KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Studentenbewegung 1968: Gegen die Verniedlichung und Diskreditierung

StudentInnendemo 1968 in Wien

Von Michael Graber (9.4.2008)

“Je länger es zurückliegt, das Aufbruchsjahr 1968 der Studentenbewegung, desto leichter tun sich die herrschenden und die beherrschenden Medien mit den damaligen Ereignissen: nostalgisch oder diskreditierend …

Im Umgang mit dem Thema haben sie es nicht zuletzt deswegen leicht, weil sie Anspruch und Losungen der damaligen Studentenbewegung mit heutigen Realitäten konfrontieren können: Seht her, wie utopisch doch diese Bewegung war! Gesellschaftliche Veränderungen hätten nicht die damalige “Revolte”, sondern die mühsamen Reformen und Reförmchen, die danach folgten, bewirkt.

Und leicht haben sie es auch zum Teil deshalb, weil einige der Protagonisten von damals in die Hierarchien der herrschenden Parteien und Institutionen des bürgerlichen Staates aufgerückt sind …

Reformisten schätzen noch heute an der 68er Bewegung, daß sie “trotz allem” Reformen bewirkt hat. Liberale danken ihr die Liberalität, die sich in einigen gesellschaftlichen Bereichen durchgesetzt hat. Und SP-Regierungsmanager, daß sich nach 1968 der Regierungseinfluß sozialdemokrtischer Parteien bedeutend erhöht hat. 1969 zog erstmals die SPD in eine westdeutsche Regierung ein, 1970 bildete Kreisky erstmals ein rein sozialdemokra­tisches Kabinett in Österreich.

Aber wie immer bei großen gesellschaftlichen Bewegungen, und die Studentenbewegung der Jahre vor und nach 1968 war zweifellos eine solche, ist ihre Bedeutung nicht allein an dem abzulesen, was sie an spontanen Losungen und Vorstellungen über sich und die Gesellschaft ausgibt. Es wäre also verfehlt, die damalige Studentenbewegung an den antiautoritären oder anarchistischen Sprüchen zu messen. Die damals Herrschenden hatten das ganz gut begriffen.

Sie erkannten, daß diese Bewegung Ausdruck einer tiefen Krise des kapitalistischen Systems war und schwerere Erschütterungen, als sie sich im Mai 1968 abzeichneten, nur durch eine neue Reformstrategie aufgefangen werden konnten, die erst zu Ende der 70er und Beginn der 80er Jahre mit dem neuerlichen tiefen Kriseneinbruch in den kapitalistischen Ländern, einer neuen Kapitaloffensive und den Neokonservatismus ihr Ende fand.

Bicht zufällig war die Studentenbewegung von damals eine internationale Erscheinung. Sie setzte an der Hohlheit, der tiefen Diskreditierung der bürgerlichen Demokratie, der Verlotterung der politischen und moralischen Leitbilder der kapitalistischen Gesellschaft an. Die Freiheit wurde nicht von den GI in Vietnam, sondern gegen die amerikanischen Invasoren verteidigt, die Demokratie nicht im Einvernehmen mit den Herrschenden, sondern in Konfrontation mit ihnen gesucht.

Bis zu jenen 60er Jahren schien der Kapitalismus stabil und unerschütterlich, und die Herrschenden konnten sich in der Hoffnung wiegen, daß es so bleiben würde. Sozialdemokraten, die ihren Frieden mit dem Kapitalismus gemacht hatten, meinten damals sogar, daß es den Kapitalismus gar nicht mehr gäbe. Und dann plötzlich, noch dazu ausgehend von der führenden kapitalistischen Macht, eine “Fundamentalop­position”, die Massen erreichte und in Bewegung setzte, für Ziele, die außerhalb der revolutionären Arbeiterbewegung schon lange als begraben galten…Eine neue soziale Schicht war entstanden, auf deren politische, ideologische Loyalität sich die Herrschenden nicht mehr verlassen konnten…”

Diese Auszüge aus einem Artikel der “Volkstimme” sind 20 Jahre alt. Wenn man/frau die derzeitigen Publikationen verfolgt, dann scheint es einmal mehr notwendig, gegen die Diskreditierung, die Verniedlichung und Verharmlosung der 68er Bewegung anzukämpfen.

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