POSITIONEN & THEMEN
Von Roman Gutsch (29.3.2008)
Jetzt ist sie endlich eröffnet, die Schweiz. Ein schäbiges Flugblatt kündigt die Eröffnung rechtzeitig vor der Fußballeuropameisterschaft im Gemeindebau, am schwarzen Brett an. Der schnellst wachsende Konzern der Welt verspricht ungeahnte Einkommensperspektiven mit dem Milliardengeschäft, das die Eröffnung der Schweiz, was immer damit gemeint sein mag, bedeutet. Ein Startpaket gibt darüber Auskunft. Der Einstieg ist nicht umsonst. Der Erfolg kann mit einem dreistelligen Betrag bestellt werden.
Die nächste betrügerische Stellenausschreibung, die bei mir im Stiegenhaus hängt, freie Zeiteinteilung garantiert, Wohlstand und Wohlbefinden in Aussicht stellt und auf ehrgeizige Nachwuchsführungskräfte ohne Vorkenntnisse und Qualifikationen zugeschnitten ist. Das Schreckliche ist, dass sich der Bart aus Papierstreifen, auf denen die Kontaktdaten stehen, immer lichtet. Gestutzt wird der Telefonnummernbart von dem Wunsch, endlich über ein ausreichendes Einkommen zu verfügen. Auf meiner Stiege wohnen offenbar einige, denen das Wasser bis zum Hals reicht, die ein zusätzliches Einkommen bitter notwendig haben.
Geldsorgen machen das Versprechen, das finanzielle Probleme ohne viel Aufwand der Vergangenheit angehören können, wenn man nur wirklich erfolgreich und schön und gesund sein will, attraktiv. Die perfiden Jobangebote, die auch in den Stellenmärkten vieler Zeitungen immer mehr Raum einnehmen, nutzen die prekäre Lage von Menschen, die nach jedem Strohhalm greifen, schamlos aus. Wer einsteigt, ist schon geprellt und versucht sodann in der Regel, andere zu prellen. Ein unwürdiges Spiel, das nur wenige Gewinner, die sicher nicht ihre Chance im Gemeindebau pflückten, kennt. In diesem ungustiösen Spiel empfehle ich, Spielverderber zu sein. Die Flugblätter mit den vermeintlichen Jobangeboten, die wie Köder für Verzweifelte und/oder Leichtgläubige ausgestreut werden, wandern bei mir in den Mistkübel.