Wir fordern den Systemwechsel. Auch im Verkehr!
(6.12.2017)
Resolution 3 des 37. Parteitags der KPÖ. Antragsteller: Bundesvorstand
Die Entwicklung der kapitalistischen Gesellschaften im globalen Norden ist
bis heute eng mit bestimmten Transport- und Verkehrsmitteln verbunden.
Dominierte zuerst lange die Eisenbahn, wurde sie im 20. Jahrhundert durch
Automobil, Lastkraftwagen, Flugzeug und Schiff als wichtigste Transportmittel
für Menschen und Güter abgelöst. Die damit einhergegangene Globalisierung,
Individualisierung und Privatisierung der Mobilität zeigt zerstörerische
Wirkungen für Mensch und Umwelt, die heute nicht mehr zu übersehen sind.
Die Ausdehnung der Mobilitätsformen des globalen Nordens auf den gesamten
Planeten würde die Zerstörung der Lebensgrundlagen im globalen Maßstab
bedeuten. Außerdem geht dieser Transport- und Lebensweise schön langsam (oder
doch schneller als geglaubt) der Treibstoff aus und brauchbare und ökologisch
tragbare Alternativen werden in weit zu geringem Ausmaß wahrgenommen bzw. zur
Geltung gebracht. Das Elektroauto löst dabei keine Probleme, sondern stellt nur
die zeitliche Verlängerung des alten Mobilitätssystems dar.
Wir brauchen jedoch auch im Verkehr einen Systemwechsel! Wir brauchen
solidarische, sozial und ökologisch verträgliche und vertretbare Formen wie
und was wir produzieren, konsumieren und schließlich auch wie wir uns und
Güter fortbewegen!
Für uns steht deshalb die „Vergesellschaftung“ in Form eines
sinnvollen, auf das menschliche Maß reduzierten, Verkehrs durch öffentliche
und ökologisch verträgliche Transportmittel im Zentrum!
Wir sind für eine „Frei(e) Fahrt für freie BürgerInnen“ auf eine
andere, neue Art! Deshalb erheben wir ein paar konkrete Forderungen mit welchen
der Systemwechsel im Verkehr gelingen kann:
- Verkehr vermeiden statt immer mehr produzieren! Weniger Verkehr durch einen
ökologisch-sozialen Umbau der Gesellschaft: Wir brauchen eine andere
Wirtschaft, ohne Wachstum, Konsum und Transport auf Kosten der Menschen und
Umwelt!
- Eine andere Raum- und Stadtplanung um „verkehrten“ Verkehr zu vermeiden.
Öffentlicher Raum für Menschen und nicht für Autos!
- Stärkung der regionalen Wirtschaftskreisläufe. Reduzierung des
Transitverkehrs.
- Verlagerung des verbleibenden Güterverkehrs von der Straße auf andere und
nachhaltigere Transportformen, v.a. auf die Schiene. Mehr Kooperation statt
Wettbewerb im Güterverkehr.
- Schluss mit der Kostenlüge: Kostenwahrheit im Verkehr, z.B. im
Gütertransport durch Einführung einer flächendeckenden LKW-Maut.
- Vorrang für den öffentlichen Verkehr! Erweiterung des Öffi-Angebots und
bessere Fahrpläne auch zu den Tagesrandzeiten und am Wochenende. Einführung
eines österreichweiten vernetzten integrierten Taktfahrplanes bei Bahn und Bus.
Öffentliche Mobilität für alle durch Einführung österreichweiter
Mindeststandards für Bedienung in der Fläche – nach Schweizer Vorbild.
Keine „weißen Flecken“ mehr in der ÖV-Landschaft, wie in ländlichen
Regionen, wo große Landstriche – wenn überhaupt – nur mehr mit auf die
Schulzeiten ausgerichteten Busverbindungen erreicht werden können!
- Auto-Stellplatzverordnung streichen. Errichtung von bequemen und sicheren
bzw. witterungsgeschützten Fahrradabstellanlagen fördern.
- Richtschnur bei Errichtung neuer Wohnbauten oder Betriebsstätten: Die
nächste Haltestelle des öffentlichen Verkehrs sollte nicht weiter entfernt
sein als der mögliche Parkplatz fürs Auto.
- Verkehrserregerabgabe z.B. für Einkaufszentren einführen! Keine
Errichtung von Einkaufszentren ohne gute öffentliche Verkehrsanbindung!
- Österreich ist das Land der Autobahnen. Deshalb: Keine neuen
Hochleistungsstraßen und Transitschneisen! Baustopp neuer Autobahnen, wie z.B.
Westring (A26) in Oberösterreich oder der Lobau-Autobahn in
Wien/Niederösterreich. Nein zur geplanten Waldviertelautobahn!
- Tempolimit für weniger Schadstoffausstoß: 80/110 km/h
Höchstgeschwindigkeit auf Bundesstraßen und Autobahnen! 30 km/h in
Ortsgebieten.
- Reduktion des Tempos in Orten und Städten durch Straßenrückbau bzw.
Verringerung der Verkehrsflächen für den Autoverkehr.
- Zusätzliche Besteuerung von SUV und anderen schwergewichtigen,
spritfressenden und platzraubenden Fahrzeugen im Individualverkehr. Fahrverbote
für SUV in kleinräumigen Stadt- und Ortsstrukturen.
- Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene fördern! Die Entwicklung der
Bahn wieder gesamtheitlich als System von Haupt- und Nebenbahnen. Wiederbelebung
des Einzelwagenladungsverkehrs bzw. Ausbau der Anschlussbahn– und
Terminalförderungen. Keinen Ausverkauf der Regionalbahnen durch
die ÖBB!
- Regionalbahnen in Österreich modernisieren, reaktivieren und ausbauen!
Weitgehende Elektrifizierung der Regionalbahnstrecken!
- Keine weitere Zerschlagung des vormals einheitlichen Unternehmens ÖBB! Auch
keine Filetierung zur Vorbereitung einer Teilprivatisierung! Städtische
Verkehrsunternehmen müssen durch Eingliederung und Rekommunalisierung wieder
demokratisch kontrollierbar werden!
- Beibehaltung der Möglichkeit der Direktvergabe von Leistungen im
Personennah- und Regionalverkehr auf der Schiene durch die Länder bzw. die
Verkehrsverbünde! Kein Ausschreibungszwang!
- Eisenbahnen im Besitz der Länder oder ihnen gehörenden Gesellschaften
(NÖVOG) müssen erhalten und wo bereits stillgelegt, wieder ihrem
ursprünglichen Zweck zugeführt werden (Donau-Ufer-Bahn,
Ybbstalbahn, etc.).
- Verbesserung der Arbeitsbedingungen für LKW-FahrerInnen inkl. striktere
Gesetze und Kontrollen. Verankerung von Qualitäts- und Sozialstandards bei
öffentlichen Aufträgen an Verkehrsunternehmen. Kampf gegen Lohn- und
Sozialdumping im Transportsektor
- Freifahrt im öffentlichen Verkehr! Zumindest als ersten Schritt aber keine
weiteren Teuerungen! Stopp der jährlichen Preiserhöhungen bei den
Verkehrsunternehmen und bei den Verkehrsverbünden! Stattdessen Abgeltung
etwaiger Kostensteigerungen seitens der Verkehrsunternehmen (Personalkosten,
Energiekosten) durch höhere Zuwendungen seitens der öffentlichen Hand.
- Bevorzugung des Rad- und Fußgehverkehrs durch massive Steigerung beim
Ausbau der Rad- und Fußwegeinfrastruktur. Radfahren und Fußwege
sicherer machen
- Radikale Reduzierung des Flugverkehrs! Kontinentalflüge durch europaweiten
Zugverkehr ersetzen! Keine dritte Start- und Landebahn für den Flughafen
Wien-Schwechat!
Mit 7 Gegenstimmen angenommen vom 37. Parteitag der KPÖ am
3.12.2017.