POSITIONEN & THEMEN
Von Redaktion (29.1.2013)
Auch heuer müssen viele Menschen in ihren Wohnungen frieren. Insgesamt können es sich 219.000 Menschen, also rund drei Prozent der österreichischen Bevölkerung, nicht leisten, ihre Wohnung im Winter warm zu halten, davon 47.000 Kinder und Jugendliche unter 19 Jahren, teilt Sozialexperte Martin Schenk von der Armutskonferenz in einer Presseaussendung mit.
Je niedriger das Einkommen, desto höher der Anteil für Wohn- und Heizkosten
„Im Durchschnitt geben Haushalte mit einem Monatseinkommen unter 900 Euro 36 Prozent ihres Gesamtbudgets für Wohn- und Heizkosten aus. Um die zehn Prozent davon betragen die Kosten für Energie“, so Schenk. „Je weiter das Einkommen sinkt, desto höher ist dieser Anteil. Die großen Brocken "Wohnen“ und „Energie“ drücken schwer auf einkommensarme Haushalte." Haushalte mit Minimaleinkommen geben mehr aus für Heiz- und Wohnkosten. 64 Prozent der einkommenarmen Personen haben einen Wohnkostenanteil am Haushaltseinkommen von mehr als einem Viertel.
Besonders betroffen: Alleinerziehende, und bei Personen, die während des ganzen Jahres keine Arbeit fanden, macht dieser Anteil sogar 49 Prozent aus. Ein Viertel der gesamten jährlichen Finanzhilfe aus den Soforthilfetöpfen der Hilfsorganisationen geht in die Unterstützungen im Energiebereich, berichtet die Armutskonferenz, deren Mitgliedsorganisationen über 500.000 Menschen im Jahr unterstützen und betreuen.
Bekämpfung von Energiearmut im Energieeffizienzgesetz verankern: Fünf Prozent Energiesparverpflichtung
Einen potenziellen Hoffnungsschimmer für den Kampf gegen Energiearmut stellt das noch bis 31. Jänner in Begutachtung befindliche Energieeffizienzgesetz dar. Laut dem Gesetz werden Energieversorger verpflichtet bei Ihren Kunden Energie im Ausmaß von 5.780 TJ pro Jahr einzusparen. Der Umweltorganisation GLOBAL 2000 fehlt aber noch die notwendige Entschlossenheit dazu: So ist gesetzlich zwar vorgesehen, dass Maßnahmen bei Haushalten in Energiearmut anrechenbar sind, es gibt aber auch keine Verbindlichkeit dazu: „Verpflichtete Energieversorger können sich derzeit auch entscheiden nichts gegen Energiearmut zu tun, das ist eine massive Schwachstelle des Entwurfs. Wir fordern die Bundesregierung auf, diese Chance im Kampf gegen Energiearmut nicht vorüberziehen zu lassen und gesetzlich festzuschreiben, dass zumindest fünf Prozent der vorgesehenen Einsparung Haushalten in Energiearmut zu Gute kommen soll. Das würde tausenden Menschen wieder Hoffnung und eine Perspektive geben,“ so Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher der Umweltorganisation GLOBAL 2000.
Hilfe für 7.000 bis 8.000 Haushalte pro Jahr
Nach einer groben Schätzung von GLOBAL 2000 könnte durch eine entsprechende Änderung des Entwurfs etwa 7.000 bis 8.000 Haushalten pro Jahr geholfen werden. Die EU-Energieeffizienz-Richtlinie, die durch das Energieeffizienzgesetz umgesetzt werden soll, sieht die Möglichkeit einer verbindlichen Verankerung von Maßnahmen gegen Energiearmut explizit vor.
Die Armutskonferenz und GLOBAL 2000: „Österreich nutzt die Möglichkeiten der EU-Richtlinie gerade beim Thema der Bekämpfung von Energiearmut nicht aus das ist völlig unverständlich. Wenn diese Chance nicht ergriffen wird, würde das bedeuten, dass man die Möglichkeit vergibt tausenden Menschen zu helfen, die jetzt in kalten Wohnungen sitzen“, so Schenk und Wahlmüller abschließend.