KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Habsburg und der Opfermythos

Von Martin Just (11.3.2008)

Auf Einladung des ÖVP-Parlamentsklubs durfte am 10. März der Kaiserenkel Otto Habsburg unter dem Titel “Anatomie des Untergangs” zur Annexion Österreichs an Nazideutschland im März 1938 im Reichsratssaal des Parlaments referieren.

Anstatt über den gescheiterten Versuch Schuschniggs, ihn als Kanzler einzusetzen, zu berichten, widmete sich Otto Habsburg ausführlich dem Opfermythos, gepaart mit Beifall und Gelächter der von der ÖVP geladenen Gäste.

Die Veranstaltung kann getrost als aktuelles Sittenbild des ÖVP Umfeldes in Bezug auf den Umgang mit der Geschichte Österreichs zwischen 1933 bis 1945 bezeichnet werden. Wenn Habsburg zu Gejohle der Anwesenden Sätze wie “Wenn irgendwo ein großer Rummel ist, dann kommen viele und jubeln. Wenn man von den 60.000 am Heldenplatz spricht – bei jedem Fußballmatch sind auch 60.000!", vom Stapel lässt, so stellt sich die Frage, ob eine Aufarbeitung der Geschichte noch notwendig sei, überhaupt nicht.

Noch bevor am Heldenplatz und entlang der Mariahilferstraße am 15. März hunderttausende Menschen Hitler zujubelten, waren berreits rund zehn Prozent der Wiener Gesamtbevölkerung von den Nürnberger Rassengesetzten aus dem Jahr 1935 betroffen, waren die ersten Inhaftierungen bereits im Gange, waren bereits Opfer des Naziterrors zu beklagen.

Wenn heute von Österreich als Opfer gesprochen wird, so entbehrt dies jeder historischen Grundlage. Opfer war nicht Österreich, sondern eben jene Menschen, welche von den Nürnberger Terrorgesetzen betroffen waren bzw. politisch oder aus anderen Gründen verfolgte und ermordete. Dass diese dann in den Konzentration­slagern auf überrepräsentativ vertretenen SS-Schergen aus der “Ostmark” trafen, dass die austrofaschistische Diktatur unter Dollfuss und Schuschnigg bereits den ideologischen Weg bereitet hat, davon ist auf derartigen ÖVP Veranstaltungen natürlich nichts zu hören. Zur Erinnerung: Bereits 1934 sprach Neustädter-Stürmer, einer der Chefideologen der austrofaschis­tischen Heimwehr, davon, dass die einzige Möglichkeit, Hitler beizukommen, eben mittels “Überhitlerung” möglich sei.

Das von den Austrofaschisten errichtete “Anhaltelager Wöllersdorf” zeugt davon, dass der faschistische Geist nicht erst im Jahre 1938 “einmarschier­t” ist.

Unter diesem Aspekten bleibt siebzig Jahre nach der Annexion Österreichs an Hitlerdeutschland einzig und allein die Feststellung, dass auch heute, im Jahr 2008, noch längst kein Schlussstrich unter der Debatte gezogen werden kann.

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