PARTEI
Von: Michael Graber (27.5.2017)
Der Marxistische Ökonom Theodor „Teddy“ Prager wäre dieser Tage
100 Jahre alt geworden. Teddy Prager, seit frühester Jugend Sozialist und
Kommunist, war neben Kurt Rothschild und Eduard März einer der wenigen linken
Ökonomen der Nachkriegszeit in Österreich. Er musste 1935 nach England
emigrieren, da er wegen illegaler antifaschistischer Betätigung an allen
österreichischen Gymnasien von der Matura ausgeschlossen war. Er studierte an
der renommierten London School of Economics, die kriegsbedingt nach Cambridge
verlegt wurde und lernte dort die damals führenden linken Keynesianer Joan
Robinson und Nikolas Kaldor, aber auch Maurice Dobb, Piero Sraffa und Eric
Hobsbawm kennen, mit denen er auch nach seiner Rückkehr nach Wien
1945 befreundet und in regelmäßigen Austausch blieb. In England gehörte er
auch zu den Aktivisten des Austrian Center und des Free Austrian Movement.
1945 bis 1963 arbeitete Prager in der wirtschaftspolitischen Abteilung des
ZK der KPÖ, ab 1963 bis zu seiner Pensionierung in der
wirtschaftswissenschaftlichen Abteilung der Arbeiterkammer Wien. Sein erstes
Buch, das er 1945 mit dem Labour-Politiker Michael Young verfasste hieß
„There's Work For All“, 1953 erschien „Märchen und Wahrheit von der
Wirtschaft“ und 1963 „Wirtschaftswunder oder keines – Zur politischen
Ökonomie Westeuropas“.
Seine Bücher und die unzähligen Artikel, die er für Publikationen der Partei
und später der Wiener Arbeiterkammer und nach seinem Austritt aus der KPÖ
1969 für das „Neue Wiener Tagebuch“ verfasste, zeichnen sich durch ihre
klare Parteinahme für die Interessen der arbeitenden Menschen und einer
verständlichen, lebhaften Sprache aus. Er verstand es, komplizierte
wirtschaftliche Zusammenhänge verständlich darzulegen. 1963 erhielt er den
Theodor Körner Preis.
Prager zählte bis zu seinem Austritt im Gefolge der Auseinandersetzungen um den Prager Frühling in der KPÖ zu den bekanntesten Intellektuellen der Partei und gehörte auch dem Zentralkomitee an. Er starb 1986 in Wien.