KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Seelenheil und Menschenverachtung

Von Roman Gutsch (12.3.2008)

Wenn ein Gegner des Nationalsozialismus (Franz Jägerstätter im Oktober 2007) von der katholischen Kirche selig gesprochen wird und nur zwei Tage später 498 faschistische Geistliche, die der spanischen Diktatur dienten, die selbe „Ehre der Altäre“ erhalten, dann hat das nicht nur mit religiöser Anschauung, sondern mit Politik zu tun.

Wenn diese skandalöse Massenehrung als ein Statement gegen die Entfernung von faschistischen Denkmälern vollzogen wurde, dann hat das erst recht mit Politik zu tun.

Aber nicht nur mit der Weigerung, aus ihren Gebäuden Symbole und Denkmäler der Ära Francos zu entfernen, macht die katholische Kirche auf der iberischen Halbinsel Politik. Sie ruft Gott an und in die politische Arena hinein, sobald Gesetze beschlossen werden, die aus ihrer Sicht „ruchlos“ sind und die „christliche Familie“ gefährden, sie mobilisiert Gläubige gegen das Recht auf Abtreibung und gegen „gesellschaftliche Viren“, wie Bischöfe Homosexuelle in Spanien zu bezeichnen pflegen.

Wenn die gesellschaftliche Modernisierung und Liberalisierung als ein „Weg der Entmenschlichung“ gebrandmarkt wird, dann ist das natürlich Einmischung in die Politik und Parteinahme für eine andere Politik. Aber erst die Parteinahme in Form einer Wahlempfehlung, wie sie seitens der spanischen Bischofskonferenz vor der Parlamentswahl vorgenommen wurde, brachte Spaniens Kirche in die internationale Presse und viel Kritik ein. Zu Recht, denn unmittelbar parteipolitisch agierende katholische Würdenträger, die Wahlentscheidungen von der Kanzel aus zu beeinflussen versuchen, greifen die ohnehin nicht konsequent gezogene Trennung von Kirche und Staat an.

Die katholische Kirche ist ein politischer Akteur und Faktor, auch ohne der Grenzübertretung, die sich Spaniens oberste Hirten erlaubten. Die Feststellung, die katholische Kirche hat sich aus der Politik rauszuhalten, meint meistens die parteipolitische Tagespolitik. Die Grenze, die übertreten wurde, ist also eine, die ohnehin weit in den Bereich der staatlichen Politik hinein versetzt ist. Eine politische Offensive des klerikalen Lagers, die sogar diese Grenze ignoriert, ist daher entschieden zu bekämpfen.

Zu Bekämpfen sind natürlich auch die Positionen, für die das spanische Episkopat Wahlhelfer wurde. Es sind – abgesehen von der Verteidigung der absurden Privilegien, die der Kirche seitens der Diktatur Francos zugesprochen wurden – jene Positionen, mit denen auch „Die Christen“ in Niederösterreich Wahlkampf machten: Unterdrückung von Sexualität und Zugriff auf den weiblichen Körper. So haben „Die Christen“ Aufklärung von Jugendlichen als mit Steuergeldern finanzierte Unzucht dämonisiert und ein Verbot der Fristenlösung sowie die Schließung aller „Tötungsstätten“, d.h. Abtreibungskli­niken, gefordert. Ein Wahlprogramm, das von namhaften Repräsentanten der katholischen Kirche Österreichs tatkräftig unterstützt wurde. Selten ging Seelenheil und Menschenverachtung widerlicher Hand in Hand.

Lasset uns beten. Im Wahlgebet der „Christen“ wird ein Christentum erbeten, das das Leben der einzelnen, der Familien und des Staates heilt und prägt. Vor dem Hintergrund, dass „Die Christen“ mit Christentum einen politischen Katholizismus reaktionärster Art verstehen, möchte ich auf den einzelnen bezogen mit folgender Fürbitte schließen: Lieber Gott, lasse niemanden moralisch so kaputt sein, dass er durch das Wahlprogramm der „Christen“ geheilt werden könnte.

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