 4,5 Milliarden Euro ausgedehnt werden.
Aber auch Österreichs SteuerzahlerInnen dürfen sich freuen: Magna Stronach will von Österreichs Staatskasse für den Opel-Deal die Kleinigkeit von 300 Millionen Euro. Der „Kurier“ zitierte in seiner Ausgabe vom 30. Mai 2009 Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) mit den Worten: Wie mit Kollegen Mitterlehner abgesprochen, gibt es ein grundsätzliches Ja Österreichs zu einer Beteiligung.
Herrscht jetzt noch patriotischer Stolz und Zufriedenheit in Hoffnung auf die Rettung der heimischen Magna-Werke trotz dieser massiven stronach'schen Umverteilung vor, wird diese bald in einem anhaltenden Tränen-Gezetere wegen noch schlechterer Existenzbedingungen enden. Oder, wir ArbeiterInnen und Angestellten trauen uns mal was zu. Wie heißt ein alter Spruch der Gewerkschaften: Wenn unser starker Arm es will, stehen die Maschinen still