POSITIONEN & THEMEN
Von Josef Iraschko (16.12.2008)
Zur Zeit zeigen sich ÖVP und Grüne hoch erfreut, dass Stadträtin Laska das
vor knapp zehn Jahren privatisierte Sportbad Penzing wieder in die öffentliche
Bäderverwaltung der MA 44 übernehmen will. Natürlich müssen nochmals
3,7 Millionen in die Sanierung gesteckt werden, aber das mutet gegen das, was
hier schon für das Privatisierungsabenteuer verpulvert wurde, wie ein
Geschenk an. Alle freuen sich jetzt, weil die Gemeinde das Bad wieder in Betrieb
nehmen will.
Die Erpressung des zwischenzeitlich privaten Betreibers ist voll aufgegangen
und der Stadt ein nicht unbeträchtlicher materieller Schaden entstanden.
Unwillkürlich stellt sich die Frage: Wer ist hier Opfer, wer Täter?
Das Waldbad Penzing ist ein Paradebeispiel misslungener, wenn nicht sogar in den
Misserfolg gesteuerter Privatisierung, zum Schaden der Erholung suchenden
Bevölkerung und des öffentlichen Budgets. Und immer wieder taucht bei solchen
höchst verlustreichen Abenteuern in die freie Marktwirtschaft (siehe auch
Prater Vorplatz und Konkurs des dortigen privaten Auftragsnehmers) ein Namen
auf: Frau Vize-Bürgermeisterin Grete Laska.
Als städtisches „Erlebnis“-Bad vor kaum zehn Jahren um sagenhafte
266 Millionen Schilling aus Steuermitteln gebaut, wurde das Bad von Wiens
SPÖ-Regierung schon ein Jahr später um einen einzigen Schilling an eine
dubiose holländische Bäderfirma verpachtet, der man noch für die folgenden
fünf Jahre Pachtvertrag 58 Millionen Schilling an öffentlichen Subventionen
nachschmiss.
Mit Ende des Pachtvertrags und damit des großzügigen Subventionsregens zog
sich die Bäderfirma vom Geschehen zurück, die Geschäftsführung ging 2004 in
Konkurs nachdem im Waldbad neben überhöhten Tarifen, Brände und Einbrüche
für Schlagzeilen gesorgt hatten.
Hier beim Bad (lokal) wie überall in der neoliberal durchsetzten Weltwirtschaft
(global) gab und gibt es dieselben großspurige Ankündigungen der
Marktapologeten: Sie würden besser wirtschaften und nur als Privater könne man
öffentliche Interessen wirklich wahrnehmen und besser und profitbringender
führen.
Schlussstrich war die Ankündigung der Stilllegung, wenn die Gemeinde nicht
weiter großzügigst subventioniert, verbunden mit der Androhung des Konkurses,
der schließlich in einem tatsächlichen Konkursantrag mündete und mit einer
Schuldzuweisung gegenüber der Gemeinde endete: „Liebe Badegäste, liebe
Saunagäste! Der Badebetrieb ist seit 17.06.2008 leider geschlossen! Grund ist
die widerrechtliche Stromabschaltung durch die Gemeinde Wien. Antrag auf
Konkurseröffnung wurde eingebracht.
Dauerkartenbesitzer werden innerhalb der nächsten Tage vom Masseverwalter
verständigt.
Bezüglich einer möglichen Wiedereröffnung und sonstiger Fragen wenden Sie
sich bitte an die MA 44 unter folgender Telefonnummer: 60112 44 – 139,
Danke“
Ein schönes Beispiel der vom Finanzkapital, Medien und Politik stets so
hochgelobten PPP-Modelle. Wenn das goldene Kalb, die SteuerzahlerInnen,
geschlachtet und ausgeweidet ist, dann ist erneut „die öffentliche Hand“
dran und enorm erpressbar: Das Bad stilllegen oder unter hohen Kosten staatlich
weiterführen ist die Alternative.
Dabei waren die Preise des als die Erlebnisoase bezeichneten Privatbades alles
andere als sozial: 5,00 für 60 Minuten, Tageskarte für Kinder 7,50 (an
Wochenenden und Feiertagen 8,00, Erwachsene 13,00 – 14,50, im
Vergleich zu den öffentlichen Bädern ganz schön geschmalzen, wenn man an
Familien mit Kindern denkt.
Das ist auch der Pferdefuß bei fast allen PPP-Modellen: Die Kalkulationen der
Kosten werden stets äußerst gering angesetzt, dafür aber die Einnahmen des
Betriebs extrem optimistisch. Diese Rechnung geht natürlich nie auf, übrig
bleibt ein ökonomisches Disaster, bei dem der andere Partner, die Gemeinde, auf
den Verlusten sitzenbleibt.
Und immer wieder dasselbe Muster: Millionen an Gewinnen werden privatisiert, die
Kosten aber der Allgemeinheit aufgebrummt. So lässt sich's gut leben für
einige wenige. Ein solches System sollte keine Daseinsberechtigung, keine
Legitimation mehr haben. Es besteht nur mehr aus Gier, Korruption und
Verlogenheit. Aber das ist noch nicht das Ende der Geschichte: Die Verursacher
der Krisen werden von der Journalistenmeute beharrlich zu Rettern
hochstilisiert: Die nächste Runde in der großen Abzocke ist eingeleitet und
wenn wie jetzt in Griechenland ein Teil der Gesellschaft rebelliert, dann weiß
man wo die Bösen sind. Die Westen sind bereits gereinigt und blütenweiß.