PARTEI
(18.10.2014)
Resolution Nr. 4 des 36. Parteitags der KPÖ, 2014
Der im April ausgebrochene Krieg in der Ost-Ukraine hat wieder die Unmenschlichkeit, Aussichtslosigkeit und Sinnlosigkeit von Kriegen vor Augen geführt.
Nach einem halben Jahr erbitterter Kämpfe, Tausenden Toten, zerstörten Städten und Industrien ist die Ukraine ein geteilter und gescheiterter Staat.
Die
Probleme der Ukraine sind zuvorderst wirtschaftlicher und sozialer Natur. Sie
heißen Arbeitslosigkeit, Armut, Wohnungsnot und wirtschaftlicher Verfall. Sie
zu lösen, wird nicht mit nationaler Euphorie gelingen, sondern erfordert
innenpolitische Änderungen, vor allem ein Ende der Korruption und der
Herrschaft der Oligarchen.
Die wirtschaftliche und soziale Krise und der Staatsstreich vom Februar
2014 mündeten in einem Bürgerkrieg zwischen den ukrainischen Nationalitäten,
der das Risiko einer direkten militärischen Konfrontation der NATO und Russland
heraufbeschwört.
Die Großmächte haben mit ihrer Politik nicht auf die spezifischen Probleme des Landes reagiert, sondern zielten darauf, es politisch und militärisch in den eigenen Einflussbereich einzugliedern. EU und USA versuchen, das Land, politisch und militärisch in die NATO zu integrieren, Russland hat die Krise der Ukraine dazu benützt, um völkerrechtswidrig die mehrheitlich von Russen uns Russinnen bewohnte Krim zu annektieren.
Das hat zum gefährlichsten Konflikt in Europa seit Ende des Kalten Kriegs geführt.
Wir
unterstützen alle Bemühungen, die Gefahr einer militärischen Konfrontation
der Großmächte abzuwenden.
Wir begrüßen den Waffenstillstand, der am 7. September zwischen den
ukrainischen Konfliktparteien unter der Ägide der OSZE geschlossenen wurde.
Die politische Lösung des Konfliktes muss zu einer umfassenden Reform des Staats, insbesondere seine Föderalisierung führen. Dazu ist erforderlich, den Nationalismus zurückzudrängen und den Einfluss rechtsextremistischer und faschistischer Kräfte auf die Regierung in Kiew, im Militär- und Sicherheitsapparat der Ukraine und in Stäben der Separatisten in Donezk und Lugansk zu beseitigen.
Wir verurteilen die Unterdrückung der ukrainischen Linken, die Auflösung der Parlamentsfraktion der ukrainischen KP und das gegen sie angestrebte Verbot.
Wir
fordern den kompletten Abzug aller ausländischen Truppen aus der Ukraine.
Wir unterstützen all jene Kräfte, die für eine entmilitarisierte, neutrale
Ukraine als Brücke zwischen europäischem Osten und europäischem Westen
eintreten.
Die europäischen Bevölkerungen sind als erstes und am nachhaltigsten von der
Verschlechterung der politischen und militärischen Situation in Europa
betroffen.
Wir
fordern eine Änderung der Politik der Europäischen Union. Statt Konfrontation
ist ein Dialog mit Russland über ein System gemeinsamer Sicherheit auf unserem
Kontinent erforderlich.
Die jetzige internationale Krise zeigt, dass Europa eine eigene, von USA und
NATO unabhängige Sicherheitspolitik braucht.
Wir
lehnen den Aufbau neuer NATO-Stützpunkte in Osteuropa ab. Wir lehnen die für
2018 vorgesehene Stationierung der strategischen Raketenabwehr in Tschechien
und in Polen ab.
Ebenso lehnen wir die von USA, EU und ihren Verbündeten verhängten
Wirtschaftssanktionen und den Wirtschaftskrieg mit Russland ab, die alle
Beteiligten schädigen und Teil eines Eskalationsszenarios bilden.
Österreich
ist als neutraler Staat der EU beigetreten. Im Vertrag von Lissabon wird dieser
Status ausdrücklich anerkannt. Die österreichische Regierung hat daher die
Möglichkeit und die Verpflichtung, sich innerhalb der EU für eine auf
Demilitarisierung und Entspannung zielende Politik einzusetzen. Der Kanzler und
der Außenminister haben diese Chance nicht genützt und sich der innerhalb der
EU beschlossenen Konfrontationsstrategie nicht widersetzt.
Dies widerspricht den politischen und wirtschaftlichen Interessen Österreichs.
Wir fordern eine Beendigung dieser Politik und die Rückkehr zu einer Position
der Neutralität, wie sie Staatsvertrag und Verfassung vorschreiben.
Die KPÖ widersetzt sich der einseitigen medialen Berichterstattung und den chauvinistischen Kampagnen, die darauf zielen den Geist des Kalten Kriegs wieder zu beleben. Sie weigert sich, für eine der an den Feindseligkeiten beteiligten Seiten Partei zu ergreifen, sondern solidarisiert sich mit allen Kräften, die sich für einen dauerhaften Frieden in der Region einsetzen, insbesondere mit den entstehenden Friedensbewegungen in der Ukraine und in Russland.
Resolution Nr. 4 des 36. Parteitags der KPÖ
Einhellig beschlossen bei 6 Enthaltungen