POSITIONEN & THEMEN
(12.3.2018)
Am 12. März 2018 jährt sich der mit Gewalt vollzogene „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich, infolge dessen das nationalsozialistische Terrorregime auf unser Land ausgedehnt wurde, zum 80. Mal.
Angesichts der Regierungsbeteiligung einer Partei, die als Auffangbecken
der ehemaligen NationalsozialistInnen gegründet wurde, kommt diesem Jahrestag
eine besondere Bedeutung zu. Die aus Anlass der Waldheim-Affäre in Österreich
begonnene Debatte führte zur Schlussfolgerung, dass sich die ÖsterreicherInnen
nicht nur als Opfer- sondern auch als TäterInnen im Hinblick auf die Verbrechen
des Nationalsozialismus Reichs begreifen lernen müssen.
Diese Selbsterkenntnis war wesentlich, doch lässt sich das Problem des Umgang
mit dem österreichischen Nationalsozialismus nicht auf den Gegensatz von Opfern
und TäterInnen reduzieren. Dieser Reduktion fällt vielfach die öffentliche
Beachtung des österreichischen Widerstands zum Opfer, obwohl dieser bei der
Errichtung der Zweiten Republik Österreich eine wesentliche Rolle spielte.
Die Führung der KPÖ hat noch in der Nacht des deutschen Einmarsches den
Aufruf „An
das Volk von Österreich! An alle Völker Europas und der Welt!“ erlassen.
In diesem Aufruf wird das österreichische Volk zum äußersten Widerstand
aufgerufen und zugleich der Überzeugung Ausdruck verliehen: „Durch seine
eigene Kraft und durch die Hilfe der Weltfront des Friedens wird ein freies,
unabhängiges Österreich wiedererstehen.“
Obwohl die KPÖ unter den Bedingungen der tiefsten Illegalität zahlenmäßig
eine kleine Partei war, hat sie die schwersten Opfer von allen Parteien
gebracht. Über 2.000 KommunistInnen, darunter zwölf Mitglieder ihres
Zentralkomitees, haben ihr Leben im Kampf gegen den Faschismus geopfert.
Der Kampf all derer, die in den 369 Wochen des nationalsozialistischen Terrorregimes Widerstand geleistet haben, hat in keiner Phase der Zweiten Republik die politische Anerkennung erfahren, die ihm gebührt. Dafür verantwortlich ist vor allem, dass schon kurz nach der Befreiung der antifaschistische Konsens, der die Republik begründenden Parteien SPÖ, ÖVP und KPÖ verband, im Klima des Kalten Kriegs zerbrach und durch den Antikommunismus ersetzt wurde, wodurch es auch zu einem würdelosen Buhlen um die Stimmen der sogenannten Ehemaligen kam.
Diese Debatte wieder aufzunehmen, erscheint heute umso notwendiger, als seit Dezember der Deutschnationalismus in Gestalt der FPÖ in der Regierung sitzt. Damit gewinnen Fragen des Selbstverständnisses Österreichs und der Interpretation seiner Geschichte eine dringende aktuelle politische Bedeutung.
KPÖ-Bundesausschuss