KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Volodia Teitelboim - 17.3.1916-31.1.2008

Von Irene Filip (8.2.2008)

Es ist nicht einfach, in einem kurzen Nachruf einem so langen und von vielfältigen Interessen geprägten Leben wie dem von Genossen Teitelboim gerecht zu werden.

Als Valentín Teitelboim Volosky am 17. März 1916 in der südchilenischen Stadt Chillán geboren, war er Sohn jüdischer Einwanderer. Sein Vater Moses Teitelboim stammte aus der Ukraine und seine Mutter Sara Volosky war aus Bessarabien (heute Moldawien) nach Chile gekommen.

Mit 16 Jahren ging er in die Hauptstadt Santiago, um an der Universität ein Studium der Rechtswissenschaft zu beginnen, das er mit einer Arbeit über „Das Entstehen des Kapitalismus. Die Eroberung Amerikas.“ abschloß.

In das Jahr 1932 fällt auch sein Beitritt zur Kommunistischen Jugend Chiles und später dann in die Kommunistische Partei. Schon bald übernahm er wichtige Funktionen in der Partei, bekam den Decknamen Volodia, wurde in der Zeit der Illegalität in den 40er Jahren politisch verfolgt und in das am Rande der Atacamawüste liegende Pisagua verbannt. Als die Partei wieder legal war und an Wahlen teilnehmen konnte, wurde er 1961 in den Kongreß gewählt und gehörte von 1965 bis 1973 dem Senat an. Für seine literarischen politischen Reden zollten ihm auch seine politischen Gegner Anerkennung.

Zum Zeitpunkt des faschistischen Putsches am 11. September 1973 hielt er sich im Auftrag der Allende-Regierung zu Gesprächen in Paris auf und konnte nicht mehr in sein Land zurückkehren. Es begannen lange 15 Jahre des Exils, die er großteils in Moskau verbrachte, wo er das Radioprogramm „Escucha Chile“ leitete, das täglich ausgestrahlt wurde und vor allem auch in Chile empfangen werden konnte. 1988 kehrte Volodia Teitelboim illegal nach Chile zurück und wurde 1989 zum Generalsekretär der Partei gewählt, eine Funktion, die er bis 1994 ausübte.

Danach blieb ihm wieder – nun nicht nur in der Nacht – mehr Zeit für seine zweite große Passion: die Literatur. Schon als Schüler ein begeisterter Leser, begann er bald auch selbst literarisch tätig zu werden. Bereits 1935 griff er mit der gemeinsam mit Eduardo Anguita veröffentlichten „Antologie der neuen chilenischen Poesie“ in die damalige Kulturdebatte ein. Im Laufe der Jahrzehnte folgten mehrere Romane, biographische Bücher über Gabriela Mistral, Pablo Neruda, Vicente Huidobro und Jorge Luis Borges. Für seine schriftstellerische Tätigkeit erhielt er 2002 den chilenischen „Nationalpreis für Literatur“. In den letzten Jahren erschien Teitelboims dreibändige Autobiographie „Antes del olvido“, in der er sich wie schon in allen zuvor erschienen Büchern als literarischer Chronist des politischen und kulturellen Geschehens seiner Zeit erweist.

Was „Don Volo“, wie er in seiner Partei liebevoll genannt wurde, zu einer für uns alle, die wir ihn kennenlernen durften, unvergesslichen Persönlichkeit machte, sind sein großes Wissen, sein von einem tiefen Humanismus getragenes politisches und literarische Engagement und vor allem seine Menschlichkeit, die ihn jeder der Begegnungen mit ihm zu spüren war.

Der Bundesvorstand der KPÖ übermittelte ein Kondolenzschreiben an das ZK der Kommunistischen Partei Chiles.

Zitiert: "Die Politik war meine rechtmäßige Frau und die Literatur meine Geliebte. Die Geliebte umgab mich in den Nächten und verlangte Rechenschaft von mir." Volodia Teitelboim