PARTEI
Antragsteller: Bundesvorstand
Abstimmung: Mehrheit pro, 2 kontra, 5 Enthaltungen
Der Familie und darin den Frauen wird vieles angeheftet, an dem sich eine solidarische Gesellschaft orientieren könnte: Sorge um ihre Mitglieder, ihr Wohlsein, Wahrnehmen und Ausgleichen von Differenzen, damit niemand zu kurz kommt, Bestrebungen ums Mitmachen stützen, damit alle lernen und jene Fähigkeiten entwickeln, die nicht nur ihrem eigenen Fortkommen dienlich sind: Freundlichkeit, Geborgenheit, Anteilnahme.
Frauen werden aber so wenig wie Männer mit derartigen Tugenden, auch soft skills genannt, geboren. Sie werden nur von klein auf dazu angehalten, sich diese Fähigkeiten zu erwerben, um die Reproduktion der Ware Arbeitskraft in der Kleinfamilie zu sichern. Das bedeutet u.a. die Zuordnung unentgeltlicher Pflegearbeit an Frauen die das aus vermeintlicher oder gelebter Liebe freiwillig machen. Darauf setzt auch das von der Europäischen Kommission für heuer ausgerufene Jahr der Freiwilligentätigkeit. Diese vermeintlich weiblichen Fähigkeiten werden in nicht wenigen typischen Frauenberufen unterbewertet oder als unbezahlt vorausgesetzt.
Weil die erworbenen Fähigkeiten aber keine Tugenden sind, verkehren sie sich oft in der zugeschnürten Enge der Familie in ihr Gegenteil: patriarchale Gewaltverhältnisse werden zugedeckt, asoziale und rassistische Vorurteile werden genährt, um die eigenen Kinder nicht nur gegen andere zu verteidigen, sondern auch, um sie aus dem vermeintlichen Schutz der Familie nicht loszulassen.
Aber der Wunsch nach solidarischer Stärkung ist offensichtlich, und die KPÖ denkt darüber nach, wie die Verhältnisse zu gestalten sind, damit solche Haltungen wirksam werden, ohne zugleich zu fesseln.
In diesem Sinne müssten wir darum kämpfen, dass Frauen (und allen Menschen) genug Zeit eingeräumt ist, Menschlichkeit, als Sorge für sich, andere und die Natur als Lebensbedingung zu entfalten. D.h. auch, einen Rahmen zu schaffen, in dem die Einzelnen sich ungeachtet ihrer Verschiedenheit entwickeln können. Das beinhaltet auch, Fähigkeiten von anderen zu fördern, zu bejahen, zu unterstützen, statt sie gegeneinander zu richten. Strukturen zu schaffen, in denen das miteinander Kooperieren als alle bereichernd und genussvoll erfahren werden kann. Den gemeinsamen Genuss auch im Denken als Ziel setzen zu können. (Frigga Haug, DAS ARGUMENT 287/2010)
Um nichts weniger geht es einer wohl einzigartigen breiten Plattform zum Internationalen Frauentag 2011: ein wirkungsmächtiges Zeichen zu setzen mit der Losung: Aus. Aktion Umsetzung. Sofort. Unzählige Forderungen und Kritiken von Frauen sind seit 100 Jahren und mehr auf dem Tisch. Unzählige Forderungen warten auf Umsetzung. Am 19. März 1911 gingen 20.000 Frauen (und Männer) für mehr Frauenrechte auf die Straße.
Nun jährt sich dieser Tag zum 100sten Mal ein guter Anlass, wieder zu einer großen Demonstration für Frauenrechte am Samstag, 19. März 2011 am Wiener Ring aufzurufen! Das Bündnis erinnert an die nichterfüllten Forderungen des Frauenvolksbegehrens 1997 oder des feministischen Regierungsprogramms 2002, es sammelt die kompetenten Lösungsvorschläge in Form der vielfältigsten Forderungen einzelner Frauen oder Initiativen. Gemeinsam wird die Vision einer solidarischen Gesellschaft umrissen.
Die KPÖ ist Teil dieses Bündnisses, sie teilt die Visionen und wird nach Maßgabe ihrer Möglichkeiten alles unternehmen, um die bevorstehenden Aktionen zu unterstützen. Linke Politik ist feministisch oder sie ist nicht links!