KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

März 1938: Wie die Kronen Zeitung Tatsachen uminterpretiert

Von Didi Zach (5.3.2008)

Dass die KPÖ von den bürgerlichen Medien nicht geliebt wird, ist bekannt. Und dass der ORF seiner Verpflichtung nach „objektiver Information“ nicht nachkommt (siehe Landtagswahl in NÖ) ebenso. Einen neuen Höhepunkt setzte aber kürzlich die Kronen-Zeitung. Dieter Kindermann hat in der Krone Bunt vom 24. Februar historisch belegte Tatsachen „umgeschrieben“ ( siehe Faksimile 1 ).

Da wird also dem sozialdemokra­tischen Gewerkschafter Friedrich Hillegeist ein Zitat unterschoben, welches nachweislich – wie selbst aus SPÖ-Quellen hervorgeht ( siehe Faksimile 2 ) – vom Kommunisten Theodor Heinisch (DÖW) stammt.

Besonders pikant an all dem ist, dass damit Hillegeist eine Position untergejubelt wird, die er bzw. die sozialdemokra­tischen Gewerkschafter 1938 nicht bezogen haben. Die sozialdemokra­tischen Vertreter forderten Zugeständnisse von Schuschnigg, damit zum Kampf gegen den Nazi-Faschismus mobilisert werde. Dies wurde auch von den KommunistInnen unterstützt. Aber zugleich betonte die KPÖ, dass im Fall des Falles – da der Nazi-Faschismus unerbittlich sein werde – die Arbeiterschaft (und die Bauern, Katholiken und Sozialisten) gegen Hitler aufstehen müsste, auch wenn es von den Austrofaschisten kein Entgegenkommen geben sollte – siehe Aufruf der KPÖ – Um es sinngemäß mit den Worten von Theodor Heinisch zu formulieren: Nachdem der Brand gelöscht ist, wird darüber entschieden werden, wie es in Österreich mit dem austrofaschis­tischen Regime weitergeht. Eine Differenz, die damals den Beteiligten bewußt war und die auch für die historische Betrachtung von Relevanz ist.

Bei Otto Leichter (der kein Kommmunist war) ist dies ebenfalls nachlesbar: Die Freien Gewerkschaften, die von ehemaligen SP-Funktionäre dominiert wurden, proklamierten: „Wir sind für den aktiven Kampf gegen die Nazi, aber wir lehnen es ab, das gegenwärtige Regime bedingungslos zu unterstützen. Wir fordern die Verwirklichung der bekannten und immer wieder erhobenen Freiheitsforderung der Arbeiterschaft!“ (Leichter, S. 124) Gemeint war – verkürzt dargestellt – die Legalisierung der selbstverwalteten Gewerkschaften und die Wiederherstellung der Meinungs- und Versammlungsfre­iheit.

Hillegeist hielt bei einer Konferenz der Betriebsobmänner und der Betriebsvertrau­ensleute, die am 7. März in Floridsdorf stattfand, das Referat und das Schlusswort. Leichter: Hillegeist "stellte drei Alternativen zur Debatte: Bedingungslose Unterstützung des Regimes, Neutralität, oder Unterstützung des Kampfes gegen Hitler nach Zusicherung der Erfüllung der Freiheitsforde­rungen. Er hatte vorher über das Gespräch mit Schuschnigg und über die Forderungen an die SAG und EG (austrofaschis­tische Einheitsgewer­kschaft – Anm. D.Z.) berichtet: Die Arbeiter sollten die gleiche Aktionsfreiheit erhalten wie die Nazi.

Redner nach Redner stand auf und bekräftigte diese Linie. Auf sie legte sich die Versammlung auch fest. Sie billigte die Verhandlungen, die sowohl mit dem offiziellen Gewerkschaftsbund als auch mit anderen Organisationen des Regimes geführt wurden. Nur die Kommunisten sprachen sich für eine bedingungslose Unterstützung Schuschniggs aus, weil sie meinten, es sei keine Zeit zu verlieren." (Leichter, S. 128)

Ps.: Fakt ist andererseits, dass – obwohl die Verhandlungen der Vertreter der Gewerkschaft mit dem Schuschnigg-Regime letztlich scheiterten – beide Arbeiterparteien sowie die illegalen Gewerkschaften für ein JA zu Österreich bei der geplanten Volksbefragung am 13. März plädierten.

Die Aufforderung an Herrn Kindermann (siehe nachfolgend) seine Quellen darzulegen bzw. zu überprüfen blieb bis dato unbeantwortet.

Quellen:

Otto Leichter: Österreichs Freie Gewerkschaften im Untergrund, Europa Verlag, Wien, 1963

Theodor Heinisch: Österreichs Arbeiter für die Unabhängigkeit 1934–1945, Europa Verlag, Wien, 1968


Subject: Falsche Quellenzuschreibung (?) in „Österreichs Untergang“

From: „didi.zach“ <zach@kpoe.at>

Date: Tue, 26 Feb 2008 10:57:55 +0100

To: dieter.kindermann@kronenzeitung.at

Werter Herr Kindermann. Ich will Ihnen ja nicht Ihre – sicherlich kostbare – Zeit stehlen, aber ich befürchte, dass Ihnen im Beitrag „Österreichs Untergang“ ein (nicht unwesentlicher) Fehler passiert ist, welcher eigentlich korrigiert werden sollte.

Sie zitieren Friedrich Hillegeist mit „Uns trennen die offenen Gräben des Februar 1934 .....“

Mit historischen Quellen ist es immer so eine Sache – Gruber zitiert von Huber und dieser von Deutsch und am Schluss herrscht ein Kuddelmuddel und der Inhalt ist verdreht. Meine Nachforschungen weisen jedenfalls darauf hin, dass das Zitat vom kommunistischen Gewerkschaftsfun­ktionär Theodor Heinisch gegenüber Schuschnigg getätig wurde. Meine Quellen kann ich Ihnen bei Interesse mittels Fax gerne übermitteln.

Bzgl. der weiteren Vorgangsweise hab ich keinen konkreten Vorschlag. Ich erlaube mir aber Sie davon in Kenntnis setzen, dass am 15. März von der KPÖ in Wien eine Manifestation im Gedenken an die Opfer und die Widerstandskämpfe­rInnen (wien.kpoe.at) gegen den NS-Faschismus stattfindet. Vielleicht ist diese Aktivität ja einer kurzen Notiz in der Kronen-Zeitung würdig – dies wäre zugleich eine gute Gelegenheit den Sachverhalt korrekt darzustellen bzw. zumindest zu erwähnen, dass die österreichischen KommunistInnen den höchsten Blutzoll für die Befreiung Österreichs geleistet haben.

Mit freundlichen Grüßen, Didi Zach, Landessprecher der KPÖ-Wien

Subject: [Fwd: Falsche Quellenzuschreibung (?) in „Österreichs Untergang“]

From: „didi.zach“ <zach@kpoe.at>

Date: Fri, 29 Feb 2008 13:31:25 +0100

To: dieter.kindermann@kronenzeitung.at

Werter Herr Kindermann. Ich vermute, dass Sie so sehr im Stress (wahrscheinlich mit wichtigen innenpolitischen Angelegenheiten) sind, dass Sie bis jetzt keine Zeit für die Überprüfung meines Hinweises hatten. Können Sie mich wissen lassen, ob und in welchem Zeitraum ich eine Antwort Ihrerseits erwarten kann?

Andernfalls müßt ich ja davon ausgehen, dass Sie mit Kommunisten nicht reden – was aber, so würd ich meinen, ja kaum mit dem journalistischen Berufsethos vereinbar ist.

Hochachtungsvoll, Mag. Dietmar Zach, Landessprecher der KPÖ-Wien

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